Text: Inga Dora Schwarzer          Foto: www.Slawik.com

Immer mehr Reitlehrer bieten jetzt auch Online- Unterricht an. Doch welche Voraussetzungen sind dafür notwendig? Und wie nützlich sind die Hilfestellungen aus der Ferne? Antworten darauf geben die Ausbilderinnen Beatrice Bialas und Nancy Heiber

Ideal für Fortgeschrittene

Sie hält den Online-Unterricht besonders für diejenigen geeignet, die keine zwingende händische Hilfe mehr benötigen, allein aufsteigen können, sattelfest und in der Lage sind, ihr Pferd so zu händeln, dass keine Gefahr droht, auch wenn ein Dritter nicht eingreift. Mit dem Grad der Ausbildung würde der Mehrwert für den Reiter steigen (z. B. Vor- und Nachbereitung von Prüfungen). „Ein Turnierreiter der Klasse A und aufwärts profitiert mehr davon als ein Reiter, der gerade den Longenunterricht verlassen hat, da die Motorik bereits sicher funktioniert und er meiner Erfahrung nach besser in der Lage ist, Zuhören und Reiten/Umsetzen besser miteinander zu verbinden“, sagt sie.

Gerade das händische Eingreifen durch den Reitlehrer fällt beim virtuellen Reitunterricht nämlich komplett weg. „Er kann das Pferd nicht anfassen und am Reiter keine Sitzkorrekturen mittels Anfassens vornehmen, was bei Anfängern oft erforderlich ist“, so Bialas weiter.

Das sei der größte Nachteil, stimmt Heiber zu. „Egal, um was für ein Training es sich handelt, ich fasse die Pferde gerne an und reite meine Kundenpferde auch selbst. Das ist beim Reitunterrichtgeben und insbesondere bei Schwierigkeiten immer hilfreich. Probleme kann ein guter Trainer dank sei- nes geschulten Auges und seiner langjährigen Erfahrung zwar auch aus der Ferne einschätzen, aber Reiten gelingt ja nicht nach einem Bauplan, sondern braucht viel Gefühl. Entsteht bei neuen Übungen oder Aufgaben im Online-Training Stress bei Pferd und Reiter, weil etwas nicht gleich gelingt, gehe ich vielleicht früher als im Vor- Ort-Training einen Schritt zurück, um bei- den wieder mehr Sicherheit zu geben.“

Auch der Mangel an physischer Präsenz bringt eine Veränderung mit sich. „Bin ich vor Ort, verspüren viele Reiter mehr Sicherheit im Sattel, weil sie ein Stück Verantwortung an mich abgeben. Das ist beim Online- Live-Unterricht nicht so gegeben.“

Ihr selbst fehle der direkte Kontakt mit ihren Schülern, sagt sie. „Ich bin jemand, der viel gestikuliert, Dinge vormacht und immer sehr aktiv in das Unterrichtsgeschehen involviert ist. Das sehen die Reiter beim Live-Unterricht ja nicht. Da musste ich mich am Anfang umstellen. Wie erkläre ich dieses oder jenes, wenn ich es nicht zeigen kann? Wenn man die Leute aber gut kennt, kann man aber auf das zurückgreifen, was war“, so die Expertin.

Kommunikative Fähigkeiten

Eine gute Kommunikation ist deshalb die Basis für einen erfolgreichen Online-Live- Unterricht. Der Ausbilder müsse dafür sorgen, dass die richtigen Informationen beim Reiter ankommen. Umgekehrt müsse man sicherstellen, dass der Reiter ebenfalls einen Weg habe, seinem Trainer mitzuteilen, was ihm gerade wichtig sei, sagt Bialas.

„Ein guter Ausbilder muss oft nicht nur das Reiten vermitteln, sondern in vielen Fällen auch Lerntechniken, mentale Übungen oder ein Gefühl für den Sport- und Freizeitpartner Pferd vermit-teln. Reiten ist immer auch ein Mentalsport. Was der Reiter denkt, bekommt das Pferd zu spüren. Der Online-Unterricht stellt zweifelsohne höhere Anforderungen an den Reitlehrer, denen man gerecht werden muss, um qualifiziert zu unterrichten. Er kommt daher meiner Ansicht nach nur für erfahrene und sehr gut (sport)psychologisch ausgebildete Reitlehrer in Frage“, so die Expertin.

Mehr Informationen zum Thema „Online Coaching“ finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.

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