Text: Alexandra Koch              Foto: Getty images 

Brexit hin oder her – er wird nicht verhindern, dass Großbritannien weiterhin eines der lohnenswertesten Ziele für Urlauber bleibt. Zu herrlich ist die Insel mit all ihren Sehenswürdigkeiten, die uns auf eine Reise zwischen Römern, Mittelalter und klassischer Moderne mitnehmen. Eine Reise durch England kann aber auch hinführen zu zahlreichen Orten, an denen Pferde eine Hauptrolle spielen …

Großbritannien ist ganz sicher ein Land, in dem Pferde schon historisch bedingt eine große Rolle spielen. Bereits die Römer nutzten sie um die Zeitenwende für ihre Eroberungen. Ein Bauwerk wie der Hadrianswall – heute eine von zahl- reichen Welterbestätten der UNESCO, die im Land bewundert werden können – wäre ohne Pferde niemals erbaut worden. Hunderte von Römern lebten dort an der Grenze zu den „Barbaren“ im Norden, gegen die man sich durch eine (damals) mächtige Mauer hatte abschotten wollen. Heute finden sich nur noch Überreste von Forts, Badeanstalten, Unterkünften der Soldaten und ihrer Familien und von Stallungen. Einen Einblick, wie das Leben dort ablief, erhält man in zahlreichen Orten entlang der Wall- anlagen, wie etwa in „Chesters Roman Fort“ oder im „Roman Army Museum“ in Green- head. Besonders sehenswert ist das „Great North Museum: Hancock“ in der größten Stadt von North East England, Newcastle Upon Tyne. Dort erhält der Besucher Ein- blick in die Lebensart der Römer. Und dazu gehörten natürlich auch Pferde.

Großbritannien als Land der Pferde

Diese spielten übrigens im August 2018 in selbigen Museum in einer weiteren Ausstellung eine große Rolle. Zur „Great Exhibition of the North“, einer Art „Weltausstellung“ auf kleinerem, eben nordenglischem Niveau, zog das Gemälde „Whistlejacket“ des Malers George Stubbs (1724–1806) nach Newcastle um. Das Werk aus dem Jahr 1760 zeigt ein nervöses Rennpferd und besticht durch die präzise Darstellung des Pferdekörpers, für die der Maler unzählige anatomische Studi- en betrieben hatte. Auch der Charakter des Pferdes scheint in der Darstellung, die einst für den damaligen britischen Premierminister angefertigt wurde, reflektiert zu werden.

In einer Zeit, da Pferde auf Gemälden dem Ausdruck von Macht Geltung verleihen sollten und nur als charakterlose Staffage ihrer Reiter galten, war diese Art der Darstellung revolutionär. Das Gemälde zog nach der Ausstellung wieder nach London, wo es in der weltberühmten National Gallery zu bewundern ist.

Metropole London

„Whistlejacket“ und die Tatsache, dass das Gemälde eines Pferdes quer durchs Land befördert wurde, um als Paradestück einer Ausstellung rund um Fortbewegung und Dynamik gezeigt zu werden, macht seine Bedeutung auf der Insel deutlich.

Auch in der geschäftigen Metropole London, zweifelsohne eine der bedeutendsten Städte weltweit, begegnen dem Besucher immer wieder Pferde. Ein morgendlicher Spaziergang durch den Hyde Park genügt, um Reitschüler beim Training zu beobachten. Ob Kinder oder Erwachsene, hier ist man gerne mitten in der Großstadt auf dem Pferderücken unterwegs und nutzt die wenigen grünen Refugien, in deren Nähe sich gerne Reitschulen etablierten. Oft gingen diese aus ehemaligen militärischen Stallgebäuden hervor.

Hautnah erleben kann man Pferde in London, wenn die mittlerweile zwei heraus- ragenden Turnierveranstaltungen in der Metropole stattfinden. Im Winter ist dies kurz vor den Weihnachtsfeiertagen das traditionsreiche Reitturnier inklusive Weltcup in London Olympia. Im Sommer gesellte sich vor einigen Jahren die Veranstaltung Global Champions Tour auf der Grünfläche des Royal Hospital Chelsea im Westen Londons hinzu.

Doch auch wenn keine Großveranstaltung stattfindet – Pferde entdeckt man in London immer wieder. Im Natural History Museum, einem erhabenen Prachtbau aus der Zeit des Klassizismus, beispielsweise oder ganz real bei der „Horse Guards Parade“ auf dem Paradeplatz Whitehall direkt am St. James Park, gemeinhin auch als Teil der „Wachablösung“ bekannt. Zwölf Kavalleristen vollziehen das Zeremoniell täglich um 11 Uhr, sonntags bereits um 10 Uhr. Es lohnt sich, früh dort zu sein, um einen wirklich guten Blick auf das Spektakel zu werfen. Auf der anderen Seite des Parks befindet sich übrigens Buckingham Palace, dessen Wachablösung noch deutlich besser besucht ist. Zu Stoßzeiten ist die Parade der Horse Guards die weitaus bessere (und für Pferdefreunde auch sehenswertere) Alternative.

Mehr Informationen finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.