Text: Kerstin Niemann      Foto: Jacques Toffi

Verstärkungen sind was zum Vorzeigen – wenn alles klappt! Doch damit es spielerisch und leicht aussieht, ist eine Menge konsequenter Ausbildung nötig. Damit Sie künftig bei Trab- und Galoppverstärkungen das Gefühl „Nur Fliegen ist schöner“ bekommen, hat der Dressurausbilder Philipp Hess entscheidende Tipps für Sie

Die richtigen Voraussetzungen schaffen

Erst säen, dann ernten – Ausbildungs-Checkliste für Verstärkungen

Schon in Reitpferdeprüfungen werden Trabtritte und Galoppsprünge verlängert. Verstärkungen ab der Klasse A sind durchgängig bis zum Grand Prix ausnahmslos in jeder Dressuraufgabe vertreten. Ihrer zentralen Bedeutung wird damit Rechnung getragen. Der Grund ist ganz einfach: Sowohl bei Trab- als auch bei Galoppverstärkungen und der dazugehörigen Rückführung ins Arbeits- oder später versammelte Tempo kann der Reiter fühlen und der Ausbilder sehen, ob das Pferd ausbildungsmäßig auf dem richtigen Weg ist.

Verstärkungen reitet man im täglichen Training, um grundsätzlich die Bewegungsqualität des Pferdes in den schwunghaften Gangarten Trab und Galopp zu verbessern. Um die Trabtritte ausgreifender, vorschwingender und die Galoppsprünge größer und mehr bergauf herauszuarbeiten. Außerdem kann man durch das Reiten von kürzeren Reprisen in der Verstärkung herausfinden, wie gut das Pferd an den treibenden (und verhaltenden) Hilfen ist. Am Ende ist das Reiten von Verstärkungen im Wechsel mit dem dazugehörigen Aufnehmen eine der besten Maßnahmen, um das Pferd willig und durchlässig an die Hilfen zu bekommen.

Mit Verstärkungen lässt sich jeder Punkt der Skala der Ausbildung abfragen, und es lässt sich gut analysieren, auf welchem Leistungsstand man sich befindet und woran man noch arbeiten muss. Diverse Voraussetzungen sollten – in der A-Dressur im Ansatz, im weiteren Verlauf immer deutlicher – gegeben sein, bevor man beginnt, im Trab die Tritte und im Galopp die Sprünge zu verlängern.

Übergänge früh einbeziehen

Lösen mit dem Hintergedanken „Keine lange Seite dasselbe!“

Der ständige Wechsel in Trab-Galopp-Übergängen – beim An- und Abspannen der Rückenmuskulatur im Takt des Trabs, dann wieder im Takt des Galopps – sorgt bei vielen Pferden dafür, dass sie zur Losgelassenheit finden. Zu Beginn der Lösungsphase soll das Pferd von hinten nach vorne über den schwingenden Rücken herantreten. Wichtig beim Wechsel der Gangarten: Beobachten Sie, ob das Pferd sich bei jedem Übergang „aufstützt“, lang macht, heraushebt, den Rücken wegdrückt oder heißer wird – dann verlängern Sie die Lösungsphase!

Auch die Veränderung des Gangmaßes stellt sicher, dass Sie schon beim Lösen fast alle Punkte der Skala der Ausbildung in Bezug auf Ihre „Verstärkungs-Checkliste“ abfragen. Tolle Übung für Trab und Galopp: Wählen Sie auf dem Zirkel zwei oder später vier Zirkelpunkte und verstärken Sie genau dort für maximal eine Pferdelänge Ihre treibenden Hilfen. Deutlicher treiben, mit verhaltender Zügelhilfe abfangen (das Pferd soll nicht schneller werden!), nachgeben. Beobachten Sie die Reaktion des Pferdes: Zieht das Pferd mehr in die Hand hinein? Reagiert es prompt oder verzögert? Bleibt es in konstanter Anlehnung bei diesen „Mini-Übergängen“?

Eine Übung für den Trab: Reiten Sie Übergänge innerhalb der Gangart auf Schlangenlinien durch die ganze Bahn: Auf der gebogenen Linie verstärken Sie Ihre treibenden Hilfen, beim Überqueren der Mittellinie nehmen Sie das Tempo wieder auf. Das Pferd wird besser auf Ihre Hilfen reagieren – Verstärkungen werden so leichter!

Weitere Tipps von Philipp Hess finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.