Schulterherein und Schultervor – wie gelingt mir das?

Die Übungen der „Fit durch den Winter“-Reihe zeigten die Vorarbeit zum Schulterherein (shoulder in) und dem Schultervor (shoulder fore): So gelingt die Lektion!

SCHULTERVOR (SHOULDER FORE)

Dies ist eine Übung, bei der Du die Vorhand Deines Pferdes etwas nach innen biegst, während Du weiter dem Hufschlag folgst. In dieser Konstellation gehen die Beine deines Pferdes auf vier Hufschlägen, anstatt auf den normalen zwei Hufschlägen. Nehmen wir an, Du gehst auf der rechten Hand. Das innere Vorderbein (das rechte) ist am weitesten nach innen gestellt. Das innere rechte Hinterbein fußt am zweitweitesten vom Hufschlag entfernt Das äußere Vorderbein (das linke) ist am drittweitesten von der Bande entfernt. und das äußere Hinterbein (das linke) fußt auf dem Hufschlag. Sowohl das „Shoulder-Fore“ als auch das „Shoulder-In“ fördert die Balance deines Pferdes, erhöht die Versammlung, die Flexibilität und die Geraderichtung. Die leichte Biegung nach innen veranlasst das innere Hinterbein mehr Gewicht aufzunehmen, als wenn Du geradeaus reitest. Das Pferd sollte bei dieser Übung immer leicht um Dein inneres Bein gebogen sein. Du solltest während der Übung versuchen, immer aufrecht und tief zu sitzen und Dein Pferd gut nach vorne zu treiben. Zu Beginn wirst du nur einige wenige gute Schritte bekommen. Habe aber Geduld – es werden mehr und mehr gute Schritte werden!!! Dies gilt auch für das nachfolgende Schulterherein oder „Shoulder-In“. Wie macht man das „Shoulder Fore“ also? Reite Dein Pferd auf einem halben Zirkel nach rechts. Wenn du aus dem halben Zirkel auf die Gerade an der langen Seite einbiegst, hältst Du die Rechtsbiegung, und leitest, nur für einen Schritt, einen weiteren Zirkel ein. Dann fügst du folgende Hilfen hinzu: Nimm die Zügel leicht auf und lasse dein Pferd nicht weiter als diesen einen Schritt in den neuen Zirkel hinein Drücke den rechten Schenkel am Gurt an, um den Pferdekörper lateral nach links an der Bande entlang zu führen Setze den linken Zügel, etwas tiefer als den rechten Zügel, am Hals ein, um das Pferd etwas nach innen zu stellen Bleibe aufrecht und zentriert sitzen und lehne Dich nicht zur Seite Lasse Dein Pferd, so nach innen gestellt, nur einige Schritte gehen und entlasse es aus der Übung Diese Übung in allen Gangarten und in beiden Richtungen üben.

SCHULTERHEREIN (SHOULDER IN)

Das Schulterherein oder „Shoulder-In“ ist die beste Übung um dein Pferd biegsam und geschmeidig zu machen. Es ist für Pferd und Reiter aber auch eine der schwierigsten Lektionen. Merke dir beim Schulterherein einen wichtigen Satz: Weniger ist oft mehr!!! Die Übersetzung legt es schon nahe. Die Westernreitübung „Shoulder-In“ ist mit dem klassischen „Schulterherein“ gleichzusetzen. Aber das ist für Dich weniger wichtig zu wissen. Das Shoulder-In ist also eine etwas schwierigere Übung als das Shoulder-Fore, weil sie etwas mehr Biegung im Pferd verlangt. Der Kopf, der Hals und die Schultern werden etwas nach innen gebogen, so dass die Beine sich auf drei Hufschlägen bewegen. Du darfst dein Pferd bei dieser Übung keinesfalls „überbiegen“, d.h. zu stark nach innen abstellen. Das ist ein häufig zu beobachtender Fehler und die Lektion verfehlt völlig ihre Wirkung. Nehmen wir an, du gehst auf der rechten Hand. Das innere Vorderbein (das rechte) ist am weitesten nach innen gestellt und geht auf einem eigenen, inneren Hufschlag. Das innere Hinterbein (das rechte) und das äußere Vorderbein (das linke) gehen hintereinander auf einem „mittleren, gemeinsamen“ Hufschlag. Das äußere Hinterbein (das linke) geht am dichtesten an der Bande oder an der Reitbahnbegrenzung auf einem eigenen, äußeren Hufschlag. Das Pferd sollte in etwa 30° abgestellt sein. Nochmal: Nicht mit dem inneren Zügel nach innen ziehen! Das Shoulder-In aktiviert die Hinterhand deines Pferdes und diese Hinterhand schiebt das Pferd vermehrt nach vorne. Die Anhebung der Vorhand wird gefördert und eine Schiefheit im Pferd (Crookness) wird damit korrigiert!!! Hierzu die Übung: Gebrauche die gleichen Hilfen wie beim Shoulder-Fore und füge folgende Hilfen hinzu: Benutze vermehrt deinen Sitz, um das Pferd stärker nach vorne zu treiben, weil du mehr Biegung verlangst und dein Pferd deshalb mehr Vorwärtsenergie benötigt. Setze etwas mehr rechten Zügel ein, um die Biegung zu erhalten, weil es bei der Entwicklung der Vorwärtsenergie leichter die Biegung verliert. Lasse dein Pferd nur einige Schritte gehen und entlasse es aus der Übung. Diese Übung in allen Gangarten und in beiden Richtungen üben. Ich zeige Dir das Schulterherein nachfolgend noch einmal von vorne. Diesmal nach links gestellt. Dabei habe ich natürlich einen Hintergedanken. Du siehst auf diesen Fotos wieder sehr gut die drei Hufschläge, da man von vorne oder hinten betrachtet, nur drei Pferdebeine sehen sollte. Aber wo ist der Hintergedanke? Richtig erkannt: Diese Fotos wurden ausgewählt, um nochmals die Ausführungen deutlich zu machen: Dass sich nämlich in der Ausbildung des Pferdes, das Westernreiten nicht so stark vom Klassischen Reiten unterscheidet. Wer nicht gewillt ist, mit Sitz, Schenkel und Gewicht zu arbeiten und dabei die Zügel anzupacken, weil man das im Westernreiten ja nicht tut, der hat nichts auf einem Pferd verloren!!! Hier gehts zum nächsten Thema: Aufrichtung   Hier geht es zur Reitübungsübersicht