Text: Alexandra Koch                Foto: imago images/ Lafrentz

Über wenige Gebisse wird so viel diskutiert wie über die Kandare. Zu scharf, zu gefährlich oder doch einfach nur ein Werkzeug für eine bessere Hilfengebung? Wir haben uns die Zäumung etwas genauer angesehen

Die Kandare hat in Reiterkreisen schon so manche Diskussion losgetreten. Sie kann – in geschulten Händen – zur Verfeinerung der Hilfen beitragen, aber bei ungeübten Reitern auch das Gegenteil und schlimmstenfalls gesundheitliche Schäden beim Pferd bewirken.

Die Hilfengebung muss in jeder Hinsicht immer fein vor sich gehen. Das gilt nicht nur bei der Zäumung auf Kandare, sondern für jegliches Gebiss. „Es gilt, den treibenden Impuls von Kreuz und Schenkeln aus der Hinterhand über den Rücken und das Genick des Pferdes am Gebiss in der Hand federnd entgegenzunehmen“, betont Gräf. „Eine uralte Weisheit lautet: Nur so viel in die Hand bekommen, wie man von hinten hineintreibt. Die Kunst ist es dann, sofort nach dem kurzen Moment des „Abstoßens“ vom Gebiss eine ganz feine Verbindung anzubieten, die dem Pferd angenehm ist.“ Bei der Kandare ist wichtiger denn je, dass die Hand des Reiters vollkommen unabhängig vom Sitz des Reiters agiert.

Dressurausbilderin Sabine Ellinger aus der Nähe von Stuttgart, die wie Gräf immer wieder zu Kursen in die Schweiz fährt, betont, dass an gutem Reiten stets intensiv gearbeitet werden sollte. „Feinfühliges Reiten mit feiner Hand und das Herantreten des Pferdes an alle vier Zügel ist das Ziel beim Reiten auf Kandare.“

Ein bedeutsamer Schritt



Für Dressurpferde, die für das höchste Leistungsniveau ausgebildet werden, steht der Schritt irgendwann während der Ausbildung bevor, dass sie viel Metall (Kandare und Unterlegtrense) im Mund tragen. Ein großer Schritt für ein junges Pferd. Für einen Reiter, der sich mit der Handhabung von zwei Zügeln pro Hand noch nicht auskennt, gilt exakt das Gleiche. Und so muss beim Erarbeiten des Reitens auf Kandare in jeder Hinsicht viel Zeit eingeplant werden. Bevor das Pferd erstmals mit den zwei Gebissen im Maul geritten wird, sollte es alle Lektionen der Klasse L sicher beherrschen, betonen Gräf und Ellinger gleichermaßen. „Das Niveau, das Reiter und Pferd bei Prüfungen der Klasse L erreicht haben, kann als guter Maßstab dienen, wann man erstmals über den Nutzen einer Zäumung auf Kandare nachdenken kann“, so Uta Gräf.

Den kompletten Artikel finden Sie in der Mein Pferd-Ausgabe 06/2022.