Text: Inga Dora Schwarzer      Foto: www.Slawik.com

Es ist nicht leicht, den richtigen Moment zu finden, um eine Reiteinheit zu beenden. Wer will schon aufhören, wenn es am schönsten ist oder gerade etwas schiefläuft? Dabei ist das Trainingsende entscheidend für die Ausbildung des Pferdes

Ende und Anfang, Anfang und Ende: Sie sind ein unzertrennliches Begriffspaar, Ausdruck eines immer wiederkehrenden Zyklus – auch beim Reiten. Als enge Verbindung geben Anfang und Ende die Dauer einer Trainingseinheit vor. Die Ausbilderinnen und Autorinnen Tania Konnerth und Babette Teschen beschreiben diese in ihrem Online-Reitkurs „Mit dem Herzen voran“ als „entscheidende Stellschraube für pferdefreundliches Reiten“. Eine Stellschraube ist nämlich keine gewöhnliche Schraube, kein mit Gewinde und Kopf versehener Bolzen, der fest in etwas eingedreht wird. Sie kann individuell eingestellt werden und ermöglicht eine kontrollierbare Verschiebung, um die Abstände zweier Dinge bestmöglich zu regulieren.

Zeit ist relativ

Wenn es um die Zeit im Sattel geht, nutzen Reiter jedoch oft eine herkömmliche Schraube, die, kräftig angezogen, schwer wieder lösbar ist. Noch bevor sie in den Sattel steigen, planen sie eine bestimmte Workoutlänge ein, die meist eine halbe, eine Dreiviertel- oder eine ganze Stunde misst. „Pferde teilen aber unser Zeitverständnis nicht. Sie haben keine Vorstellung davon, was „eine Reitstunde“ bedeutet. Wenn ein Pferd müde ist, ist es müde, wenn es erschöpft ist, ist es erschöpft, und wenn es überfordert ist, ist es überfordert“, merken die Expertinnen an. Bei dem einen Pferd muss das Reiten vielleicht bereits nach zehn Minuten beendet werden, weil sein Rücken noch nicht tragfähig und kräftig genug ist, während ein anderes erst vollkommene Zufriedenheit bei einem zweistündigen Geländeritt findet.

Um dem Pferd, seinen Bedürfnissen und seinem Wesen wirklich gerecht zu werden, raten sie, das herkömmliche Denken in Reitstunden aufzugeben. Stimmen Sie die Dauer des Reitens lieber mit Faktoren ab, die das Training maßgeblich beeinflussen. Dazu zählen vor allem die körperlichen Voraussetzungen (Alter, Fitness- und Trainingsstand, Tragfähigkeit, Rückenbeschaffenheit und Gesundheitszustand) sowie die psychischen Voraussetzungen des vierbeinigen Sportpartners (Grad der mentalen Gelassenheit, Entspannung und Ausgeglichenheit sowie Konzentrationsfähigkeit).

Flexibel reagieren

Hinzu kommen die aktuelle Stimmung, Tagesform und Trainingsatmosphäre. „Pferde sind Lebewesen und funktionieren nicht auf Knopfdruck. Bei einer locker-entspannten und motivierten Grundstimmung können die Einheiten länger sein, als wenn das Pferd angespannt und nervös ist“, erklären Tania Konnerth und Babette Teschen. Sie geben in ihrem Online-Kurs keine konkrete Zeitangabe vor, sondern einen Merksatz zur Orientierung an die Hand. Er lautet: „Reiteinheiten sollten immer so lange dauern, wie Pferd und Mensch gemeinsam motiviert mit Freude und Konzentration dabei sind – und das kann eben je nach Situation, Stimmung, Befindlichkeit und Umständen ganz unterschiedlich sein.“

Es gilt, früh genug mit dem Reiten aufzuhören, bevor das Pferd oder Sie selbst Anzeichen von Überforderung zeigen. Eine Überlastung beim Tier zeigt sich häufig durch Erschöpfung und Müdigkeit (u.a. häufiges Stolpern, Verschlechterung der Laufmanier, nachlassende Lauffreudigkeit), aber ebenso durch Überaktivität, steigende Unruhe oder Nervosität (losstürmen, rennen, tänzeln). Des Weiteren sinkt die Konzentrationsfähigkeit. Es kommt zu „Fehlern“, Reaktionen auf bereits etablierte Hilfen nehmen ab und „Widersetzlichkeiten“ zu (u.a. gegen den Zügel gehen, nach innen oder außen drängen, buckeln, steigen).

Den kompletten Text finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.