Text: Redaktion         Foto: www.Slawik.com

Das Ausheilen von Sehnenschäden erfordert Zeit. Das war so, und das ist so. Doch ein neues Stammzellen- Präparat erhöht die Chance der Patienten auf eine Rückkehr in den Sport

Wer in einem Pensionsstall mal so richtig in Mitleid baden möchte, der muss nach dem Besuch des Tierarztes nur mit gesenktem Kopf vor der Box seines Pferdes stehen und auf die fragenden Blicke der anderen Einsteller „Sehnenschaden“ hauchen. Entsetzen und aufmunterndes Schulterklopfen sind garantiert. Denn diese Diagnose ist eines der Schreckgespenster für Pferdebesitzer und Reiter, bedeutet sie doch in sehr vielen Fällen eine sehr langwierige Therapie mit noch dazu oft fragwürdigem Erfolg. Wie groß der Schaden und die Chancen einer Heilung tatsächlich sind, hängt von vielen individuellen Faktoren ab. Doch die Hoffnung auf Heilung gibt es. Dank eines erst kürzlich zugelassenen Präparates ist sie größer denn je.

Gefürchtete Narben

Vereinfacht ausgedrückt, sorgt das fein aufeinander abgestimmte Zusammenspiel von Knochen, Muskeln und Gelenken für die Stabilität und Beweglichkeit des Körpers, wobei die Sehnen die Knochen und Muskeln verbinden und somit eine Bewegung ermöglichen, während Bänder das Ganze zusammenhalten. Eine Art Wunderwerk von schier unfassbarer Präzision. Funktioniert eine Struktur jedoch nicht, so hat das je nach Lokalisation Auswirkungen aufs gesamte System. Im Falle unserer Pferde kann eine gravierende Sehnenverletzung bis hin zur Unbrauchbarkeit führen.

Dass Sehnen, salopp formuliert, so schwer zu reparieren sind, liegt an ihrem Aufbau. Ihre Versorgung mit Blutgefäßen und Nerven ist vergleichsweise schlecht, aber genau die ist wichtig für eine schnelle Regeneration. Deshalb dauert der Heilungsprozess lange. Hinzu kommt, dass die parallel in Längsrichtung angeordneten Kollagenfasern einer Sehne in entspanntem Zustand leicht gewellt und somit bis zu einem gewissen Grad dehnbar sind. Wohlgemerkt, nur bis zu einem gewissen Grad, was sie grundsätzlich anfällig für Überlastung macht. Damit die Sehnen belastbar bleiben bzw. wieder belastbar werden, müssen ihre Eigenschaften auch nach einer Verletzung wieder vorhanden sein. Aber genau das sind sie oft nicht. Die neu gebildeten Fasern sind hinsichtlich ihrer Ausrichtung und Qualität deutlich schlechter, was ihre Funktion beeinträchtigt und die Rückfallquote erhöht. Denn bei der Heilung von Sehnen wird Narbengewebe gebildet. Und dieses Narbengewebe ist weniger elastisch als das gesunde.

Erste Studien liegen vor

An dieser Stelle setzt das neue, aus Stammzellen gewonnene Präparat „RenuTend“ von Boehringer Ingelheim an, das nur einmal ins betroffene Gewebe injiziert werden muss. Erste Studien sprechen für sich: So liegen beispielsweise die Ergebnisse einer klinischen Feldstudie vor, in deren Rahmen 100 Sportpferde behandelt wurden; 57 Prozent waren Springpferde, 35 Prozent gingen Dressur. Ihr durchschnittliches Alter betrug zwölf Jahre. Als Verletzungen wurden bei 44 Prozent der Pferde Läsionen der oberflächlichen Beugesehnen diagnostiziert, 56 Prozent litten an Verletzungen des Fesselträgers, wobei dieser zwar im Medizinerlatein ein Muskel ist, der Musculus interosseus medius, aber vor allem aus Sehnengewebe besteht. 78 Prozent der Sehnenläsionen betrafen die Vorhand, 22 die Hinterhand

Das gesamte Ergebnis der Studie finden Sie in der neuen Mein Pferd- Ausgabe.