Text: Aline Müller        Foto: imago images/ Westend61

Diese Übungen helfen dem Reiter, möglichen Stress beziehungsweise Anspannungen besser wahrzunehmen 
und Veränderungen zu erkennen.

Beobachten und 
 Stopp sagen


Negative Gedankenströme schwirren plötzlich durch den Kopf und schon bald fahren auch die Gefühle Achterbahn. Dabei können die Auslöser vielfältig sein: von der eigenen Verfassung über Probleme, die von Mitmenschen bei einem abgeladen werden, bis hin zu alltäglichen Sorgen oder Zukunftsängsten. Reiter sollten generell auch im Stallalltag lernen, achtsamer zu sein, denn vielen ist nicht bewusst, was sie alles mit zum eigenen Pferd nehmen. Der erste Schritt ist, sich Gedanken und Gefühlen bewusster zu werden. Beobachten Sie und vermeiden Sie es, zu bewerten. Es geht nicht darum, sich bestimmte Gedanken oder Gefühle zu verbieten. Vielmehr können Sie üben, in Gedanken ein Stopp-Zeichen zu setzen, wenn der negative Gedankenfluss ins Rollen kommt. Dazu können Sie sich ein Stopp-Zeichen vorstellen oder sich einfach „Stopp“ sagen. Vielleicht hilft es Ihnen auch, ein Symbol auf ein Papier zeichnen und zum Beispiel in Ihr Spind zu kleben.

Den Bauch um Rat fragen


Das Treffen von Entscheidungen kann zum echten Stressfaktor werden. Im Umgang mit dem Pferd sind Entscheidungen jedoch an der Tagesordnung: Welche Übung würde meinem Pferd gerade guttun? Wann soll ich die Trainingseinheit beenden? Würde mir und meinem Vierbeiner heute einfach eine entspannte Runde ins Gelände guttun? Sind mein Pferd und ich schon bereit für ein Turnier? Ist der neue Trainer wirklich gut für uns? Ein guter Wegweiser in Sachen Entscheidungen ist die eigene Intuition. Natürlich ist sie kein Computer, der auf Knopfdruck funktioniert. Vielmehr braucht es etwas Übung, um Entscheidungen aus dem Bauch heraus zu treffen. Gleichzeitig werden aber auch das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl gestärkt.

Neue Blickwinkel einnehmen


Stress kann einem regelrecht Scheuklappen aufsetzen. Wir fühlen uns gefangen im Stress-Strudel und wissen nicht so recht, wie wir uns aus dem Sog befreien können. Fragen Sie sich „Was wäre wenn?“ und betrachten Sie die Situation, die Ihnen Stress bereitet, aus unterschiedlichen Perspektiven. Was wäre der Worst Case, der eintreten könnte? Wie könnte die Situation im für Sie perfekten Zustand von Ihnen und Ihrem Pferd gemeistert werden? Welche weiteren Optionen sind möglich und mit welchem Mittelweg wären Sie derzeit bereits zufrieden? 
Diese Fragen helfen, einen Misserfolg 
zu vermeiden und lösungsorientierter 
zu denken.

Unterrichts-/Reittagebuch


Wissen Sie noch, wie Sie sich in den letzten zwei Wochen bei der Arbeit oder im Umgang mit Ihrem Pferd gefühlt haben? Wir haben oft so viel im Kopf, dass wir schnell vergessen, welche Fortschritte wir gemacht oder welche Situationen wir bereits gemeistert haben. Führen Sie ein Tagebuch, in dem Sie wichtige Punkte wie die Qualität der Reiteinheit, aber auch Ihre Gedanken und Gefühle notieren. Beginnen Sie immer damit, was an dem jeweiligen Tag gut gelaufen ist. Anschließend beschreiben Sie Situationen, die Stress verursacht haben. Blicken Sie nach einer Weile zurück: Lassen sich in den folgenden Tagen und Wochen Muster erkennen? Gibt es immer wieder bestimmte Situationen, welche Sie und Ihr Pferd unter Stress setzen? Sie können Ihre Notizen auch mit Ausbildern oder Therapeuten besprechen.

Vorbilder als Orientierung


Im Reitalltag gibt es immer wieder Situationen, die herausfordernd sein können. Fragen Sie sich dann, was Ihr Ausbilder oder ein reiterliches Vorbild tun würde. Visualisieren Sie das Ganze, indem Sie es sich auch wirklich vorstellen. Diese Vorbilder können Sie sich selbst suchen und sie gegebenenfalls auch im Training beobachten, sich Videos anschauen oder vielleicht sogar im Unterricht hospitieren. Ein Beispiel: Bei den einfachen Galoppwechseln ist Ihr Pferd unruhig und es würde am liebsten sofort wieder angaloppieren. Bleiben Sie selbst ruhig und beobachten Sie Ihr Vorbild beim Training der einfachen Wechsel. Vielleicht finden Sie dazu auch passende Tipps in einem Video online. Steigen Sie das nächste Mal mit einem positiven Gefühl in den Sattel und probieren Sie die Tipps aus.

Den kompletten Artikel finden Sie in der August-Ausgabe der Mein Pferd.