Text: Sophia Arnold            Foto: www.Slawik.com

Stabile und kräftige Pferde sind aus der Sportpferdezucht nahezu verschwunden. Der schlanke, sportliche Typ dominiert. Doch wer auf der Suche nach einem entspannten Freizeitpartner ist und gerne ein robustes und gleichzeitig sportliches Pferd sein Eigen nennen möchte, sollte sich die sympathischen Freiberger einmal genauer anschauen

Seeländer, Entlebucher und Einsiedelner Pferde – diese Rassen werden heutzutage kaum noch jemandem ein Begriff sein, doch im 17. Jahrhundert waren es äußerst beliebte Arbeits- und Kavalleriepferde, die aus der Schweiz stammten. Für die Zucht verantwortlich zeigten sich hauptsächlich Mönche und Landwirte, die schon damals Wert auf ein ausgeglichenes und sportliches, aber robustes Pferd legen. Vor allem das Kloster Einsiedeln ist bekannt für seine Pferdezucht, im Jahr 1789 wird es von französischen Truppen überfallen, und die Pferde werden unter den Generälen aufgeteilt. Dies war ein herber Schlag in der Schweizer Pferdezucht, doch als die Mönche zurückkehrten, machten sie sich daran, die Zucht wieder aufzubauen, und kauften Landwirten ihre Einsiedelner-Pferde ab.

Veränderte Ansprüche

Doch die Ansprüche an die Tiere hatten sich im Laufe der Zeit verändert. Während die Kavallerie elegante Pferde bevorzugte und Vollblüter und Anglo-Normannen in die Zucht brachte, waren die Tiere für die Landwirtschaft zu leicht. Sie brachten vermehrt Percherons und Shire-Horses in die Zucht ein. Doch spätestens mit der Verbreitung der Eisenbahn wurde das Kavallerie-Pferd nahezu überflüssig, und die Nachfrage nach Pferden unter anderem aus Einsiedeln sank stark. Doch die Pferdezucht vor allem im Jura sollte nicht untergehen und wurde stark gefördert. Das ausgesprochene Ziel für das jurassische Pferd war „Massig mit mehr Blut“. Die Eröffnung des Zentralgestüts in Avenches führte zu einer strukturieren und geordneten Zucht, die immer mehr ohne den Einfluss ausländischer Rassen auskommen sollte. Noch wenige Male werden ausländische Pferde hinzugezogen, um die Zucht zu verfeinern, zunächst drei Kaltbluthengste zwischen 1901 und 1924, später dann der Anglo-Normanne Uran, der den Ansprüchen des Militärs nach einem leichteren Pferd Zugeständnis sein sollte. Die Blütezeit des Jura-Pferdes wird dann während des Zweiten Weltkrieges erreicht. Sowohl in der Armee als auch in der Landwirtschaft setzte der Freiberger sich durch und verdrängte die übrigen Schweizer Pferderassen.

Rettung durch Reinzucht

Auch wenn schon ab 1910 von einer Reinzucht gesprochen wird, wurde das Herdbuch (Zuchtbuch) erst 1960 in Herdebuch der Rasse Freiberger umbenannt. Zugpferde sind in dieser Zeit nicht mehr gefragt, auch die Landwirtschaft setzt mittlerweile auf motorisierte Hilfen. Doch unermüdliche Anstrengungen von Liebhabern und das erneute Einkreuzen mehrerer Halbblüter, um die Rittigkeit zu verbessern, zahlen sich aus.

Seinen Namen hat der Freiberger übrigens aufgrund seiner Herkunft, dem Hochplateau Franches-Montagnes, also „Freiberge“. In Fachkreisen wird die Rasse häufig als FM bezeichnet. Das Zuchtziel des FM sieht ein ausdrucksvolles, mittelrahmiges, umgängliches und leistungsstarkes Pferd mit schwungvollen und korrekten Gängen sowie einer hohen Trittsicherheit. Optisch soll der typische Freiberger einen ausdrucksvollen Kopf, eine gute Halsung sowie eine kräftige Bemuskelung und korrekte Gliedmaßen haben. Grobe Köpfe, ungenügende Ganaschenfreiheit, verschwommene Konturen und kurze, steile Schultern sind in der Zucht nicht zugelassen. Um den Freiberger dem Zuchtbuch entsprechend zu erhalten, wurde 1998 eine Zuchtverordnung erlassen, die die Kreuzung mit Fremdrassen verbietet. Dies soll den gewünschten Fortbestand der Rasse sichern.

Mehr Informationen zu der Pferderasse finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.