Text: Nora Dickmann       Foto: www.Slawik.com

Magengeschwüre sind in der heutigen Pferdewelt kaum noch wegzudenken. 
EGUS (Equine Gastric Ulcer Syndrom) betrifft sowohl Sport- als auch Freizeitpferde, gilt jedoch nicht als Zivilisationskrankheit, da auch wild lebende Pferde daran erkranken

Was versteckt sich hinter dem Begriff „EGUS“, 
und wie macht sich diese Erkrankung bemerkbar?

Eine Studie aus dem Jahr 2015 zeigte, dass ca. 93 % der Distanzpferde, 90 % der Galopper, 87 % der Traber, 63 % der Sportpferde, 53 % der Freizeitpferde und 40 % der Westernpferde von Magengeschwüren betroffen sind. Magengeschwüre entstehen, wenn die Magensäure auf die Magenschleimhaut und die tieferliegenden Schichten des Magens einwirkt. Da EGUS eine multifaktorielle Erkrankung ist, zählen dazu Magen-Schleimhaut-Entzündungen, Magengeschwüre, aber auch alle anderen entzündlichen Veränderungen im Bereich von Magen, Speiseröhre und Dünndarm. Bei Magengeschwüren ist der Ort des Geschwürs wichtig. EGUS soll deswegen je nach Lage durch die Bezeichnungen ESGD (Equine Squamos Gastric Disease) und EGGD (Equine Glandular Gastric Disease) ersetzt werden. ESGD bezieht sich dabei auf ein Magengeschwür im oberen, drüsenfreien Bereich des Magens und EGGD auf Geschwüre im unteren, drüsenreichen Abschnitt des Magens. Bei Fohlen und jungen Pferden kommt meist ESGD vor. Hier reagiert die Schleimhaut empfindlich, wenn Magensäure und Pepsin einwirken. Seltener tritt EGGD auf. Symptome für diese Erkrankungen können unter anderem mangelnde Leistungsbereitschaft, wiederkehrende Koliken, schlechtes Fressverhalten und eine damit einhergehende Abmagerung sein. Stumpfes Fell, Mattigkeit, Abspeicheln oder in seltenen Fällen auch Koppen können ebenfalls Anzeichen von EGUS sein. Zähneknirschen kann vor allem bei Fohlen ein Symptom sein. Hier sollte dringend der Magen untersucht werden.

Welche Ursachen hat diese Erkrankung?

Ein Risiko, an Magengeschwüren zu erkranken, kann die genetische Disposition sein. Saugfohlen produzieren Magensäure, haben aber noch keine so starke Schleimhaut wie erwachsene Tiere. Fohlen, die ihre Mutter verloren haben, leiden unter Stress. Wird keine Ammenstute gefunden, muss es mit der Flasche ernährt werden. Sehr anfällig sind auch kranke Fohlen (Durchfall, Sepsis etc.), da neben Medikamenten auch Infektionen mit Rotaviren, eine schlechte Durchblutung, die verminderte Milchaufnahme oder das vermehrte Liegen Risikofaktoren für die Entstehung von Magengeschwüren darstellen. Zu viel Kraftfutter, Getreide oder zu wenig Raufutter und zu lange Futterpausen sind vor allem bei erwachsenen Pferden Stress auslösende Faktoren, die zu Magengeschwüren führen können. Normalerweise ist die Salzsäure des Magens für die Verdauung zuständig. Naturgemäß fressen Pferde den ganzen Tag, also wird auch die ganze Zeit Magensäure produziert. Gelangt Nahrung in den Magen, gelangt auch Speichel in den Magen. Dieser neutralisiert die Magensäure. Wird hier jedoch zu viel Säure gebildet, kann diese die Magenwand angreifen. Aber auch eine schmerzhafte Grunderkrankung oder Medikamente können diese Erkrankung begünstigen.

Wie sieht die Behandlung aus, und wie sind die Heilungschancen?

Liegt der Verdacht auf Magengeschwüre vor, rät der Tierarzt meist zu einer Gastroskopie oder zu einer diagnostischen Therapie, beispielsweise mit Gastrogard. Der Vorteil der Gastroskopie ist die bildliche Darstellung der Veränderung im Magen des Pferdes. So ist eine Verlaufskontrolle möglich. Dazu füllt der Tierarzt Luft in den Magen und schaut sich den gesamten Magen bis zum Magenausgang und das beginnende Duodenum an. Vor diesem Eingriff muss das Pferd zwölf bis 14 Stunden hungern (Fohlen sechs bis zehn Stunden) und darf die letzten Stunden vor dem Eingriff nichts mehr trinken. Findet der Tierarzt ein Geschwür, wird dieses nach Grad 0 bis 4 eingestuft sowie die Lage eingeordnet (ESGD oder EGGD).

Nach einer rein diagnostischen Therapie kann im Gegensatz zur Gastroskopie nicht sicher festgestellt werden, ob die Veränderungen im Magen wirklich restlos abgeheilt sind oder ob eine erneute Verschlechterung zu erwarten ist. Komplikationen können aber immer auftreten, da die Geschwüre Krater und Trichter bilden, die den Magen und den Dünndarm verengen und so Verstopfungen und Koliken auslösen können. Während die Geschwüre im drüsenlosen oberen Teil des Magens (ESGD) gut therapierbar sind, machen Geschwüre der Drüsenschleimhaut (EGGD) deutlich mehr Probleme.

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