Text: Mark Rashid     Foto: www.Slawik.com

Mark Rashid ist Pferdemensch durch und durch. Der amerikanische Pferdetrainer liebt und lebt für die Tiere. Er erzählt, wie er den Weg zu ihnen gefunden hat, wie andere Reiter und Trainer ihn geprägt haben und welchen Einfluss die Tiere auf sein Leben als ehemaligen Ranchmitarbeiter genommen haben

Meine Kurskarriere fing an, als ich noch auf der ersten Gästeranch arbeitete, die ich leitete. Während ich auf dieser Ranch war, erfuhr ich von einer Pferderettung in Colorado, die in den Kinderschuhen steckte und nach Trainingshilfe für einige der Pferde suchte, die sie aufnahm. Eins führte zum anderen, und bald nahm ich ein paar Pferde von ihnen an, um mit ihnen zu arbeiten. Nachdem wir diese Pferde an einen guten Punkt gebracht hatten, schickten wir sie zurück, und die Pferderettung übergab uns noch ein paar mehr und so weiter.

Wie alles begann

So, wie ich es verstanden habe, sickerte durch, dass ich der Typ war, der ihnen mit ihren Pferden half, und bald erhielt ich Anrufe von Leuten, die von der Pferderettung an mich verwiesen wurden und Hilfe mit ihren Pferden brauchten. Nach ungefähr einem Jahr erhielt ich einen Anruf von einer Frau südlich von Denver, die zwei Pferde besaß, bei denen sie Hilfe benötigte. Sie sagte, sie sei bereit, meine Kosten für den Fahrtweg und meine Reisezeit zu bezahlen, für das Mittagessen zu sorgen und auch die Arbeit zu entlohnen, die ich mit ihren Pferden erledigen würde. Alles in allem bot sie für einen Tag fast mehr Geld, als ich in einem Monat verdiente. Also fuhr ich dorthin.

Bei ihr angekommen, waren dort die beiden Pferde, mit denen ich arbeiten sollte, die Besitzerin sowie drei ihrer Freunde, die zuschauen wollten. Die Probleme, die sie mitden ihrigen hatte, waren relativ gering, und wir konnten die Probleme mit beiden innerhalb weniger Stunden lösen. Die Zuschauer erwähnten, dass sie einige Pferde hätten, bei denen sie etwas Hilfe gebrauchen könnten, also wurde ich für die darauffolgende Woche wieder eingeladen.

Horsemanship – was ist das?

Als ich erneut dorthin zurückkam, gab es drei oder vier Pferde und sechs oder sieben Leute sahen zu. In der Woche danach waren es sechs oder sieben Pferde und vierzehn oder fünfzehn und wieder eine Woche später neun Pferde und fünfundzwanzig Leute. Zu dieser Zeit tauchten so viele Personen auf, dass es für sie schwierig wurde zu hören, was ich sagte. Also fing ich auf ihren Wunsch hin an, ein kleines Lautsprechersystem mitzubringen.

Ich dachte, ich würde nur dorthin gehen, um mit Pferden zu arbeiten, also können Sie sich meine Überraschung vorstellen, als eine der Damen, die zuschauten, mir sagte, dass sie die Horsemanship-Kurse, die ich gab, wirklich mochte. Ich wusste nicht einmal, dass so etwas wie Horsemanship-Kurse existieren, geschweige denn, dass ich einen solchen veranstaltete. Wie sich herausstellte, war das nicht die einzige Überraschung, die ich an diesem Tag erleben sollte.

Der besondere Fall Pam

Ich bemerkte Pam und ihr Pferd, lange bevor sie zu dem Roundpen kamen, wo ich mit Schülern arbeitete. Sie trafen gegen Vormit tag ein. Pam parkte ihren Anhänger in der Nähe der anderen und lud eine kleine braune Paint-Stute ab, die nicht allzu glücklich zu sein schien, dort zu sein. Noch bevor man sie vom Pferdehänger ablud, sprang sie herum wie eine tanzende Ziege auf einer atombetriebenen heißen Herdplatte, und auch danach wurde es nicht viel besser. An den Anhänger gebunden, wieherte die Stute so laut, dass sie in South Dakota zu hören war, und scharrte sich so ein tiefes Loch, dass ihre Vorderbeine bis zu den Knien darin verschwanden. Pam band die Stute los und hielt sie fest, während ein Freund das Loch auffüllte, das diese sofort wieder ausgrub, sobald man sie wieder festband.

Als Pam bei mir an der Reihe war, brachte sie die Stute namens Dream in den Roundpen. Zu diesem Zeitpunkt war Dream so verschwitzt, dass sich der Dreck, den sie mit den Hufen aufgewirbelt hatte, in Schlamm verwandelte, der sie aussehen ließ, als wäre sie in halb geschmolzene Schokolade getaucht worden. Sie schrie immer noch und sprang ziemlich herum, aber was mir am meisten auffiel, war das, was Pam in ihrer Hand trug: Das Ding sah aus wie eine Fahrpeitsche, an deren einem Ende sich ein rotes Taschentuch befand. Heute würden die meisten Leute in der Pferdewelt dies als „Flagge“ erkennen, aber damals war es neu für mich.

Ebenso aktiv wie Dream am Ende von Pams Halfterseil war Pam mit diesem Stock mit Taschentuchspitze. Sie schnippte mit der Flinkheit einer olympischen Fechterin hin und her und schlug damit Dream auf die Schulter, den Hals, die Brust und die Hüfte, wenn sie ihr zu nahe kam.

Respektloses Pferd?

„Das ist das respektloseste Pferd, das ich je besessen habe“, sagte Pam sachlich, und das Taschentuch am Ende des Stocks machte ein klatschendes Geräusch, als es Dreams verschwitzte Schulter traf. „Es tut mir leid“, sagte ich, nicht sicher, ob ich sie richtig verstanden hatte, „sie ist was?“ „Respektlos.“ Pam warf mir einen Blick zu, als wollte sie fragen: „Hast du Tomaten auf den Augen?“, während sie gleichzeitig Dream schnell hintereinander auf Brust und Schulter „touchierte“. Ihre Genauigkeit war beeindruckend, da sie das Pferd zu diesem Zeitpunkt nicht einmal ansah. „Sie hat ein gewisses Geschick mit dem Ding“, dachte ich mir, bevor ich meine Auf- merksamkeit wieder auf die eigentliche Frage richtete. „Was heißt ,respektlos‘?“ fragte ich.

Die Antwort auf meine Frage konnte nur als etwa zehnminütiges Tutorial über das Konzept von Respekt und Respektlosigkeit von Pferden beschrieben werden, nicht nur von Pam, sondern auch von mehreren Leuten, die auch zuschauten. Aus allen Richtungen wurden Erklärungen hereingeworfen, und ich hörte allem, was gesagt wurde, so genau wie möglich zu.

Mehr über Mark Rashids Leben, und wie die Pferde dieses geprägt haben, finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.