Text: Aline Müller         Foto: www.Slawik.com

In der Umwelt unserer Pferde lauern alle möglichen giftigen Substanzen. Wir sollten uns damit mehr auseinandersetzen, um mögliche Ursachen für die Entstehung von Krankheiten besser verstehen zu können.

Endophytentoxine

Was harmlos klingt, kann weitreichende Auswirkungen haben. Endophyten sind sozusagen „natürliche“ Gifte. „Es sind Pilze, die mit dem Gras in Symbiose beziehungsweise Harmonie leben“, erklärt Dr. Tina Maria Ritter. „Beide profitieren von der Verbindung. Der Pilz im Inneren macht die Pflanze widerstandsfähiger. Von außen ist er unsichtbar.“ In diesem Fall bedeutet „widerstandsfähiger“ einen besseren Schutz gegen Stressfaktoren wie Trockenheit. Eine praktische Eigenschaft, die sich Menschen bei der Züchtung von Gräsern sogar absichtlich zunutze machen. „So ist es auch kein Wunder, dass vor allem deutsches Weidelgras oder Wiesenschwingel betroffen sind, die in jeder Saatgutmischung mengenmäßig in den größten Anteilen auftauchen“, sagt unsere Expertin. Doch die im Inneren des Grases lebenden Pilze stellen eben bestimmte Toxine her (Lolitrem B oder auch Ergovalin). Laut Dr. Tina Maria Ritter sei es möglich, dass vor allem Lolitrem B giftige Konzentrationen

im Gras erreicht, die auch für unsere Pferde problematisch sein können. Solche akuten Vergiftungen werden als Weidelgras-Taumelkrankheit oder Schwingel-Ödem bezeichnet. Auf Dauer kann es zu chronischen Vergiftungen und zum Beispiel zu Leistungsabfall oder sogar Hufreheschüben kommen.

Schimmelpilze

Hätten Sie gedacht, dass Schimmelpilztoxine zu den giftigsten Toxinen der Erde gehören? Sie können unter anderem Leber und Niere schädigen – mit einem breiten Symptomspektrum. Was bei unseren Pferden in die Box kommt, unterliegt nicht immer unserer eigenen Kontrolle. Wir müssen uns darauf verlassen, dass die Stallbesitzer das Futter, so weit es geht, prüfen. Denn nicht nur Heu und Stroh kann bei schlechter Lagerung oder schlechten Witterungsbedingungen bei der Ernte zu feucht werden und somit anfälliger für Pilzbefall sein. Das Gleiche gilt für Getreide. „Nicht immer ist Schimmel im Futter mit dem bloßen Auge sichtbar. Am muffeligen Geruch lässt er sich erkennen oder auch an der grauen oder rotbraunen Farbe. Auch kleine schwarze Pünktchen oder ganze weiße Flächen sind möglich und weisen auf Schimmelbefall hin“, erklärt Dr. Tina Maria Ritter. Solches Futter sollte entsorgt werden. Schimmel im Futter hat es schon immer gegeben. Doch eine neue Gefahr geht von der Kombination beziehungsweise der Summe verschiedener Ereignisse aus. Zum Beispiel, wenn Herbizide (auf die wir noch eingehen) den Darm schädigen und dann noch Schimmelpilze hinzukommen. „Ein einzelnes Gift hat einen negativen Einfluss, ein Gift plus noch ein Gift ist in der Regel nicht eins plus eins gleich zwei, sondern eher eins plus eins gleich einhundert. Die Giftwirkung addiert sich nicht. Sie potenziert sich“, gibt unsere Expertin zu bedenken. Getreide, Heu- oder Strohproben können Sie zur Untersuchung unter anderem an die Landesuntersuchungsanstalt LUFA schicken.

Zucker oder Melasse im Trog

Immer mehr Menschen schränken ihren Zuckerkonsum ein – und das aus gutem Grund. Auch bei der Pferdefütterung sollten wir Zucker und Melasse im Auge behalten, denn in der Natur stehen Obst und Früchte dem Pferd nicht das ganze Jahr über zur Verfügung. Es gibt also nicht täglich eine Schale voll Äpfeln mit Möhren. Auch wenn es gut gemeint ist und unsere Pferde sich wie Bolle über die saftigen Snacks freuen. „Dauerhafte Zuckerzufuhr verändert den Stoffwechsel und auch wieder die Darmflora“, betont Dr. Tina Maria Ritter und fügt hinzu: „Gerade in Kombination mit dem Totalherbizid Glyphosat kann es zum Beispiel die Darmflora in Richtung Überwucherung von Pilzen lenken.“ Hinzu komme, dass Zucker Unmengen an B- Vitaminen, Chrom und Magnesium in der Verstoffwechselung verbrauche. Süß schmeckt lecker, schädigt aber die Leber, kann zu einer Insulinresistenz und einem metabolischen Syndrom führen. Sind die Zellen weniger empfindlich gegenüber Insulin, steigt der Blutzuckerspiegel, und das schädigt auf Dauer die Gefäße. So kann es sein, dass die Durchblutung in den Hufen gestört wird und Hufrehe eine Folge des Zuckerkonsums ist. Nicht nur in vielen Müslis ist Melasse enthalten, auch bei Zusatzfuttermitteln sollten Sie auf die Inhaltsstoffe achten. Hier wird gern Traubenzucker oder Texterin hinzugegeben, damit die Pferde das Futter besser fressen. Achten Sie zudem darauf, wie viele Karotten, Äpfel, Rübenschnitzel oder auch Rote-Bete- Chips Ihr Pferd bekommt. Daneben sollte auch der Fruktangehalt im Gras beachtet werden, vor allem, wenn Pferde bereits an Cushing, EMS oder Hufrehe erkrankt sind.

Weitere Informationen finden Sie in der Mein Pferd Januar- Ausgabe.