Text: Aline Müller         Foto: Trio Bildarchiv/ Manfred Grebler 

Training neu gedacht: Da jede Bewegung im Gehirn beginnt und jeder Reiter anders ist, setzt das Neuro-Rider-Programm genau dort an. Durch spezielle Tests und ein individuelles Übungsprogramm kann die Reittechnik gezielt verbessert werden – von Rhythmusgefühl über präzisere Bewegungen bis hin zu mehr Stabilität des Sitzes

Unser Gehirn ist ein hochleistungsfähiges informationsverarbeitendes System, und kein Computer der Welt könnte es ersetzen. Es ist ein Organ des Körpers und daher mit ihm eng und vielfältig vernetzt. Tagtäglich prasseln unzählige Einflüsse und Reize auf uns ein. Was in unserem Körper zusätzlich alles so vor sich geht, sind sich die meisten Menschen gar nicht bewusst. Schon auf der Ebene der einzelnen Zellen finden beispiels- weise komplexe Verarbeitungsprozesse statt. Unser Gehirn ist immer aktiv und kommt dennoch mit einer Leistung von etwa 20 Watt aus. Im Vergleich dazu braucht einer der derzeit schnellsten Supercomputer ungefähr 18 Millionen Watt. Die Schaltzentrale unseres Organismus empfängt, verarbeitet und interpretiert ständig Input. Zudem wird Output produziert. Wie wir reiten ist also der Output unseres Gehirns.

Kreislauf aus In- und Outputs

„Neue Bewegungen erzeugen neue Inputs, die wiederum empfangen und interpretiert werden, darauf basierend entscheidet das Gehirn wieder, was zu tun ist und produziert einen neuen Output. Dieser erzeugt neue Inputs und so weiter“, schreibt Marc Nölke in seinem Buch „Neuroathletik für Reiter“. Es gibt immer wieder Bewegungen, die wir beim Reiten verbessern möchten. Meist üben wir diese mit bewusster Anstrengung und Kontrolle. In Bezug auf das Gehirn gesagt, versuchen wir also, den Output zu trainieren, indem wir diesen verbessern. Das kann manchmal sinnvoll sein, jedoch nicht, wenn sich keine nachhaltigen Verbesserungen erzielen lassen. Dann sollten wir die Strategie ändern und uns fragen, ob es nicht sinnvoller wäre, die Inputs zu verändern. Ob wir eine Piaffe reiten oder nicht, ist unserem Gehirn im Prinzip egal, es ist nicht systemrelevant. Viel wichtiger ist der Schaltzentrale ihr Job, das Überleben zu sichern. Dazu haben wir zahlreiche Re-flexe. „Unser Gehirn lässt uns nur dann alle Bewegungen ohne Probleme und mit voller Kraft ausführen, wenn es der Meinung ist, dass Bewegung tatsächlich sicher ist“, sagt unser Experte und fügt hinzu: „Ob diese Tätigkeit sicher ist, hängt für unser Gehirn von der Qualität und der Interpretation des Inputs ab.“ Ebenso von der Vorhersage, die es daraus trifft, denn unser Gehirn macht permanent Vorhersagen über die unmittelbare Zukunft. Vor allem eben, um Sicherheit und Überleben zu gewährleisten.

Security-Chef Gehirn

Unser Wächter im Kopf ist also ständig im Sicherheitsdienst. Dennoch ist das Gehirn auch in der Lage, Neues zu lernen und alte Gewohnheiten loszulassen. So können wir zum Beispiel falsche Bewegungsmuster durch die richtigen ersetzen und so unser Reiten verbessern. Das braucht zum einen Übung, aber auch eine klare Zielsetzung. Durch letztere geben wir unserem Gehirn die Richtung vor und können uns fokussieren. Dazu hilft es, sich vor der Trainingseinheit Fragen zu stellen wie: Was will ich konkret verbessern? Oder: Bis wann will ich das schaffen? Ziele sollten realistisch messbar, aber auch wichtig und attraktiv für einen selbst sein. Schreiben Sie sich Ihre Ziele auf, um diese besser visualisieren und kontrollieren zu können.

So wie unser Gehirn ständig Security spielt, reagiert auch unser Nervensystem permanent auf alles, was um uns herum passiert. Wenn zum Beispiel etwas im Gebüsch raschelt, während wir auf dem Platz reiten oder plötzlich eine Katze auf die Bande springt, erschrecken wir uns kurz. Dieses schnelle Reagieren unseres Nervensystems können wir jedoch auch nutzen, um herauszufinden, auf welche Trainings- reize unser Gehirn positiv reagiert und welche es eher als bedrohlich einordnet. Ein Reiz, den unser Nervensystem als positiv einordnet, sorgt bei uns zum Bei- spiel für mehr Beweglichkeit, Balance oder ermöglicht eine verbesserte Konzentration. Werden diese Faktoren nach einer Übung jedoch schlechter, dann hat unser Gehirn den Reiz als potentiell bedrohlich eingeordnet. Im Folgenden stellen wir Ihnen das Konzept des Neuro-Athletik- Trainings vor, das dieses Prinzip verfolgt und so individuell passende Übungen für jeden Reiter empfiehlt.

Den kompletten Artikel finden Sie in der Mein Pferd April-Ausgabe.

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