Text: Nora Dickmann        Foto: imago images/ Aflosport

Der Schweizer Springreiter Martin Fuchs erreichte mit Clooney die Spitze der Springreiter- Weltrangliste. Nach einem schweren Unfall verbringt der Schimmel nun sein Rente auf der Weide

Das Hengstfohlen von Cornet Obolensky aus der Ferragamo-Stute Fräulein vom Moor kommt 2006 bei seinem Züchter Bernd Richter zur Welt. Auch wenn der Schimmel bereits mit zwei Jahren enormes Talent und außergewöhnliche Qualität am Sprung zeigte, wird er erst schonend mit viereinhalb Jahren eingeritten und anschließend von Sandra Ter Bahne in den Sport gebracht. Siebenjährig übernahm Jana Wargers den Schimmel. Mit ihr wurde Clooney unter anderem Sechster der Weltmeisterschaft der jungen Springpferde. Mit sieben Jahren bereits international vorgestellt, belegt das Paar den siebten Platz bei den Bundeschampionaten in Warendorf. Nur ein Jahr später wird der Westfale an Luigi Baleri verkauft. Dieser ist Mäzen des heutigen Schweizer Olympiasiegers Martin Fuchs. 2014 übernahm also der Schweizer die Zügel und startete mit Clooney durch: Null-Fehler-Runden auf Fünf-Sterne-Niveau in St. Gallen, Schweiz. Im Jahr darauf gehörten die beiden zum Team, das der Schweiz dank Bronze bei der Europameisterschaft in Aachen einen Startplatz bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro sichern konnte. Diese Turnierteilnahme war sowohl für Clooney als auch für seinen Reiter, der als Nachwuchsreiter bereits als Superstar galt, das Championatsdebut bei der Senioren.

Bei den Olympischen Spielen in Rio holte das Paar dann Rang neun in der Einzelwertung und wurde mit der Mannschaft Sechster. Anschließend wurde es mit dem Team Dritter bei der Europameisterschaft im schwedischen Göteborg. 2018 bei den Weltreiterspielen in Tryon gewannen sie Silber in der Einzelwertung. Nach einer Kolik-Not-OP folgte 2019 ein Aufstieg der Superlative: Martin Fuchs mit der Silbermedaille um den Hals bei dem Weltcup. Und dann folgten Bilder, die niemand so schnell vergessen wird. Martin Fuchs, tränenüberströmt auf dem Siegertreppchen. Er wurde mit Clooney Europameister in Rotterdam und hielt somit seine erste Einzelgoldmedaille bei den Senioren in der Hand.

Im Jahr 2020 führte Fuchs dank des Schimmels die Weltrangliste im Springreiten an und konnte erneut an den Olympischen Spielen teilnehmen. In Tokio wurden sie 16. in der Einzelwertung. Mit dem Team reichte es für Platz fünf. Wenig später geriet dies aber in Vergessenheit, als sich der Westfale auf der Weide verletzte. Er war ausgerutscht und hat sich im Zuge dessen eine „sehr schwere Verletzung“ der rechten Schulter zugezogen. Im Tierspital Zürich taten Tierärzte, Pfleger und Freunde alles, um den Wallach zu retten. Es stand aber so schlecht um das Spitzenpferd, dass Clooney zunächst in einer Hängematte aufgehängt werden musste. Aber die Klinik hatte Erfolg! Sie lobten seine Cleverness, er nutze den Gurt so, dass er ihn wirklich entlaste, und beschrieben ihn als echten Kämpfer. Dass dieser Unfall das Aus der sportlichen Karriere bedeutete, war klar. An eine Rückkehr in den sportlichen Wettkampf war seither nicht zu denken. Aber der Weltreitverband Fédération Equestre Internationale (FEI) hat den Schimmel nun für zahlreiche nationale und internationale Erfolge der vergangenen Jahre geehrt. Er wurde als „Horse of a Lifetime“ ausgezeichnet und genießt nun seine wohlverdiente Rente bei Familie Fuchs.