Welche Punkte zu beachten sind, damit das Gebiss nicht zur eisernen Faust im Pferdemaul wird, erklärt Ihnen unser Experte Michael Putz
Interview: Jessica Classen; Foto: Christiane Slawik

Wie sind die Laden geformt?
Die Lade ist die zahnfreie Lücke zwischen Schneide- und Backenzähnen im Unterkiefer. Das Gebiss liegt auf der Zunge und den Laden. Die Knochen der Unterkieferäste, auf denen es liegt, können verschiedene Formen haben: So können sie scharfkantig und knochig sein, was dazu führt, dass sie sehr empfindlich sind; hier ist ein dickeres Mundstück zu empfehlen, weil es weicher wirkt. Sie können aber auch wulstig und weniger empfindlich sein; dann nutzen Sie besser ein dünneres Gebiss. Bei jungen Pferden besteht zudem die Möglichkeit, dass unentwickelte Zahngebilde gerade an der Stelle der Lade unter der Haut liegen, die vom Gebissstück berührt werden. Durch Betasten der Laden mit den Fingerkuppen können Sie ihre Form überprüfen. Schieben Sie dazu Ihre Finger sanft seitlich in das Maul des Pferdes.

Wie wichtig ist die Form des Gebisses?
In der Regel werden einfach und doppelt gebrochene Trensengebisse verwendet; gelegentlich kommen auch ungebrochene, also Stangengebisse zum Einsatz, – diese am häufigsten als biegsame Gummi- oder Kunststoffgebisse. Welche Art dem einzelnen Pferd am angenehmsten ist, sollte man am besten ausprobieren. Vom Grundsatz her soll beim Reiten mit einem Gebiss der Druck gleichmäßig auf Zunge und Laden verteilt werden. Deshalb sollte das Gebiss auch möglichst so im Maul liegen, dass das Pferd nicht verleitet wird, die Zunge darüber zu legen. Die Dicke des Gebisses ist abhängig von der Länge der Maulspalte und der Form des Gaumens des Pferdes. Da heutige Pferde meist „kleinere Mäuler“ haben, sollten Gebisse nicht dicker als 16 oder 18 Millimeter sein. Um zu prüfen, wie viel Platz im Maul Ihres Pferdes ist, versuchen Sie Ihre Finger zwischen die Laden zu schieben, während das Gebiss im Pferdemaul liegt und dieses geschlossen ist. Können Sie zwei Finger übereinanderlegen, ist der Raum zwischen Zunge und Gaumen ausreichend, und die Zunge wird nicht eingeklemmt. Dann ist die Dicke des Gebisses ideal. Hat Ihr Pferd ein sehr niedriges Maul und Sie haben nur einen Finger hoch Platz, sollten Sie ein extra dünnes Gebiss mit 14 Millimetern verwenden. Noch dünner darf ein Gebiss auf dem Turnier laut LPO nicht sein. Ausnahme sind Ponys: Bei ihnen gilt eine Mindestdicke von zehn Millimetern. Je dünner jedoch ein Gebiss ist, desto punktueller wirkt es besonders auf die Laden, und desto schärfer ist es auch. Das bedeutet für den Reiter, dass er umso bewusster und sorgfältiger seine Zügelhilfen einsetzen muss. In jedem Fall muss er darauf achten, dass das Gebiss möglichst ruhig im Maul liegt und dass er dem Pferd eine konstante Verbindung an beiden Zügeln bietet. Dann fängt das Pferd an zu kauen, was sich sehr positiv auf seine Losgelassenheit auswirkt, besonders im Genick. Je sensibler ein Pferd ist, desto unangenehmer ist ihm ein loser, ständig springender Zügel. Die heute wieder sehr weit verbreiteten Olivenkopfgebisse sind nur bedingt empfehlenswert. Eine Wassertrense, bei der die Ringe beweglich sind, hat den Vorteil, dass das Gebiss gleichmäßiger im Maul liegt und nicht durch die Einwirkungen mit den Zügeln ständig um seine Längsachse bewegt wird.

Wie lang darf ein Gebiss sein?
Ein zu langes Gebiss würde im Maul zu sehr hin- und herrutschen, ein zu kurzes die Hautfalten schmerzhaft einklemmen. Generell gilt daher: Das Gebiss sollte einen halben Zentimeter länger sein, als das Maul des Pferdes breit ist. Gemessen wird dabei von Gebissring zu Gebissring. Leihen Sie sich zum Messen ein relativ großes Gebiss und legen es Ihrem Pferd ins Maul. Ziehen Sie dann das Gebiss sanft in eine Richtung, bis der Gebissring auf der anderen Seite anliegt. Nun fassen Sie mit Daumen und Zeigefinger an die Stelle, wo es aus dem Maul des Pferdes herauskommt, und nehmen es wieder heraus. So können Sie die Maulbreite nachmessen.

Wie eng darf das Gebiss verschnallt sein?
Die Verschnallung des Gebisses ist von verschiedenen Faktoren abhängig: Es darf einerseits nicht so tief liegen, dass es gegen die Zähne stößt oder das Pferd die Zunge darüber schieben kann. Andererseits drückt ein zu hoch verschnalltes Gebiss die Lefzen an die Zähne und verursacht dem Pferd Schmerzen. Insgesamt ist die Verschnallung von Trensen an die verschiedenen anatomischen Aspekte des jeweiligen Pferdes gebunden. Das Gebiss muss ruhig im Pferdemaul liegen und an den Maulwinkeln angelegt sein. Das Pferd sollte aussehen, als würde es lächeln. Ist das Gebiss allerdings zu tief verschnallt, kann das Pferd seine Zunge darüberschieben, was auf die Laden drücken würde. Der häufigste Fehler ist, dass die Backenstücke zu lang sind und das Gebiss dadurch zu tief hängt.

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