Text: Inga Dora Meyer            Foto: Slawik

Vorsicht, Rutschgefahr! So schön der Winter auch ist, er birgt viele Gefahren für Pferd und Reiter. Der Untergrund ist rutschig, gefroren oder von Schnee bedeckt. Damit ein Ausritt bei solch schlechten Bodenverhältnissen ohne Gefahren gelingt, ist umsichtiges Reiten gefragt. Wir zeigen, worauf es ankommt, damit Ihr Vierbeiner nicht ins Straucheln gerät.

Es schneit! Es schneit! Kommt alle aus dem Haus! Die Welt, die Welt sieht wie gepudert aus“, singt Rolf Zuckowski in seinem Kinderlied. So hübsch das Winterwunderland aussieht, so unberechenbar ist es für Pferd und Reiter. Von Schnee über vereisten Boden bis hin zu matschigem Untergrund aufgrund von Tauwetter ist alles dabei. Unbesorgt traben und galoppieren? Diese Zeit ist leider erst einmal vorbei. Dennoch: Den Spaß am Ausreiten sollte man sich davon nicht verderben lassen. Im Gelände ist es jetzt wichtig, sehr vorausschauend zu reiten, das Tempo den Weg- und Wetterverhältnissen stets von Neuem anzupassen und das Pferd immer unter Kontrolle zu haben, sodass bei plötzlichen Uneben­heiten oder Gefahren schnell reagiert werden kann. Vor allem in den höheren Gangarten ist Vorsicht geboten, denn dann erhöht sich das Gewicht, das auf den Gliedmaßen des Pferdes lastet, drastisch. Man kann davon ausgehen, dass im Trab doppelt so viel Gewicht auf die Pferdebeine einwirkt wie im Schritt, im Galopp ist es sogar das dreifache. Wie lange und wie schnell man auf welchen Böden reiten darf, hängt vom Ausbildungsstand und von möglichen Vorerkrankungen (z.B. Arthrose) ab. Gesunde, gut gymnastizierte Pferde können in der Regel problemlos über Stock und Stein gehen, während andere auf der gleichen Strecke vielleicht schon im Schritt stolpern.

Vertrauen Sie Ihrem Pferd

Wichtig zu wissen: Pferde können die Bodenverhältnisse oft besser einschätzen als wir Reiter. Das Verweigern des Antrabens oder Angaloppierens sollten Reiter also nicht gleich als Ungehorsam werten. Vielleicht weiß es der Vierbeiner einfach besser. Die heutigen Wildpferde machen es uns tagtäglich vor: Sie leben oft in unwirtlichen Gegenden, in denen ihre Hufe und Gelenke höchsten Belastungen ausgesetzt sind. Wir finden sie in den Sumpfgebieten der französischen Camargue ebenso wie in den trockenen Steppenlandschaften Amerikas oder in afrikanischen Geröllwüsten. Ohne Einflussnahme des Menschen laufen die Tiere dort leichten Hufes über Felsen, Steine oder matschige Grasebenen.

Apropos Matsch: Anfang und Ende des Winters kündigen sich häufig durch nasses Schmuddelwetter an. Schnell verwandelt sich die Lieblingsstrecke in eine regelrechte Rutschbahn. Tiefer, schwerer Boden strapaziert alle schlecht durchbluteten Strukturen wie Sehnen, Bänder und Gelenke im Übermaß. Hinzu kommt, dass Pferde, bedingt durch das Fußen auf der Zehenspitze, einen sehr hoch liegenden Schwerpunkt haben. Durch den Reiter wird dieser nochmals nach oben verlagert. Das heißt: Das Halten der Balance auf rutschigem Boden ist eine Herausforderung für die Vierbeiner. Gleitet eine Gliedmaße weg, versuchen sie dies passiv durch Stabilisatoren wie Bänder und aktiv durch Stellreflexe der Muskulatur und Sehnen zu verhindern. Trotzdem kommt es durch die langen Hebel zu massiven Einwirkungen auf die Halteeinrichtungen. Die Folge? Vor allem Bänder- und Sehnenschäden kommen zu dieser Jahreszeit häufig vor. Auf matschigen Wegen sollten Sie deshalb nur in einem langsamen Tempo reiten und öfter mal einen Blick nach unten werfen.

Buckelpiste schädlich für Gelenke

Wenn das Thermometer unter null Grad sinkt, gefriert der Boden und wird hart wie Stein. Das wäre bei einem ebenen Untergrund kein Problem für die Tiere. Im Gegenteil: Das Reiten beispielsweise auf asphaltierten Straßen stärkt Sehnen und Bänder. Diesen Effekt nutzt man sogar beim Training von Sport- und Rehapferden mit Sehnenproblemen. Doch welcher gefrorene Boden ist wirklich eben? Keiner. Er gleicht vielmehr einer festen Buckelpiste. Im Stechtrab oder Galopp darüber zu brettern ist Gift für Gelenke und Sehnen. Vor allem die Erschütterungen sind schädlich (insbesondere wenn das Pferd Hufeisen trägt). Gefährlich wird es vor allem, wenn die oberste Bodenschicht zu tauen beginnt und sich Wasser auf der gefrorenen unteren Schicht bildet. Dann wird es spiegelglatt.

…den kompletten Artikel lesen Sie in der Ausgabe 12/2017.