Text: Aline Müller      Foto: www.Slawik.com

Ohne den Takt funktioniert beim Reiten gar nichts, denn er ist die entscheidende Grundlage. In Bezug auf das richtige Timing spielt aber auch das Tempo eine wichtige Rolle. So gelingt Ihnen eine feine, korrekte Hilfengebung

Der Takt ist der erste Punkt der Ausbildungsskala. Er wird laut FN als das räumliche und zeitliche Gleichmaß aller Schritte, Tritte und Sprünge (auf geraden und gebogenen Linien) beschrieben. Das heißt, jedes Bein legt bei aufeinanderfolgenden Schritten, Tritten oder Sprüngen die jeweils gleiche Strecke in der gleichen Zeit zurück und wird dabei nicht zögernd oder übereilt aufgesetzt. Der Takt muss der jeweiligen Gangart entsprechen. In der freien Natur bewegen sich Pferde fast immer im Takt, doch wenn auf einmal Sattel und Reiter hinzukommen, dann gerät der Vierbeiner schnell aus dem Gleichgewicht. Die Aufgabe des Reiters ist es, das Pferd durch eine entsprechende Ausbildung dazu zu befähigen, sich losgelassen in einem gleichmäßigen Takt zu bewegen. Besonders junge Pferde müssen anfangs die Möglichkeit haben, den Hals als Balancierstange zu benutzen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.

Ohren auf!

Um die Begriffe Takt und Tempo besser zu verstehen, denken Sie an Musik: Der Takt sorgt hier für eine Grundstruktur. Zum Beispiel ergeben bei einem Viervierteltakt die gespielten Töne beziehungsweise die Noten innerhalb eines Taktes in der Summe vier Viertel. Diese Reihenfolge wiederholt sich ständig in gleicher Zeitspanne. Takt und Tempo sind eng miteinander verbunden. In der Musik wird das jeweilige Tempo von vornherein festgelegt. Zum Beispiel durch das Anzählen eines Dirigenten bei einem Orchester. Der saubere Takt des Pferdes wird durch das individuell passende Grundtempo vorgegeben. Ein häufiger Grund für Taktfehler ist ein zu hohes Tempo. Wenn das Pferd regelrecht vorwärts gejagt wird, dann ist es vorbei mit Gleichgewicht und Gleichmaß. Auch ungleichmäßiges oder falsches Treiben, eine zu starke Handeinwirkung sowie eine mangelnde innere und äußere Losgelassenheit können Taktfehler provozieren. Diese sind meist deutlich spürbar. Als Reiter können Sie aber auch lernen, ein Gehör für den geregelten Takt zu entwickeln. Am besten beginnen Sie auf einem befestigten oder asphaltierten Weg und konzentrieren sich dabei auf den Klang der aufsetzenden Hufe. Im Schritt sollte ein Viertakt, im Trab ein Zweitakt und im Galopp ein Dreitakt zu hören sein. Auch Verletzungen, Verspannungen oder andere gesundheitliche Probleme des Pferdes können zu Taktfehlern führen. Deshalb sollte immer nach den Ursachen geforscht werden, um ernsthafte Erkrankungen auszuschließen. Am besten beobachten Sie dazu Ihr Pferd nicht nur unter dem Sattel, sondern auch im Freilauf oder an der Longe sowie auf unterschiedlichen Untergründen und sowohl auf geraden als auch auf gebogenen Linien.

Weniger denken

Takt und Tempo beeinflussen das Timing des Reiters. Bewegt sich das Pferd in einem gleichmäßigen Takt und in einem passenden Grundtempo, dann fällt es deutlich leichter, eine feine Hilfe im richtigen Moment zu geben, als wenn der Vierbeiner beispielsweise vor dem Angaloppieren in einen Renntrab fällt und dabei das Gleichgewicht verliert. Ein gewisses Maß an Taktgefühl des Reiters ist zwar wichtig, jedoch zählt vor allem das sensible Wahrnehmen des Bewegungsablaufes des Pferdes. Dazu muss der Reiter sich darauf einlassen, den Takt und das individuelle Tempo seines Pferdes zu erfühlen. Und das heißt eben nicht, den Bewegungsablauf durch eine deutliche Einwirkung verändern zu wollen. Den meisten Pferden fällt es am leichtesten, den Takt im Trab zu halten. Als Reiter können Sie diesen außerdem über das Leichttraben direkt beeinflussen. Hingegen neigen einige Vierbeiner in der ruhigen Gangart Schritt dazu, sich zu verspannen und in den Pass, einen Zweitakt, zu wechseln. Hier ist Geduld und eine feine Einwirkung gefragt, um den Fehler zu korrigieren und den korrekten Schritt zu festigen.

Den kompletten Text finden Sie in der neuen Mein Pferd- Ausgabe.