Text: Lara Wassermann Foto: www.Slawik.com
Reitweisenübergreifend über den Tellerrand zu schauen kann sowohl bei der Problemlösung als auch bei dem Erlernen neuer Lektionen extrem von Vorteil sein. Profis der FN-Reitweise, des Western- und Barockreitens erklären ihre Trainingsansätze
Die Gangart Galopp hat eine lösende Wirkung. Doch birgt sie leider auch potenzielle Probleme. Was kann man tun, wenn das Pferd häufig im Außengalopp anspringt oder generell nicht richtig durchspringt?
Dr. Britta Schöffmann:
Ungewolltes Umspringen im Galopp kann beim jungen Pferd durch mangelnde Balance hervorgerufen werden. Bleibt das Problem bestehen, kann es auch ein Hinweis auf muskuläre oder knöcherne Probleme sein. In diesem Fall einmal einen Tierarzt oder Physiotherapeuten konsultieren. Ist alles in Ordnung, liegt es an der nicht eindeutigen reiterlichen Hilfengebung.
Hier der Tipp: Konzentrierter auf Stellung im Moment das Angalopps achten (inneres Auge und innere Nüster sollten zu sehen sein, auch während des Angaloppierens) und günstige Momente beziehungsweise Stellen wählen (z. B. vor einer Ecke, auf einer Zirkellinie in Richtung der Bande oder ausgangs einer Volte). Das gute Durchspringen ist wichtig, weil nur ein taktsicherer, runder Galopp auch den Rumpf des Pferdes trainiert und die Oberlinie stabilisiert. Ein schlurfender Galopp mit durchhängendem Rücken verschleißt das Pferd. Das Reiten von Tempounterschieden im Galopp, immer aus dem Arbeitsgalopp beginnend, kann hier helfen.
Sofie Eckebrecht:
Bei Problemen dieser Art frage ich immer zuerst, wann das Pferd zuletzt orthopädisch/osteopathisch durchgecheckt wurde. Ist ein Pferd verrenkt oder hat es Probleme mit den Bändern, können dies Ursachen für falsches Angaloppieren oder Herauswechseln der Hinterhand sein. Ist das Pferd körperlich in der Verfassung, im richtigen Galopp anzuspringen, kann das Problem am Schenkel liegen. Ein Pferd muss lernen, dem Druck zu weichen, in diesem Fall dem Schenkel. Wenn man nun die Schenkelhilfe mit dem äußeren Bein gibt und das Pferd dem Druck nicht weicht oder sogar dagegen geht, springt es im Außengalopp an.
Dieses Problem lässt sich mit Übungen zum Schenkelweichen und Verschieben der Hüfte verbessern und lösen.
Die Vorhand des Pferdes ist nicht dafür ausgelegt, Lasten zu tragen. Um das Pferd gesund zu reiten, sollte versucht werden das Gewicht möglichst auf die Hinterhand zu verlagern. Dafür muss die Hinterhand unter den Schwerpunkt des Pferdes treten. Dieser liegt unter dem Reiter. Das Pferd muss aktiv durchspringen, um die Hinterhandbewegung unter den Körperschwerpunkt zu bringen, somit wird die Vorhand angehoben und entlastet. Man arbeitet das Pferd an das Gebiss heran, und durch zusätzliches Treiben des Schenkels wird der Rücken angehoben. Folglich beginnt das Pferd, seine Hinterhand unter den Schwerpunkt zu setzen, was die Voraussetzung für korrektes Durchspringen ist.
Corinna Hengefeld:
Der Galopp hat sozusagen eine therapeutische Wirkung auf den gesamten Bewegungsapparat des Pferdes: Durch seinen Dreitakt mit Schwebephase hat die Gangart eine sehr lösende Wirkung. Aus diesem Grund ist es auch so wichtig, dass das Pferd richtig durchspringt. Ist dies nicht der Fall, hebt es seinen Rücken nicht genug an, kippt nicht richtig im Becken ab und nimmt nicht genug Schwung aus der Hinterhand. Für dem Reiter fühlt sich der Galopp in einem solchen Fall unrund an. Sind körperliche Gründe ausgeschlossen, ist die Ursache in vielen Fällen ein Problem in der Kraft und der Muskulatur. Zudem neigt ein solches Pferd dazu, im Galopp schneller zu werden, anstatt größere, erhabene Galoppsprünge zu machen. Zu Übungszwecken eignen sich in solchen Fällen viele Trab-Galopp-Übergänge mit eher kurzen Galoppreprisen sowie Cavaletti.
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