Text: Gloria Lucie Alter, Jana Herrmann             Foto: www.Slawik.com

In den USA ist eine Studie geplant, die klären soll, ob Longieren gesundheitsschädlich für Pferde sein kann. Hinter vorgehaltener Hand heißt es auch in Deutschland, dass Longieren nicht nur positive Aspekte hat. Ist das Training an der Longe schädlich? Wir haben uns umgehört

Viele Wege führen nach Rom. Oder im Kreis. Denn was das Longieren angeht, so gibt es unter Pferdesportlern unterschiedlichste Meinungen und Methoden. Mit oder ohne Ausbinder? Trense oder Kappzaum? Sinnvolles Training oder auf die Dauer schädlich für das Pferd? Gerade was letztere Frage angeht, scheiden sich die Geister. So viel sei vorweggenommen: Bisher gibt es keine wissenschaftlichen Studien, die sich konkret mit den Auswirkungen des Longierens auf den Pferdekörper befassen. Das soll sich aber bald ändern! Aktuell sind es vor allem „anekdotische Evidenzen“ – also Beweise, die eher auf persönlichen Erfahrungen und Fallbeispielen beruhen – die gegen das Longieren angebracht werden. Und natürlich kommt es bei all diesen Fragen auch grundsätzlich auf die Qualität und die Quantität an. Anders ausgedrückt: Longieren ist nicht gleich Longieren.

Das sagt die Reitlehre

Wer sein Pferd ganz klassisch ausbilden möchte, vertraut hierzulande auf die Deutsche Reitlehre. Deren Grundlagen finden sich in den „Richtlinien für Reiten und Fahren“, die von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung herausgegeben werden (siehe S. 52). Darin heißt es zunächst: „Wird das Longieren richtig durchgeführt, ist es eine sinnvolle Ergänzung der vielseitigen Ausbildung von Pferden.“ Einige Zeilen später steht jedoch auch geschrieben: „In der Hand eines einfühlsamen Longenführers kann das Longieren von hohem Wert sein. Wird es aber falsch durchgeführt, so kann, genau wie bei Reiten, dem Pferd mehr geschadet als in seiner Ausbildung weitergeholfen werden.“ Erste Voraussetzung, damit der Longierzirkel nicht zum „Teufelskreis“ wird, ist demnach der Mensch.

Aber auch das Drumherum muss stimmen. So sollte der Radius, auf dem sich das Pferd bewegt, einen Durchmesser von zwölf Metern niemals unterschreiten. Das zeitweilige Verkleinern des Zirkels ist nur dann sinnvoll, wenn das Pferd in seiner Ausbildung bereits weiter fortgeschritten ist. Ob dabei auf dem Reitplatz oder in einer Longierhalle mit äußerer Begrenzung gearbeitet wird, ist weniger entscheidend, als der richtige Boden. Dieser sollte griffig, aber nicht zu tief sein – eine sorgfältige Bodenpflege ist daher Pflicht! Denn ebenso wie für das häufige Longieren auf einem zu engen Radius gilt: Der Pferdekörper ist nicht für die Bewegung im Kreis konstruiert. Die seitliche Drehbelastung, die dabei auf den Knochenverbindungen liegt, ist anatomisch eigentlich nicht vorgesehen. Daher strapaziert ein zu tiefer Boden eher die Sehnen und Gelenkbänder des Pferdes, während ein zu harter Untergrund besonders bei beschlagenen Pferden die Rutschgefahr erhöht. Demnach, so auch die Richtlinien, kann ein schlechter oder unebener Boden im schlimmsten Fall zu Langzeitschäden führen.

Geht es um die Grundausrüstung für das Pferd, sind laut Richtlinien eine Trense oder ein Kappzaum am besten als Zäumung geeignet. Das Longieren am Halfter ist gefährlich. Wenn Ausbinder oder Hilfszügel verwendet werden, braucht es zudem einen Longiergurt oder alternativ einen Laufgurt, der über den Sattel geschnallt wird. Ob Ausbinder, Dreiecks- oder Laufferzügel, Chambon oder doch gar keine Hilfszügel zum Einsatz kommen sollten, ist vom Pferd, dessen Ausbildungsstand, dem Ziel der Longenarbeit und nicht zuletzt von der eigenen Trainingsphilosophie abhängig. Immer gilt aber: Wenn falsch ausgebunden wird, kann das zu Schwierigkeiten und Widerstand seitens des Pferdes führen. Wer sein Pferd ausbinden möchte, muss sich daher im Vorhinein unbedingt mit der Wirkungsweise der unterschiedlichen Hilfszügel vertraut machen.

Den gesamten Artikel finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.