Text: Lara Wassermann     Foto: imago images/ Westend61

Schlechtes Heu, ein matschiger Paddock, zu wenig Einstreu: Dinge, die einen als Einsteller zur Weißglut treiben. Zoff zwischen Stallbetreibern und Einstellern gibt es an den meisten Ställen täglich. Doch warum? Und was kann man dagegen tun?

„Eine weitere Herausforderung für den Stallbetreiber ist, dass es im Umgang mit Pferden sehr vieles zu beachten gilt, und täglich kommen neue Erkenntnisse hinzu. Fast jeder Einsteller sieht sich selbst als Fachmann bzw. Fachfrau und stellt regelmäßig in Frage, ob der Stallbetreiber kompetent genug ist. Der Stallbetreiber sieht sich daher regelmäßig dazu verleitet, die eigene Kompetenz und das eigene Fachwissen zur Schau zu stellen, um sich vor den Einstellern zu beweisen. Den aufmerksamen Einstellern fallen kleine Wissenslücken bereits auf“, fügt die Psychologin hinzu, die selbst aktive Reiterin ist.

Das Fazit ist, dass die Anforderungen an den Stallbetreiber hoch und sehr vielfältig sind. Eine Vorbereitung auf diesen Beruf, in der die einzelnen Kompetenzen Schritt für Schritt erlernt werden, ist nicht vorgesehen. Vielmehr scheint das Ausbildungskonzept ein „Learning by doing“ zu sein (oder „Trial and Error“). Hier sind Rückschläge und Frust vorprogrammiert!

Ein weitere Grund, warum Stallbetreiber den Wünschen der Einsteller nicht gerecht werden und es so häufig zu Stress kommt, sind die Diskrepanzen zwischen den Arbeitsanforderungen des Betreibers und seinen eigenen Kompetenzen. Anne-Kathrin Konze erklärt: „Wer auf Dauer Anforderungen nachkommen muss, obwohl einem die Fähigkeiten oder Fertigkeiten dazu fehlen, der wird stark beansprucht. Dies zeigt sich bei dem einen beispielsweise in Erschöpfung oder fehlender Motivation, bei dem anderen in Unzufriedenheit und Gereiztheit. Manche Personen ziehen sich eher in sich zurück, während andere impulsiv reagieren und möglicherweise laut werden.“ Dass dem einen oder anderen Stallbetreiber also der Geduldsfaden reißt, wenn der zigste Sonderwunsch eines Einstellers eingeht, ist aus arbeitspsychologischer Sichtweise für die Psychologin sehr gut nachvollziehbar. Man selbst kann andere Menschen nicht verändern. Man kann nur sein eigenes Verhalten anpassen und sich ändern. Heißt, dass ich als Einsteller nichts daran ändern werde, wie sich mein Stallbetreiber vehält. Der Stallbetreiber hingegen wird nicht ändern können, wie sich Einsteller verhalten. „Das gegenseitige Erziehen ist ebenfalls nur sehr begrenzt möglich. Man muss in einer Stallgemeinschaft schnell lernen, seine eigene Einstellung gegenüber der anderen zu ändern“, rät Konze. 

Wie verhält man sich richtig?

Der erste Schritt besser mit seinem Stallbetreiber klarzukommen, ist, dass man sein Verständnis für die Probleme ändert. Heißt: Der Stallbetreiber hat die ganze Zeit hohen Anforderungen nachzukommen. Sobald er den Hof, betritt wird er mit irgendwelchen Sonderwünschen und Beschwerden konfrontiert. Was kann ich also machen? „Ich bin freundlich, respektiere den anderen und muss auch verstehen, dass das nicht gut ankommt, wenn ich abends zum Stallbetreiber gehe, um noch einen Sonderwunsch vorzubringen, da ich der 20. an diesem Tag bin. Wenn es wirklich wichtige Anliegen gibt, dann sollte man sich Ruhe und Zeit nehmen, miteinander zu sprechen. Wenn man ein Problem sieht, sollte dies nicht vorwurfsvoll angebracht werden, sondern immer mit einem respektvollen Ton, auch mit einem gewissen Setting. Das heißt, man kündigt an, dass man sich gerne unterhalten möchte, wenn Zeit dafür ist. Im Sinne von: Ich habe ein Problem, vielleicht finden wir ja gemeinsam eine Lösung.“ Auch die Frage, ob die eigenen Erwartungen vielleicht zu hoch sind, sollte man sich stellen. Wenn jeder so hohe Anforderungen an den Service hat, dann kann es nicht funktionieren, weil es noch so viele andere Aufgaben an einem Hof gibt, die erledigt werden müssen. „Wenn ich merke, dass es an der Führung hapert, also einer der Pfleger nicht das macht, was er soll, dann muss ich das Bewusstsein haben, dass der Stallbesitzer es nicht gelernt hat zu führen“, so Konze. „Da gibt es ein Spannungsfeld, welches man ansprechen kann. Dies kann auch erst beim Pfleger passieren, bevor man zum Stallbetreiber geht.

Statt vorwurfsvoll zu reagieren, zeige ich einfach objektiv das Problem auf und bringe Lösungen vor“, schlägt sie vor. Es geht um gegenseitigen Respekt – und man kann keinen Respekt vom Stallbetreiber erwarten, wenn man ihm selbst keinen Respekt entgegenbringt und kein Verständnis für seine Situation hat. Einsteller haben häufig hohe Forderungen, die auch mal zu viel werden können Aber natürlich sollte das Wohl des Pferdes an erster Stelle stehen. Finden Sie mit Ihrem Stallbetreiber keine Einigung, so sollten Sie sich im Notfall für einen neuen Stall entscheiden.

Den kompletten Artikel finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.