Text: Inga Dora Schwarzer     Foto: www.Slawik.com

Rückwärtsrichten kräftigt die Hinterhand, führt zu einem Aufwölben des Rückens und erhöht die Versammlungsfähigkeit des Pferdes. Genug Gründe, um die Lektion ins tägliche Training einzubauen. Doch sie verlangt auch eine sehr gefühlvolle Hilfengebung und ist anfällig für Probleme

Kann man sich durch Rückschritt nach vorne bewegen? Thomas Dold meint ja. Der Athlet zählt zu den wenigen hundert Menschen weltweit, die Rückwärtslaufen als wettkampfmäßigen Sport betreiben. Er hat darin sogar bereits einige Weltrekorde aufgestellt.

„Ich laufe rückwärts, um herauszufinden, zu was mein Körper und Geist fähig ist. Denn Rückwärtslaufen beansprucht nicht nur eine ganz andere Muskulatur als das Vorwärtslaufen, sondern fordert ebenso den Geist. Nicht zu wissen, was kommt, dem Unbekannten entgegenzulaufen und dennoch mit breiten Schultern, zielsicher, fokussiert und selbstbewusst seinen Weg gehen. Das ist für mich Rückwärtslaufen“, erklärt er auf seiner Homepage.

Und weiter: „Beim Rückwärtslaufen wird vor allem die Muskulatur im Rücken- und Po-Bereich trainiert. Dazu wird die Koordination weiter ausgebildet. Zudem ergeben sich spürbar positive Effekte auf die Lauftechnik im Vorwärtslaufen.“

Unlogische Bewegung

Ähnliches gilt für das Rückwärtsrichten in der Pferdeausbildung. Auch das Pferd bewegt sich von Natur aus eher selten rückwärts. Eigentlich nur dann, wenn es muss. Da sich hinter ihm ebenfalls ein toter Winkel befindet und es ins Ungewisse läuft, weicht es meist nur wenige Tritte zurück, um dann auf der Hinterhand zu drehen und die Richtung zu wechseln. Der rückwärtsgerichtete Bewegungsablauf ist also eher unüblich für den vierbeinigen Sportpartner. Deshalb sollte die Lektion behutsam und gefühlvoll trainiert werden.

Wird sie richtig vorbereitet und geritten, profitiert das Reitpferd aber davon. Sie führt zu einer Verbesserung des Körpergefühls, schult die Balance, stärkt die Hinterhand und bewirkt ein Aufwölben des Rückens. Durch die stärkere Hankenbeugung kann der Reiter an der Versammlung arbeiten sowie die Durchlässigkeit (also die punktgenaue Reaktion auf seine Hilfen) überprüfen. Kurzum: Es ergeben sich bei den Tieren ebenso positive Effekte für die Vorwärtsbewegung.

Als Voraussetzung für das Rückwärtsrichten sollte sich das Pferd in allen Gangarten losgelassen bewegen sowie halbe und ganze Paraden gut annehmen. Besonders die ganze Parade zum Halten muss im Vorwege harmonisch gelingen und vertrauensvoll vom Vierbeiner ausgeführt werden.

Im Gleichmaß

Und so soll es aussehen: Das Pferd tritt in weicher, steter Anlehnung zur Hand des Reiters kontrolliert, gleichmäßig und in diagonaler Fußfolge zurück. Die Fußfolge ähnelt der des Trabes. Jedoch fehlt beim Rückwärtsrichten die Schwebephase. Daher spricht man von Tritten und nicht von Schritten. Diese sollten gleich lang sein. Die Hufe werden deutlich vom Boden abgehoben und auf gerader Linie zurückgeführt. Dabei nimmt das Pferd mit den Hinterbeinen mehr Last auf, beugt also seine Hanken stärker, wodurch sich wiederum die Kruppe absenkt und vor allem die Lendenwirbelsäule aufwölbt. Der Kopf befindet sich leicht vor der Senkrechten, das Genick ist der höchste Punkt.

Den gesamten Artikel finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.

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