Text: Anna Castronovo         Foto: Adobe Stock/ Charly Morlock

Falsche Fütterung, Umweltbelastungen, zu viele Medikamente, zu wenig Bewegung – das sind die Hauptursachen für erhöhte Leberwerte. Deshalb kann man Leberprobleme durchaus zu den Zivilisationskrankheiten zählen

Die gute Nachricht zuerst: Eine geschädigte Leber kann sich sehr gut regenerieren. Das ist einerseits natürlich beruhigend. Auf der anderen Seite kann man genau deshalb nur schwer eine Schadensdiagnose stellen. Das Hauptproblem ist nämlich, dass man erhöhte Leberwerte im Blut erst im fortgeschrittenen Stadium einer Erkrankung feststellen kann. Bagatellisieren darf man die Problematik „schlechte Leberwerte“ deshalb auf keinen Fall, denn die Gesundheit unserer Pferde ist eng an einen gesunden Stoffwechsel und damit auch an sein zentrales Organ, die Leber, geknüpft. „Die Leber ist Stoffwechsel- und Speicherorgan. Sie reguliert den Eiweiß-, Fett- und Zuckerstoffwechsel sowie den Mineral-, Vitamin- und Hormonhaushalt. Sie ist das Zentralorgan für Entgiftungsvorgänge und gleichzeitig Produktionsstätte essenzieller Körperbausteine, zum Beispiel Muskeleiweiß“, erklärt Pferdetierärztin Dr. Claudia Gick. Die Leber ist somit eines der wichtigsten Organe im Pferdekörper und erfüllt jede Menge wichtiger Aufgaben. Leberprobleme können deshalb Auswirkungen auf den ganzen Organismus haben.

Trotzdem: „Bei einer Erhöhung der entsprechenden Werte bis etwa zum Dreifachen des Normalwertes muss man nicht gleich in Panik verfallen“, sagt Gick. „Leberwerte können nämlich auch sehr plötzlich auf einmalige Auslöser wie einen viralen Infekt, ein Medikament oder Stress reagieren.“ Auch im Fellwechsel sind Leber und Niere stark belastet, was sich in erhöhten Werten zeigen kann. Dann kommt es darauf an, welche Werte genau betroffen sind und wie hoch diese sind. „Wenn man allerdings klinisch schon Probleme wie Ödeme, Proteinmangel, Koliken oder eine Gelbfärbung der Augen im Zusammenhang mit einer Leberwerterhöhung hat, dann ist es höchste Eisenbahn“, warnt die Tierärztin.

Liegen außer den erhöhten Leberwerten keine offenkundigen Probleme vor, sollte man trotzdem immer sofort überprüfen, ob eine Verwurmung oder ein Befall mit Leberegeln besteht. Was eine mögliche Verwurmung angeht, ist das ganz einfach mit einer Kotprobe möglich. „Bei Leberegeln gestaltet sich die Diagnostik etwas schwieriger, da ein Nachweis im Kot nicht immer möglich ist und der Bluttest nicht für das Pferd, sondern für Rinder entwickelt wurde“, sagt sie. Trotzdem kann man auch fürs Pferd die Antikörper im Serum testen lassen. Es lohnt sich auch, gleich ein großes Blutbild nachzufordern, sofern man das nicht ohnehin schon gemacht hat (Kosten: ca. 50 bis 70 Euro). Denn daran kann der Tierarzt zum Beispiel ablesen, ob auch ein Zink- oder Selen-Mangel besteht, ob die Nierenparameter in Ordnung sind oder ob das Pferd möglicherweise gerade einen Infekt ausbrütet – all das kann die Leberwerte beeinflussen.

Keine Medikamente vorhanden

Ansonsten geht es erst einmal darum, der Leber wieder zu ihrer normalen Funktion zu verhelfen. Es gibt jedoch keine Medikamente, mit denen man Leberprobleme behandeln könnte, denn erstens kann man – genau wie bei einem Virus – Zellzerfall nicht medikamentös behandeln, und zweitens müsste ein chemisches Medikament vom Körper auch wieder abgebaut werden – und das geschieht sehr häufig über die Leber. Im Klartext bedeutet das, dass man eine ohnehin schon geschädigte Leber mit Medikamenten mitunter noch mehr belasten würde.

Den kompletten Artikel finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.