Text: Alexandra Koch      Foto: Shutterstock/Liz Seymour

Ungewöhnlich, aber keine Seltenheit mehr: Algen und Muscheln finden in der Pferdefütterung immer größeren Anklang, doch wie sinnvoll ist die Fütterung, und welchen Nutzen hat sie für unser Pferd? Experten geben Tipps, wie Ihr Pferd am besten von diesen Zusätzen profitiert

Das Wort „Alge“ bezeichnet verschiedene eukaryotische Lebewesen, die im Wasser leben und Photosynthese betreiben. Algen gehören keineswegs zu jenen Futtermitteln, die bei Pferden zur natürlichen Nahrung gezählt werden. „Allerdings handelt es sich wie bei Gräsern um Pflanzenmaterial, die Ähnlichkeit zur natürlichen Nahrung ist also durchaus gegeben. Grundsätzlich kann man „natürlich“ aber nicht mit „gesund“ oder „gut“ gleichsetzen“, erläutert Dr. Dorothe Meyer. „Bisherige Untersuchungen konnten aber keine Nachteile der Algenfütterung feststellen, sofern man keine überhöhten Jodmengen durch gedankenlose Gaben jodhaltiger Meeresalgen verabreicht. Insofern kann die Fütterung von bestimmten Algen bei Pferden durchaus sinnvoll sein.“

Welchen Nutzen bringen Algen?

Meeresalgen sind deutlicher mit für Pferde schädlichen Stoffen – wie Schwermetallen, Arsen oder Fluor – belastet als jene aus Zuchten oder Aquakulturen. Hier sieht Dr. Julia Mack, selbstständige Tierärztin aus Ohlstadt, die jahrelang das Haupt- und Landgestüt Schwaiganger in Sache Fütterung beriet, einen Grund für genaues Hinsehen: „Algen sind grundsätzlich zwar nicht schädlich für Pferde, und in bestimmten Fällen können sie wirklich Nutzen bringen, allerdings sollte der Pferdehalter genauer betrachten oder betrachten lassen, was er seinen Pferden in den Trog gibt. Es sind meines Erachtens relativ ausführliche Analysen des Rohstoffs erforderlich, um den Jodgehalt und die Schadstoffbelastung einschätzen zu können. Pferde sind sehr jodempfindlich, und manche Meeresalgen sind ausgeprägte Jod-, aber auch Schadstoffsammler. Wenn hier keine Gehalte geprüft werden, damit man die Unbedenklichkeit einschätzen kann, kann das meines Erachtens zumindest bei einer längerfristigen Gabe durchaus Probleme geben.“

Besonders häufig verwendet werden im Bereich Pferdefütterung Meeresalgen (vor allem Ascophyllum nodosum) und Rotalgen (Lithothamnion), welche für Magenprodukte im Einsatz sind, sowie die Süßwasseralgen Chlorella und Spirulina. Algen sind eiweißreich, enthalten Chlorophyll, sind Calcium-, Phosphor-, Magnesium- sowie Kaliumlieferanten und enthalten eine Vielzahl an Vitaminen und Spurenelementen. Hervorgehoben werden sollte die positive Wirkung auf den Stoffwechsel. Außerdem können Algen zur Entgiftung des Körpers beitragen. Die in Algen enthaltene Vitamin- und Mineralstoffkombination kann den gesamten Organismus des Pferdes stärken.

Die Wirkung kann an den Organen, insbesondere der Haut, gut nachvollzogen werden. Ist die Haut gesund und kann ihr Stoffwechsel nicht so leicht durch den Einfluss von Haltungsbedingungen oder äußeren Einflüssen wie Insekten im Sommer gestört werden, treten Probleme wie das Sommerekzem und weitere Allergien erwiesenermaßen seltener auf. Die Haut bleibt mit der richtigen Vitamin- und Mineralstoffversorgung ein Schutzschild.

Problembereich Jodgehalt

„Der Jodgehalt von Meeresalgen ist in der Pferdefütterung mehr als nur sehr kritisch zu sehen“, warnt Dr. Dorothe Meyer. Pferde reagieren sehr empfindlich auf Überversorgungen mit diesem Spurenelement. Allerdings ist der hohe Gehalt an Jod nicht in Süßwasseralgen sowie dem Cyanobakterium Spirulina zu finden. „Pferdebesitzer sollten keinesfalls unreflektiert verschiedene meeresalgenhaltige Zusatzfutter geben“, sagt Dr. Meyer. „Bei uns wird beispielsweise sehr großer Wert daraufgelegt, dass die eingesetzten Meeresalgen chargenbezogen auf ihren Jodgehalt hin untersucht werden. Denn man kann bei ihnen nur schwer ungefähre Gehalte zugrunde legen. Der Jodgehalt kann in diesem Naturprodukt stark schwanken: Konzentrationen von 400 mg/kg bis 3.000 mg/kg sind keine Seltenheit! Es liegt wirklich an den Herstellern, die verantwortungsbewusst kontrollieren müssen.“

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