Text: Inga Dora Schwarzer             Foto: imago images/ Frank Sorge

Der Wunsch, eine schnelle Erklärung für die Symptome des Pferdes zu finden, ist groß. Genauso groß wie das Vertrauen vieler in „Dr. vet. med. Google“. Doch eine fundierte Diagnose wird man hier nicht finden. Warum der Tierarzt Ansprechpartner Nummer eins ist, aber der informierte Pferdebesitzer der Schlüssel für ein gesundes Pferd, erklärt Fachtierärztin für Pferde Dr. Veronika Klein

Täglicher Gesundheitscheck

Ein einfacher Gesundheitscheck des Pferdes kann von jedem erlernt und täglich durchgeführt werden. Er gliedert sich in drei Schritte: Betrachten des Pferdes aus der Ferne, Abtasten des Pferdekörpers mit den Händen und Messen der Vitalwerte. „Das Anschauen erfolgt, bevor der Untersucher ans Pferd herantritt, sodass sich das Pferd noch natürlich verhält und in seiner gewohnten Umgebung beurteilt werden kann. Dabei werden Körperhaltung, Verhalten, Ernährungs- und Pflegezustand sowie Auffälligkeiten analysiert“, erläutert Dr. Veronika Klein. Worauf Reiter achten sollten, zeigt sie anhand einiger Beispiele

Körperhaltung: Sie beschreibt die Stellung des Pferdekörpers und wird beeinflusst durch Muskelspannung, Schmerzen, Alter und Training. „Als physiologisch wird z.B. die gleichmäßige Belastung aller vier Gliedmaßen und ein tragender Hals betrachtet. Das Entlasten einer Vordergliedmaße ist immer pathologisch (krankhaft)“, nennt die Fachtierärztin zwei Beispiele auf ihrer Homepage.

Verhalten: Gesunde Pferde verhalten sich ruhig, aber dennoch stets aufmerksam. Bei einem Umweltreiz haben sie ein waches Auge, spitzen ihre Ohren und drehen den Kopf in die Richtung des Reizes. Doch nicht jedes Pferd gleicht dem anderen. Einige sind beispielsweise nervöser als andere. Kennen Sie das Normalverhalten Ihres Pferdes, können Sie Auffälligkeiten schneller erkennen. Das gilt auch für das Sozial-, Fress- und Ausscheidungsverhalten.

Ernährungszustand: Das absolute Gewicht vom Pferd lässt sich nur mithilfe einer Waage bestimmen. „Des Weiteren kann das Gewicht durch das Messen von Brustumfang und Körperlänge über eine Formel errechnet oder über ein Gewichtsband bestimmt werden“, sagt Klein. Zur Beurteilung des Ernährungszustandes kann der Body Condition Score (BCS) bestimmt werden. Sechs Problemzonen werden dabei auf Fetteinlagerungen oder Muskelabbau untersucht.

Pflegezustand: „Viele Reiter beurteilen den Pflegezustand eines Pferdes an dem Glanz des Felles. Allerdings ist das Fell je nach Jahreszeit und Haltungsform sehr unterschiedlich und daher kein geeignetes Mittel“, gibt die Expertin zu bedenken. Um den Pflegezustand zu beurteilen, rät sie, den Zustand der Hufe heranzuziehen, denn auch bei dreckigen Hufen sei ersichtlich, ob diese in den letzten sechs bis acht Wochen bearbeitet worden seien oder nicht.

Auffälligkeiten: Bei der Betrachtung des Pferdes aus der Ferne sollte das Augenmerk der Untersuchung auf Auffälligkeiten gelegt werden, wie zum Beispiel Blutungen, Schwellungen, Verletzungen, alte Narben, Fehlstellungen und Exterieurmängel. „Wenn eine Veränderung eintritt, sollte man genauer hingucken. Ist man sich unsicher, lieber einmal mehr den Tierarzt anrufen“, rät Klein.

Abtasten: Beim Abtasten von Kopf, Hals, Rücken, Bauch und den Gliedmaßen sollten Sie auf Wärme, Schwellungen und Schmerzhaftigkeit achten. Am Kopf werden u.a. die Schleimhäute von Maul, Nüstern und Augen kontrolliert. Im Anschluss die Knochen, Gelenke und Sehnen abgetastet. Ebenfalls kann der Füllungszustand der Gelenke und Sehnenscheiden beurteilt sowie im Fesselbereich der Puls an der Mittelfußarterie ertastet werden. „Die Hufe sollten auf Wärme und Fremdköper hin untersucht werden“, so die Expertin.

Vitalwerte: Wichtig sind auch die messbare Werte, u.a. Puls, Atmung und Temperatur. „Messen Sie in regelmäßigen Abständen die Temperatur, um zu wissen welche für Ihr Pferd normal und welche erhöht ist. Die Referenzwerte stammen nämlich aus Statistiken, die nicht unbedingt den Werten des eigenen Pferdes entsprechen müssen“, warnt Klein. Wollen Sie den Flüssigkeitshaushalt des Pferdekörpers überprüfen, können Sie einen Hautfaltentest anwenden.

Weitere Tipps der Tierärztin finden Sie in der Mein Pferd Februar- Ausgabe.