Text: Gloria Alter     Foto: www.Slawik.com

Wer im besten Sinne die Persönlichkeit seines Pferdes formen will, muss zurück zu den Ursprüngen der Tiere gehen. Die Kommunikation unter den Artgenossen gibt Aufschluss darüber, wie wir uns ihnen gegenüber verhalten müssen. Experten aus der Praxis erklären, worauf es in der täglichen Arbeit ankommt

Pferde nutzen verschiedene Kommunikationsmittel, darunter Körpersprache und Stimme. Sie äußern sich durch Brummen, Wiehern und Quietschen, wobei jeder Laut eine bestimmte Bedeutung hat. Im Laufe der Zeit lernen Pferde nicht nur, bestimmte Geräusche einem individuellen Pferd zuzuordnen, wie es beispielsweise bei den Rufen zwischen Mutterstute und Fohlen der Fall ist. Sie verstehen auch die Bedeutung von verschiedenen Tonlagen, Äußerungen und Tonhöhen. Die Körpersprache der Pferde spielt jedoch eine noch wichtigere Rolle in ihrer Kommunikation. Von groben Signalen wie Bissen oder Tritten bis zu subtileren Ausdrucksformen wie das Anlegen der Ohren, Stampfen mit einem Vorderbein, oder hektisches Schweifschlagen reicht das Spektrum. Feinere Nuancen wie veränderte Körperspannung, Atmung, Gesichtsmuskulatur, Halsposition und sogar ein leichtes Erstarren geben ebenso Einblicke in die Beziehungen zwischen den Pferden und beeinflussen ihr eigenes Verhalten. Pferde zeigen sich dabei als äußerst kluge Tiere in ihrer Kommunikation.

Sie sind daran gewöhnt, ihre Umgebung intensiv zu beobachten, die Körpersprache zu interpretieren und entsprechend darauf zu reagieren. Als Herdentiere sind sie soziale Wesen. Heute spricht man von sozialen Banden, wenn man meint, dass sich Pferde in Herden “Freunde” suchen, das sind Tiere, bei denen sie sich besonders wohlfühlen und die sie bei Kämpfen um die Rangordnung dann auch unterstützen. Forscher der Universität Basel haben das herausgefunden und 2018 eine Studie dazu veröffentlicht.

Im Gegensatz dazu setzen wir Menschen in erster Linie auf die Nutzung unserer Stimme zur Kommunikation. Über die Jahrtausende sind körpersprachliche Signale bei uns in den Hintergrund gerückt, insbesondere in Zeiten von Internet usw. Dennoch übermitteln auch wir unbewusst eine Vielzahl an körpersprachlichen Signalen, die weit über sichtbare Aktionen wie Gestik und Mimik hinausgehen. Aspekte wie Körperhaltung, Armhaltung, Schrittgeschwindigkeit, Atmung, die Neigung unseres Kopfes, unsere Blickrichtung und viele mehr spielen eine bedeutende Rolle in unserer nonverbalen Kommunikation.

Der Mensch muss daher umso dringender wissen, welche angeborenen Eigenschaften das Pferd als Herden- und Fluchttier prägen. Zugleich muss er all die Faktoren im Auge behalten, die sonst noch das Verhalten des Pferdes beeinflussen können. Hierbei hebt Dr. Willa Bohnet einen Aspekt hervor: die Haltung. „Wenn da irgendetwas nicht stimmt, wenn etwas nicht für das individuelle Tier pferdegerecht ist, dann führt das zu Stress. Wir wissen alle, wenn wir unter Stress stehen, reagieren wir auch bei kleinsten Stressoren viel heftiger, als wir es tun wenn wir uns wohlfühlen. Die Haltung muss passen für das individuelle Pferd. Auch da muss man als Besitzer lernen, sein Pferd zu lesen.” Zunächst scheinbar unbedeutende Verhaltensweisen des Pferdes können schnell zum Problem werden, wenn man sie nicht richtig deutet 

Faktoren, die das Pferdeverhalten negativ beeinflussen können

  • Schmerzen
  • Haltung mit nicht genügend Auslauf oder zu viel Stress durch unzureichenden Platz, im Offenstall unzureichende Liege- bzw. Ruhemöglichkeiten
  • Hormone
  • Falsche Fütterung, dadurch Magenreizung und allgemeine Reizzustände, z. B. auch bei Unterversorgung bestimmter Spurenelemente und Mineralien
  • Falsches Timing und falsche Signale in der Körpersprache der menschlichen Bezugspersonen am Boden wie auch vom Sattel aus, auch wenn diese weit in der Vergangenheit zurück liegen

Den kompletten Artikel finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.