Text: Dominique Wehrmann & Nora Dickmann       Foto: www.Slawik.com

Erst gejagt,dann domestiziert und schließlich geliebt – die Geschichte von Pferd und Mensch war in ihren Anfängen nicht gerade einfach. Doch das ist lange her. Heute sind Pferde Sportpartner, Freunde und Begleiter in der Freizeit, die einen hohen emotionalen Wert für uns haben

Der Mensch machte das Pferd schon in frühen Zeiten für sich nutzbar. Angefangen hat es bei den Pferden vor dem Pflug für die Bearbeitung der Äcker, dann wurden die kleinen Pferde zu Grubenponys im Tagebau. Im Schienenverkehr fanden Pferde ebenfalls Verwendung. Im 19. Jahrhundert waren sie für das Ziehen von Eisen- und Straßenbahnen oder für die Pferde-Omnibus-Linien verantwortlich, ehe sie von elektrischen Trieb- wagen und der Dampflokomotive abgelöst wurden. Die Industrialisierung kam in Fahrt. Zunächst aber waren die Eisenbahnen auf Langstrecken ausgelegt, nicht aber auf die Fläche. Wenn also mehrere Tonnen von A nach B gebracht werden mussten, setzte man vorerst noch auf starke Pferde. Um 1900 arbeiteten Millionen Pferde in den urbanen Räumen, standen teilweise in mehrstöckigen Ställen inmitten der Städte. Auch Polizei, Feuerwehr und Rettungswesen bauten auf die tierischen PS. Pferde bildeten zudem den Motor der Kommunikation, denn der verlässliche Einsatz von Postpferden machte mehrmals täglich die Zustellung von Briefen und Paketen in der Stadt möglich.

Unter Tage verwendete man die Vierbeiner zum Ziehen von Förderwagen. In den Bergbauregionen trugen die Tiere damit wesentlich zum industriellen Aufschwung bei. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurden im deutschen Untertagebergbau die Transporte von Material und Bergbauprodukten aus- schließlich von Menschen – den sogenannten Schleppern – durchgeführt. Erstmalig 1835 wurden in Deutschland dann Pferde aufgrund des wachsenden Bedarfs, die Transportleistung unter Tage zu erhöhen, eingesetzt. Auf der Zeche Dahlbusch wuchs der Bedarf an Grubenponys innerhalb von acht Jahren auf einhundert Tiere, die in Ställen unter Tage lebten und dort arbeiteten. Für diesen Job eigneten sich vor allem Ponys mit ruhigem Temperament, solidem Knochenbau und einem tiefen, geschlossenen Rumpf. Meist wurden Abkömmlinge von regionalen Wildpferdebeständen wie den Emscherbrüchern oder auch teilweise den Fjordpferden eingesetzt. Bei Schichtbeginn wurden die Tiere mittels Förderkorb in die Grube befördert, oder, wenn die Schächte zu eng waren, mit Hilfe einer Schlinge. In den Sammelställen fanden rund 30 Tiere nach Schichtende Platz. Diese Ställe verfügten im Gegensatz zu den Hilfs- oder Notställen über eine Frischluftzufuhr, elektrisches Licht und Wasserleitungen. Mit der fortschreitenden Modernisierung und immer weitergreifenden Tierschutzmaßnahmen verließen in Deutschland 1955 die letzten Tiere die Zechen Westerholt.

Auch in der Landwirtschaft erhielt die Motorisierung Einzug, und die Pferde wurden entbehrlich. Seither wurde das Tier immer mehr zum Freizeit- und Sportpartner, der von den Menschen geliebt und gepflegt wird und einen deutlich höheren emotionalen Stellenwert hat als in den frühen Zeiten. Moderne Rechtsordnungen normieren die Beziehung der Menschen zum Pferd durch die verpflichtende Beachtung des Tierwohls.

Genie und Wahnsinn

Nach der Zeit des Arbeiterpferdes kam der emotionale Aufschwung der Tiere. Bei immer mehr Menschen wandelten sich die Ansichten, und das Wohl der Tiere rückte in den Vordergrund. Studien, Verhaltensforschun- gen und Zusammenhänge wurden wichtiger, die artgerechte Haltung und Fütterung rückte in den Vordergrund. Heute sind Pferde in erster Linie Sport- und Freizeitpartner, mit entsprechend geänderten Zuchtansprüchen. Vor allem die schweren, genügsamen Arbeitstiere verschwinden zunehmend zugunsten wendiger, schneller Sporttypen. Die Disziplinen Dressur, Springen und Vielseitigkeit kristallisierten sich heraus, das Tier wurde zum Freund des Menschen.

Den kompletten Artikel finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.