Text: Alexandra Koch Foto: Malte Schwarzer
In der heutigen Welt, in der viele von uns lange Stunden im Sitzen am Schreibtisch verbringen, sind Rückenschmerzen zu einer Volkskrankheit geworden. Doch auch zahlreiche Reiter klagen, obgleich sie sich durch ihren Sport vergleichsweise viel bewegen, über Rückenprobleme.
Durch extreme Sitzpositionen auf dem Pferd wird das Gleichgewicht – und gleichzeitig der Aufbau der Rückenmuskulatur – gefördert, erklärt Meyners. „Zum Zweck der Förderung des Gleichgewichtes habe ich den ,BALIMO‘ entwickelt. Er führt bei vielen Menschen zu einem besseren Körpergefühl und Körperbewusstsein, da die Bewegungen darauf dreidimensional ablaufen. Diese Dreidimensionalität des Reiters ist Voraussetzung, um das Pferd nicht in seiner eigenen Dreidimensionalität der Bewegung zu behindern.“
Eine beliebte Übung aus Meyners Repertoire zum Aufwärmen vor der Reitstunde ist das „Ziffernblatt“: „Der Reiter sitzt auf dem BALIMO und stellt sich vor, dass er das Ziffernblatt einer Uhr ist. Zunächst senkt der Reiter sein Becken nach rechts und sitzt auf 3 Uhr, dann nach links auf 9 Uhr, dann kippt er sein Becken auf 12 Uhr nach vorn und auf 6 Uhr nach hinten. Danach können kreisförmige Bewegungen in alle Richtungen folgen. Er ist also der Zeiger auf dem Ziffernblatt. Er rollt sein Becken etwa von 6 Uhr Richtung 14 Uhr oder von 6 Uhr Richtung 10 Uhr. Das entspricht der einseitigen Gewichtshilfe rechts und links.“
Immer locker bleiben
Ein schlechter Reitersitz und ein verspannter Rücken hängen oft mit einer falschen inneren Einstellung zusammen, betont Eckart Meyners. Diese wiederum führt zu Verspannungen der Muskulatur. Gleich beim Aufwärmen kann der Reiter dagegen vorgehen. „Viele Menschen nehmen negative Gedanken mit aufs Pferd oder sind viel zu verbissen. Wenn man sie darauf hinweist, bemerken sie das schnell an aufeinandergepressten Zähnen und einem verspannten Kiefer. Wer sich mit Bewegungslehre beschäftigt, weiß, dass vom Kiefer eine direkte Verbindung in den Körper und zu allen Gliedmaßen besteht. Wir alle kennen das, wenn wir mit verspanntem Kiefer nach einem schlechten Traum oder einer ungünstigen Lage im Bett aufwachen. Uns schmerzt der Kiefer, und das überträgt sich auf die Halsmuskulatur und den Rücken. Wir fühlen uns allgemein verspannt.“
„Ich nutze in meinen Kursen häufig die Übung, dass die Reiter zunächst den Ober- und Unterkiefer fest aufeinanderbeißen sollen und dann den Kopf schütteln. Und danach sollen sie den Mund öffnen und wieder schütteln. Sie bemerken dabei sofort, dass Letzteres deutlich leichter fällt. Entspannung kann jeder durch das Massieren der Kaumuskulatur herbeiführen.“ Meyners abschließender und übergeordneter Tipp: Reiten soll einfach Spaß machen! Denn warum sonst übt man das Hobby aus? „Und die Freude daran darf man sehen“, betont er. „Die meisten Reiter sind ernst und starr, und diese Haltung überträgt sich auf den ganzen Körper und damit auch auf den Sitz. Ein ernster Reiter (ebenso wie ein ernster Mensch im Alltag) ist nie locker. Im Unterricht sollten deshalb Emotionen immer möglich sein. Wenn man etwas – und sei es auch noch so klein – erreicht, dann muss man sich doch darüber freuen können! Vom Aufwärmen bis zum Trockenreiten!“
Franklins bunte Bälle
Es gibt Franklin-Bälle in ganz unterschiedlichen Varianten. Da wären zum einen die „Original-Franklin-Bälle“, welche eine kraterförmige Oberfläche haben und mit Luft gefüllt sind. Dazu kommt der „Franklin Soft Ball“, welcher ebenso wie der „Franklin Universal Mini“ aus Latex gefertigt wird und mit Luft gefüllt ist. Es gibt mit dem „Franklin Fascia-Ball“ und dem „Franklin Fascia-Ball Grip“ auch Bälle, die mit Wasser gefüllt sind. Und dann wären da noch die beliebten Rollen: die „Franklin Mini-Rolle“ enthält Luft, die „Franklin Fascia-Rolle“ Wasser. „Generell ist zu empfehlen, dass die Bälle und Rollen zunächst am Boden, beispielsweise auf einem Stuhl, genutzt werden, bevor man sie mit auf das Pferd nimmt“, erklärt Eckart Meyners. „Innerhalb einer Reiteinheit sollten nicht mehr als zwei unterschiedliche Utensilien benutzt werden.“ „Die Mini-Rolle etwa wird quer im Sattel direkt unter den Sitzbeinhöckern platziert. Die Bewegung des Beckens sollte dabei nach vorne und hinten gleich groß sein können. „An den Sitzbeinhöckern befinden sich wichtige Akupunkturpunkte, welche die nicht willkürlich funktionierenden Rückenmuskeln anregen“, beschreibt Meyners. „Gleichzeitig werden die Gesäß- und Oberschenkelmuskeln funktional miteinbezogen. Zudem wird durch den Einsatz der Rolle und Bälle unter den Sitzbeinhöckern die Lumbodorsalfaszie angeregt, die den Ober- und Unterkörper miteinander verbindet. Das wiederum fördert die fließenden Bewegungen durch den Reiterkörper vom Kopf bis zu den Füßen. Die Mini-Rolle ist deshalb ideal, um einen eher unbeweglichen Reiter mobiler zu machen. Dadurch, dass er die Rolle unter dem Gesäß hat, ist der Reiter ständig in Bewegung. Es ist ihm gar nicht möglich, sich nicht zu bewegen. Er muss sich immer wieder den neuen Gleichgewichtssituationen anpassen, was Flexibilität der Wirbelsäule erhöht.“
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