Text: Inga Dora Schwarzer          Foto: Laura Herale (www.lovely-moments-fotografie.de)

Ihr Pferd hört Ihnen nicht zu und versteht Ihre Hilfen oft nicht? Dann ist es an der Zeit, die Kommunikation mit dem Vierbeiner auf den Prüfstand zu stellen. Wie Sie die Körpersprache Ihres Pferdes richtig lesen und Ihr Gefühl für die Hilfengebung verbessern, erklärt Pferdeverhaltenstrainerin Marie Heger.

„Man kann nicht nicht kommunizieren, denn jede Kommunikation (nicht nur mit Worten) ist Verhalten, und genauso wie man sich nicht nicht verhalten kann, kann man nicht nicht kommunizieren“, sagte einst der österreichische Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick. Für ihn ist die Kommunikation nicht auf Verbales reduziert, sondern beinhaltet auch nonverbale Signale, die sich in Mimik und Gestik widerspiegeln. Der Begriff der „Körpersprache“ beschreibt es treffend – und schon wird eine Gemeinsamkeit zwischen Mensch und Tier ersichtlich. Denn Pferde drücken sich hauptsächlich über ihr Verhalten, also über ihre körpersprachlichen Signale, aus.

Aktion und Reaktion

Diese erste Grundregel bekommt im Hinblick auf Aussagen wie „Der Bock will nicht!“ oder „Er reagiert nicht!“ eine neue Dimension. „Denn das Pferd reagiert immer auf das, was der Reiter tut, weil es – wie wir Menschen auch – eben nicht nicht reagieren kann. Es gibt immer eine Antwort. Ob diese vom Reiter allerdings so erwünscht war, steht auf einem anderen Blatt. Der Vierbeiner aber hat für sich eine Lösung gefunden, die für ihn gut funktioniert“, erklärt Pferdeverhaltenstrainerin Marie Heger. Reiter und Pferd bewegen sich so in einem unendlichen Kreis von Aktion und Reaktion. „Da kann immer mal etwas schieflaufen, weil der Mensch vielleicht zu viel wollte oder er das Pferd nicht verstanden hat“, sagt sie.

Dieser ersten Grundregel folgt noch eine zweite, die sich ebenfalls auf die Zwiesprache zwischen Mensch und Tier übertragen lässt. Sie lautet: „Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, wobei letzterer den ersten bestimmt.” Das heißt: Im Gespräch mit einem Gegenüber kann es passieren, dass das Gesagte nicht das Gemeinte war. Ist die Beziehungsebene zweier Gesprächspartner gestört, beeinträchtigt das häufig auch die Sachebene. Die Beziehung zueinander prägt den Inhalt des Gesagten. „Deshalb kann es sein, dass das Pferd bei dem einen Reiter die gewünschte Reaktion zeigt und bei dem anderen nicht. Pferde reagieren auf der Grundlage ihrer Erfahrungen und Antworten dementsprechend unterschiedlich auf ein- und dieselbe Hilfe“, weiß Heger.

Pferdesprache verstehen

Wie ein Pferd genau auf eine Reiterhilfe antwortet, lässt sich anhand verschiedener Körpersignale erkennen. Jeder einzelne Körperteil des Pferdes sendet dem Reiter eine wichtige Information. Doch erst in der Gesamtheit aller Körperteile erkennt er, was sein Pferd ihm wirklich mitteilen möchte. Dabei unterscheidet der Vierbeiner nicht zwischen seinen Artgenossen und uns Menschen, sondern bedient sich ein und derselben Körpersprache.

Da wäre zunächst das Ohrenspiel, das, laut der Expertin, häufig missverstanden wird. „Nach vorne gerichtete Ohren sind positiv, nach hinten gerichtete Ohren negativ. Mit solchen Aussagen machen wir es uns oft zu einfach. Das Ohrenspiel ist eine viel komplexere Angelegenheit“, erzählt sie. Pferde haben beispielsweise die Möglichkeit, ihre Ohren flach anzulegen und so ihren Gehörgang zu verschließen, um sich vor lauten Geräuschen zu schützen. „Ein solches Verhalten kann schnell falsch interpretiert werden. Geht das jetzt gegen mich als Reiter? Will es mich vielleicht loswerden?“, so die Verhaltenstrainerin. Auch in einer Lektion, die eine erhöhte Grundspannung benötigt, können sich die Ohren leicht nach hinten bewegen, dabei aber keineswegs auf Aggression hindeuten.

Die Ohren sind ähnlich wie ein Radar in alle Richtungen beweglich und ununterbrochen aktiv. Jedes Ohr deckt einen 180-Grad-Winkel ab. Die Tiere können sogar in unterschiedliche Richtungen hören. „Daran erkennen wir, wo der Fokus des Pferdes liegt. Da, wo es hinhört, nimmt es die Dinge verstärkt wahr. Ein zufriedenes Pferd neigt seine Ohren mal hierhin, mal dorthin. Es zeigt ein lockeres, waches Ohrenspiel als Zeichen von Losgelassenheit“, versichert Heger.

…dem kompletten Artikel finden Sie in der Mein Pferd-Ausgabe 7/2020.