Text: Nora Dickmann      Foto: www.Slawik.com

Etwa 70 Prozent aller deutschen Pferde sind laut Experten zu dick. Fettpolster, Trainingsunfähigkeit und Erkrankungensind die Folge. Pferdewissenschaftlerin Conny Röhm erklärt, wieso Adipositas für Pferde so gefährlich ist und wie ein Tier gesund und nachhaltig abnehmen kann

In ihrem natürlichen Habitat bewegen sich frei lebende Pferde bis zu 16 Stunden täglich, immer auf der Suche nach Futter. Dabei legen sie zwischen 15 und 18 Kilometer zurück. Das Gras, das die Pferde dabei aufnehmen, ist karg, hat wenig Nährstoffe und einen hohen Rohfasergehalt. Heute stehen die Pferde auf Hochleistungsweiden, bekommen hier und da ein Zusatzmittelchen und oft auch ad libitum Zugang zu Heu. Gerade jetzt zum Beginn der Weidesaison zieht das grüne Gras die Pferde praktisch an. Stundenlang schlagen sie sich den Bauch voll. Gras ist jedoch auch Energielieferant Nummer eins der Pferde – zumindest im Sommer. Das Resultat: Fettpolster an Mähnenkamm, Bauch und Kruppe, die nicht zu übersehen sind. Dies führt bei den Vierbeinern zu überflüssigen Pfunden, die ihnen das Leben schwermachen. Denn die Folgen von Fettleibigkeit sind dramatisch, wie die Pferdewissenschaftlerin Constanze Röhm weiß: „Dass Pferde pummelig sind, ist in den vergangenen Jahren beinahe zum Standard geworden. Das wissen die meisten Leute nur einfach nicht.“ In der Praxis begegnen ihr kaum dünne Pferde, oft aber Tiere mit massivem Übergewicht. „Steht im Pensionsstall ein Tier, bei dem man die Rippen sehen kann, ist der Aufschrei groß. Aber bei einem Pferd, das eindeutig zu viele Kilos mit sich trägt, sagt keiner was“, so ihre Beobachtung. Das sei ein Problem, denn adipöse Pferde leiden. Sie haben Schmerzen, fühlen sich unwohl, und die langfristigen Folgen sind fatal. „Man muss das Bild des normalgewichtigen Pferdes wieder herstellen“, warnt die Expertin. Viele junge Menschen wissen gar nicht mehr, wie ein gesundes Pferd aussehen sollte. „Es gibt leider auch immer wieder schlechte Beispiele, auch auf Turnieren, Messen oder im Profisport. Hier sind ebenfalls einige Pferde zu dick“, so Constanze Röhm weiter.

Ab wann ist das Pferd adipös?

Ob ein Pferd zu dick ist, lässt sich gut mittels Waage herausfinden. Pferdehalter können und sollten sich aber auch bewusst machen, wo sich Fettdepots am Pferdekörper bilden, und dafür ihren Blick schulen, so Constanze Röhm: „Äußerlich bemerkt man überschüssiges Fett besonders schnell am Mähnenkamm, am Widerrist mit Übergang zur Sattellage, im Bereich der Rippen oder an der Kruppe.“ Wenn man sich nicht sicher ist, ob das Pferd Fettpolster hat, kann man es einmal an die Longe hängen: „Alles, was unterhalb der Haut schwabbelt, ist Fett. Muskeln lassen sich anspannen, bei Fett geht das nicht“, erklärt die Pferdewissenschaftlerin. Sie empfiehlt dazu eine Slow-Motion-Aufnahme mit dem Smartphone. Mit diesen Aufnahmen könne man die Entwicklung zudem über einen längeren Zeitraum gut beobachten.

Grundsätzlich sollte man die flache Hand an den Rippen anlegen und diese ohne Druck sofort spüren können. Die Expertin erklärt: „Muss man auch nur geringen Druck ausüben, ist das Pferd bereits zu dick. Das gilt für jede Rasse.“

Auch mit dem Body Condition Score (BCS), einer Art Body-Mass-Index für Pferde, kann überprüft werden, ob das Tier zu dick ist. Dieser gilt für Pferde ab anderthalb Jahren. Anhand einer Skala von 1 (extrem mager) bis 9 (extrem fett) kann festgestellt werden, ob das Pferd Über-, Normal- oder Untergewicht hat. „Der ideale Wert liegt bei einem durchschnittlichen Pferd zwischen 4,5 und 5,5. Ab einem BCS von 6 ist das Tier adipös! Und ab einem Wert von 6,5 ist es dazu noch pathologisch krank.“

Wieso ist das Pferd zu dick?

„Dafür gibt es zwei Hauptgründe“, so die Expertin. „Die meisten Besitzer füttern zu viel und bewegen das Pferd zu wenig. Die Pferde leisten heute viel weniger als früher, haben aber meist uneingeschränkten Zugang zu Heu. Das ist einfach nicht gesund. Wie sollen Pferde das denn alles verwerten?“

Den kompletten Text finden Sie in der neuen Mein Pferd- Ausgabe.