Text: Anna Castronovo Foto: Getty images
Früher nannte man den Kreuzverschlag auch Feiertagskrankheit, und auf Englisch heißt er Monday Morning Disease. Diese Namen beschreiben ziemlich genau die Problematik, welche der Muskelentzündung zugrunde liegt.
Vor allem Arbeitspferde, die früher traditionell einen Ruhetag pro Woche im Stall hatten, an dem sie aber trotzdem ihre normale Kraftfutterration bekamen, litten am darauffolgenden Arbeitstag an den äußerst schmerzhaften Symptomen des Kreuzverschlags. Heute ist der Boxentag zum Glück überholt und wird von den meisten Pferdebesitzern durch einen Koppeltag ersetzt. Trotzdem tritt die Krankheit immer wieder bei Sport- und Freizeitpferden auf, und die Ursache ist noch immer dieselbe: Starke Belastung im Wechsel mit Herumstehen bei gleicher Kraftfuttergabe.
„Beispiele dafür sind Sportpferde, die zwar täglich geritten werden, dann aber eine plötzliche, zu schnelle Belastungssteigerung haben – häufig sind Vielseitigkeits- und Distanzpferde betroffen“, sagt Tierärztin Marleen Kuchler. „Oder Pferde, deren Stallruhe eine außerordentliche muskuläre Belastung ohne entsprechendes Training vorausgegangen ist. Freizeitpferde, die übermäßig viel Futter bekommen, selten bewegt werden und dann plötzlich stark belastet werden – zum Beispiel durch einen Tagesritt am Wochenende – sind ebenfalls gefährdet.“
Colafarbener Urin
Ein Kreuzverschlag (auch Belastungsmyopathie oder Lumbago genannt) kann sehr unterschiedlich ausfallen – häufig bemerkt man ihn nicht einmal. Von einer leichten Steifheit bis hin zur völligen Bewegungslosigkeit können alle Stadien auftreten. Nur bei einem schweren, akuten Ausbruch sind die Anzeichen deutlich sichtbar. „Leichte Formen können bei richtiger Behandlung innerhalb weniger Tage wieder vergehen, während bei starkem Kreuzverschlag die Muskulatur geschädigt wird und mehrere Monate bis zur Ausheilung vergehen können“, sagt Kuchler. „In extremen Fällen können sich die Pferde auch festlegen oder an Nierenversagen sterben.“ Eines ist klar: Bei einem Verdacht muss sofort der Tierarzt zu Rate gezogen werden.
Im günstigsten Fall zeigen die Pferde Symptome wie bei einem Muskelkater, bei schweren Fällen bewegen sie sich keinen Millimeter mehr. „Die Muskeln sind verspannt, vor allem an der Kruppe. Betroffene Pferde beginnen zu zittern und schwitzen“, so die Tierärztin. „Bei starken Formen des Kreuzverschlags haben die Pferde sogar Probleme, ihre Beine zu bewegen. Sie drücken dann den Rücken weg und gehen in eine Sägebockhaltung, stellen also die Vorderbeine nach vorne und die Hinterbeine nach hinten heraus, um die schmerzhafte Rückenmuskulatur zu entlasten.“
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