Text: Nora Dickmann        Foto: www.Slawik.com

Zuchtpferde und -ponys werden auf genetische Defekte hin untersucht, und diese Ergebnisse finden Berücksichtigung in den jeweiligen Zuchtprogrammen der verschiedenen Rassen.

Nach der Tierzuchtverordnung der EU sind diese Ergebnisse in den Tierzuchtbescheinigungen anzugeben sowie zu veröffentlichen. Diese Gendefekte sind Bestandteil in den Zuchtprogrammen der Zuchtverbandsordnung (ZVO):

  • Caroli-Leberfibrose (CLF) ist ein Gendefekt, der tödlich verläuft. Diese Krankheit führt zu einer Degeneration der Lebergefäße. Das Tier stirbt durch akutes Leberversagen im Alter von zwei bis sechs Monaten. Überleben Fohlen diese kritische Zeit und wachsen sie weiterhin normal und gesund auf, werden sie später auch nicht daran eingehen. Es ist allerdings möglich, dass sie wiederum Trägertiere sind.
  • Bei der Cerebellären Abiotrophie (CA) sind das häufigste Symptom die unkontrollierten Bewegungen (Ataxie). Ursache für die Entstehung dieser Krankheitssymptome wird das Absterben von Nervenzellen (Purkinje-Zellen) des Kleinhirns angesehen. Pferde, die unter CA leiden, fallen durch unterschiedlich starke Störungen im Ablauf der Bewegungen im Kopfbereich und insbesondere der Vordergliedmaßen auf. In besonders schweren Fällen sind solche Anzeichen bereits kurz nach der Geburt sichtbar. Meist sind solche Anzeichen aber erst ab drei Monaten nach der Geburt festzustellen.
  • Das Fohlen-Immundefekt-Syndrom (FIS) schwächt das Immunsystem und führt zu Blutarmut und frühem Tod. Symptome sind unter anderem Husten, Diarrhoe, Probleme beim Saugen und Blutarmut (Anämie). Im Alter von drei bis sechs Wochen, wenn das Saugen nachlässt, verschwinden die im Kolostrum vorhandenen Antikörper aus dem Organismus des Fohlens, und Infektionen treten auf. Die Blutarmut führt zu einem natürlichen Tod oder zur Euthanasie.
  • Bei der Hoof Wall Separation Disease (HWSD) handelt es sich um eine erblich bedingte unheilbare Erkrankung der Hufe. Unterschiedliche Ausprägungen, von geringer Beeinträchtigung bis hin zu „nicht laufen können“, sind möglich. Bei den meisten Tieren tritt bereits wenige Wochen nach der Geburt an allen vier Hufen ein Wegbrechen der nicht tragfähigen äußeren Hufwand auf, sodass die Ponys fast ausschließlich auf der Hufsohle laufen müssen. Auf hartem Boden wird das Problem meist sehr schnell sichtbar, auf weichem und feuchtem Untergrund kann das Problem zunächst unerkannt bleiben. In besonders schweren Fällen kann diese Krankheit zur Euthanasie führen.
  • Die erbliche Myotonie ist eine Erkrankung der Skelettmuskulatur. Sie wird verursacht von einer Mutation im CLCN1-Gen, die für die Funktion der Chlorid-Kanäle im Muskel verantwortlich ist. Fohlen, die darunter leiden, haben einen steifen, staksigen Gang, liegen viel und haben nach längerer Liegezeit Probleme, wieder auf die Beine zu kommen. Meist ist es auch nicht möglich, die Hufe einzeln anzuheben. Aufgrund der Myotonie kann auch der Augapfel weit in die Augenhöhle zurückgezogen sein.
  • Polysaccharid-Speicher-Myopathie Typ 1 (PSSM1) ist eine Glykogenspeicher-Krankheit. Gekennzeichnet ist die Erkrankung durch die Anhäufung anormaler Polysaccharide wie auch durch die übermäßige Anhäufung normaler Zucker im Muskel. Bewegungsunlust, Muskeltremor, Schwitzen, Muskelsteifheit, wechselnde Lahmheiten bis hin zur Bewegungsunfähigkeit sind alles Symptome für diese Erkrankung. Die Episoden beginnen meistens nach zehn bis zwanzig Minuten leichter Arbeit. Die Muskeln der vor allem betroffenen Hinterhand sind oft hart und schmerzen.
  • Warmblood Fragile Foal Syndrome (WFFS) ist eine erbliche Bindegewebsschwäche, die sich bereits direkt nach der Geburt des Fohlens bemerkbar macht. Die Haut ist extrem brüchig und reißt schon bei leichten Berührungen.

Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.