Interview: Lara Wassermann      Foto: Yvonne Voß

Cathryn Rippelbeck ist erfolgreiche Ausbilderin für Pferd und Reiter. Der pferdegerechte Umgang und eine harmonische, auf die Bedürfnisse des Pferdes abgestimmte Reitweise sind ihr größtes Anliegen. Wir sprachen mit ihr über ihren Weg mit dem Pferd, ihre Vorstellung von richtigem Reiten und eine wünschenswerte Zukunft des Reitsports

Mein Pferd: Was macht die „Faszination Pferd“ für Sie aus?

Cathryn Rippelbeck:Pferde verkörpern für mich die pure Freiheit und Anmut, die kaum ein anderes Wesen ausstrahlt. Es ist diese unglaubliche Verbindung aus Kraft und Sensibilität, die mich immer wieder tief berührt. Ein Pferd ist nicht nur ein Tier, es ist ein Spiegel der Seele, der zeigt, wie wir wirklich sind – unsere Ängste, unsere Freude, unsere Stärke und unsere Schwächen. Sie fordern Respekt und Verständnis und lehren uns gleichzeitig so viel über Geduld, Vertrauen und die unbedingte Liebe. Die Momente, in denen ich mit einem Pferd zusammen bin, sind unbeschreiblich. Es ist, als würde die Zeit stillstehen, wenn ich in ihre großen, ausdrucksstarken Augen blicke. Sie verstehen ohne Worte und reagieren so feinfühlig auf unsere Stimmungen und Gefühle, dass es oft scheint, als könnten sie tief in unser Inneres sehen. Diese tiefgehende Verbindung, die sich im Laufe der Zeit zwischen einem Menschen und einem Pferd entwickelt, ist etwas ganz Besonderes. Es ist eine Beziehung, die auf gegenseitigem Respekt und Vertrauen basiert, und jedes Mal, wenn dieses Vertrauen erwidert wird, ist es ein unbeschreiblich erhebendes Gefühl. Pferde lehren uns, besser zu kommunizieren, präsenter zu sein und mehr auf die feinen Signale des Lebens zu achten. Jedes Pferd ist einzigartig, und jede Interaktion mit ihnen ist eine neue Lektion in Demut und Verständnis. Ihre majestätische Präsenz und die ruhige Kraft, die von ihnen ausgeht, sind für mich immer wieder eine Quelle der Inspiration und Faszination.

Was ist Ihnen im Umgang mit dem Pferd besonders wichtig?

Die Förderung des Bewusstseins für eine artgerechte und faire Behandlung der Pferde ist mir ein persönliches Anliegen. Ich möchte meine Schüler und die Reitgemeinschaft dazu ermutigen, alles zu hinterfragen und das Warum hinter jeder Methode zu verstehen. Denn je mehr Wissen wir haben, desto besser können wir für unsere Pferde sorgen und desto weniger müssen wir tatsächlich eingreifen. Das Ziel ist, eine harmonische Einheit zu erreichen, bei der das Reiten weniger eine Übung der Fähigkeiten als vielmehr ein Ausdruck der Verbundenheit und des gegenseitigen Respekts ist.

Was ist der wichtigste Baustein in einer Pferd-Mensch-Konstellation?

Ich glaube fest daran, dass die Kommunikation zwischen Mensch und Pferd auf gegenseitigem Verständnis beruhen muss. Es geht nicht darum, das Pferd zu beherrschen oder zu kontrollieren, sondern darum, eine Partnerschaft zu entwickeln, in der beide Seiten zuhören, lernen und sich gemeinsam weiterentwickeln.

Hat sich Ihre Einstellung zum Reitsport irgendwann geändert?

Ja, meine Einstellung zum Reitsport hat sich im Laufe der Zeit gewandelt, obwohl ich mich schon immer als jemand verstanden habe, der sich pro Pferd engagiert. Früher lag mein Fokus stark auf Technik und Leistung. Allein schon, weil ich als Bereiterin davon leben musste. Mit der Zeit und zunehmendem Verständnis für die Bedürfnisse und das Wohlbefinden der Pferde hat sich meine Perspektive jedoch tiefgreifend geändert. Diese Wandlung wurde durch zahlreiche Begegnungen und Erfahrungen angestoßen, die mir die Augen für die feinen Nuancen in der Kommunikation und Interaktion mit Pferden öffneten.

Und worauf liegt heute Ihr Hauptaugenmerk?

Heute liegt mein Hauptaugenmerk darauf, eine Umgebung zu schaffen, die sowohl respektvoll als auch förderlich für das Pferd ist. Mein Ziel ist es, eine echte Partnerschaft zu entwickeln, bei der sich Pferd und Reiter gegenseitig verstehen und unterstützen. Ich setze mich dafür ein, dass Reiter lernen, feinfühlig und aufmerksam auf die Signale ihrer Pferde zu reagieren, und fördere einen Reitstil, der sich durch Achtsamkeit und Empathie auszeichnet.

Das komplette Interview finden Sie in der neuen Mein Pferd- Ausgabe.