Text: Anna Castronovo     Foto: www.Slawik.com

Tiegel, Flaschen, Dosen, Sprays – wer im Reitsportladen ein Hufpflegemittel kaufen will, steht oft ratlos vor einem riesigen Regal und fragt sich: Was ist das Richtige für mein Pferd?

Bei der Wirkung aller Pflegemittel, ob Fett, Öl, Gel, Spray, Balsam oder Salbe, kommt es immer darauf an, ob sie auf Wasserbasis wirken oder fetthaltig sind. Denn nicht alle Pflegeprodukte können in die Hufwand einziehen. Vereinfacht gesagt: Wasser dringt ein, Fett liegt obenauf und verschließt.

Wie wirken wasserlösliche Produkte?

Wasser kann die Hufwand in beide Richtungen durchdringen. Wenn ein Pflegemittel dort etwas bewirken soll, muss es deshalb wasserlöslich sein. Dann kann es bis zu 0,4 Millimeter in das Hufhorn eindringen, dort kommen dann die Wirkstoffe zur Geltung, und das Wasser verteilt sich im restlichen Huf. Zu diesem Ergebnis kam eine Doktorarbeit von Brigitta Monhart an der Universität Zürich. Elastizität und Belastbarkeit des Horns können durch Pflegemittel also schon etwas verbessert werden – 0,4 Millimeter sind allerdings nicht viel.

Das gilt jedoch nur für intaktes Hufhorn. In Risse, Spalten und Nagellöcher können die Pflegemittel natürlich auch vordringen. Das ist vor allem für die Wirkung von antibakteriellen Produkten wichtig, die an diesen Stellen Fäulnisprozesse stoppen sollen.

Interessant ist auch, dass der Farbstoff Melanin im dunklen Hufhorn die Wasseraufnahmegeschwindigkeit zu vermindern scheint. Das würde im Umkehrschluss bedeuten, dass helles Hufhorn schneller Feuchtigkeit aufnimmt, und das könnte eine Erklärung dafür sein, dass dieses oft stärker angegriffen ist. Das bedeutet nämlich, dass auch die in der Stallfeuchte, also im Urin des Pferdes gelösten Schadstoffe, in größeren Mengen und schneller vom hellen Horn aufgenommen werden.

Bei der Pflegewirkung von wasserlöslichen Produkten kommt es natürlich auf die Inhaltsstoffe an. Viele Wirkstoffe sind unsinnig oder überflüssig. Einen positiven Einfluss können aber zum Beispiel feuchtigkeitsregulierende Substanzen haben. Und Substanzen, welche die hornzersetzenden Keime minimieren. Durch die Feuchtigkeit, die in Pflegemitteln auf Wasserbasis enthalten ist, wird besonders in trockenen Perioden der Wasserhaushalt des Hufes unterstützt. Es gibt übrigens auch Öle in wasserlöslicher und Feuchtigkeit bindender Formulierung, die in dieser Form – im Gegensatz zum Huffett – einen Feuchtigkeitsaustausch zulassen.

Wie wirken fetthaltige Produkte?

Normalerweise verschließt Fett die Hornoberfläche. Wasser kann sie dann nicht mehr durchdringen. Das kann sinnvoll sein, wenn man den Huf in extremen Trockenperioden erst wässert und dann fettet, damit die Feuchtigkeit länger im Huf gespeichert wird. Oder um einen zu feuchten Huf vor noch mehr Feuchtigkeit zu schützen.

Das Problem ist jedoch, dass Fett das Horn luftdicht verschließt und in Nagellöchern oder Rissen ein Milieu entstehen kann, in dem sich Pilze und Bakterien wohlfühlen und vermehren. Es wäre deshalb auch unsinnig, Sohle und Strahl mit Fett zu versiegeln, da sich darunter Mikroorganismen, die ohnehin gerne auf diesen Bereichen leben, erst recht wohlfühlen und vermehren.

Im Haut-Horn-Übergang am Kronrand können dagegen auch die Wirkstoffe aus fetthaltigen Produkten eindringen. Deshalb sind zum Beispiel Lorbeersalbe oder Huföle wirksam, die dort einmassiert werden. Sie können zu schnellerem Wachstum und einer besseren Qualität des Horns führen. An der Hufwand beeinflusst man damit aber nur den Feuchtigkeitsgehalt, nicht die Wachstumsrate.

Pferdebesitzer sollten also zunächst mit ihrem Hufschmied klären, welche Ursache die Probleme haben und sich dann überlegen, welches Prinzip – ein fetthaltiges, wasserlösliches oder antibakterielles Produkt – sinnvoll ist.

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