Text: Anna Castronovo       Foto: www.Slawik.com

Die Influenza ist extrem ansteckend und verbreitet sich bei einem Ausbruch explosionsartig. Die FN schreibt für Turnierpferdedeshalb eine halbjährliche Impfung vor. In anderen Ländern muss dagegen nur einmal im Jahr geimpft werden, und die Virusinfektion ist weder anzeige- noch meldepflichtig. Woran liegt das?

Atemwegserkrankungen sind beim Pferd von besonderer Bedeutung, weil sie die Leistung direkt und oft nachhaltig beeinträchtigen – und die Equine Influenza ist eine der folgenschwersten. Zum einen brauchen betroffene Tiere für eine längere Zeit absolute Schonung und können nicht geritten werden. Zum anderen können sich auch chronische Lungen- und Herzschäden daraus entwickeln, die die Lebensqualität der Tiere dauerhaft einschränken.

Die Virusinfektion betrifft sowohl die oberen als auch die unteren Atemwege. „Sie wird vorrangig über die oberen Atemwege via Tröpfcheninfektion übertragen und ist hoch ansteckend“, sagt Dr. Henrike Lagershausen, Leiterin der Abteilung Veterinärmedizin bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). „Infizierte Pferde bringen die Viren durch Husten in einem Radius von bis zu 40 Metern in die Luft. Auch über Körperflüssigkeiten an Futter- oder Wassereimern oder den direkten Kontakt von Pferden untereinander kann sich das Virus verbreiten. Die Ansteckungsrate liegt bei nahezu 100 Prozent.“ Gerade wenn viele Tiere in einem Stall stehen, breitet sich die Erkrankung deshalb extrem schnell aus – innerhalb geschlossener Pferdepopulationen kommt es daher zu regelrechten Epidemien.

„Betroffene Tiere müssen sofort isoliert werden, um eine explosionsartige Weiterverbreitung zu stoppen, und ein striktes Hygienemanagement ist notwendig“, so die Tierärztin. Hierzu zählen regelmäßiges Händewaschen, das Desinfizieren der Schuhe bei Betreten und Verlassen der einzelnen Stallungen sowie das Wechseln der Kleidung beim Übergang von einem betroffenen Stall in einen nicht betroffenen Teil des Betriebs. Außerdem sollte das Equipment der betroffenen Pferde untereinander nicht getauscht und regelmäßig desinfiziert werden, um eine konsequente Trennung zwischen „krank“ und „gesund“ zu erreichen. „Innerhalb eines Stalltrakts mit empfänglichen Pferden ist die Verhinderung einer Weiterverbreitung fast unmöglich. Zwischen verschiedenen Stalltrakten auf einem Betrieb kann dies mit strenger Hygiene gelingen“, sagt Lagershausen.

Trotz dieser Gefahr ist die Viruserkrankung weder melde- noch anzeigepflichtig. Woran liegt das? „Bei der Equinen Influenza handelt es sich einerseits nicht um eine Zoonose, sie wird also dem Menschen nicht gefährlich“, erklärt Dr. Lagershausen. „Auf der anderen Seite spielt sie dank der wirksamen Impfungen nur noch eine untergeordnete Rolle in Deutschland.“ Die genauen Fallzahlen sind nicht bekannt, denn ein offizielles Erfassungssystem ist in Deutschland nicht vorhanden. „Das International Collating Center des Animal Health Trust sammelt zwar Daten dazu, meines Wissens melden aber nur wenige der deutschen Labore an das ICC“, berichtet die Veterinärin.

Mehr Informationen zur Influenza erhalten Sie in der Mein Pferd 05/2021.