Interview: Nora Dickmann         Foto: privat

Pferde mit alternativen Methoden trainieren, ihre Konzentration fördern und das Vertrauen zwischen Mensch und Pferd stärken – all das verbindet „Horse Agility“ miteinander. Horse-Agility-Instructor Corinna Ertl ist überzeugt von diesem Konzept und gründete dazu den Verein Freestyle Horse-Agility e.V. Sie erklärt, für wen sich dieses Training eignet und wie ein typischer Ablauf des Programms aussehen kann 


Was ist Horse Agility?


Für mich steht die Bezeichnung „Horse (Freestyle) Horse Agility“ für das Durchlaufen bestimmter (dafür bekannte) Hindernisse. Der Sport ähnelt einem Parcours, der mit typischen Hindernisse wie man es vom Dog (Hunde) Agility kennt, ausgestattet ist. Dazu zählen zum Beispiel Slalom, Rampe, Steg, Wippe und Reifensprung. Das Pferd überwindet dabei Hürden, läuft durch Tunnel, durchspringt Reifen und vieles mehr. Geführtes Horse Agility oder eben das Freie „Freestyle Horse Agility“ bedeutet arbeiten mit dem Partner Pferd, Pony, Esel oder anderen Tieren. Mir ist es dabei am wichtigsten, dass man pferdegerecht vorgeht. Das heißt, man beginnt mit leichteren Aufgaben und steigert sich dann bis hin zu den schweren. Horse Agility kann auch Physiotherapie und Pilates sein. Es kann Muskeln aufbauen oder erhalten.

Was ist das Ziel dieses Trainings? 


Für mich ist das Ziel, Seite an Seite, also in der klassischen Führposition, einen Parcours zu durchlaufen. Anhand meiner Körpersprache möchte ich meinem Partner Pferd den Weg weisen! Je nach Leistungsstand funktioniert dies in verschiedenen Gangarten.

Zum Beispiel der Slalom: kann man im Schritt, Trab, Galopp (fliegender Galoppwechsel), mit dem Einsatz von Seitengängen oder gar rückwärts bewältigen.
Ziel kann auch sein, die Hindernisse für Pferde oder Kinder einzusetzen, um eine bessere oder engere Beziehung zum Pferd aufzubauen. Auch an der Vertrauensbasis zum Pferd wird gearbeitet, denn vielen Menschen ist es überhaupt nicht bewusst, dass man Vertrauen bei solchen Arbeiten sehr gut fördern kann. Die Förderung der Beweglichkeit, das Gymnastizieren und die Stärkung der Konzentration von Mensch und Tier schreibe ich hier auch ganz groß. Auch wird das Pferd emotional und körperlich fit gehalten. Meistens sieht man den Tieren und Menschen auch die Freude am Spielen, Laufen und Springen an.

Kann jeder bei diesen Übungen mitmachen? 


Horse Agility ist geeignet für alle Pferde und Ponys, egal ob Youngster oder Senior, Freizeit- oder Turnierpferd, geritten oder ungeritten! Das liegt daran, dass das Training individuell auf den Leistungsstand oder die Möglichkeiten des jeweiligen Tieres abgestimmt werden kann.
Auch Fohlen können zusammen mit der Mutter spielerisch an Neues und Unbekanntes herangeführt werden. Ich nenne es oft mal Pilates für Mensch und Pferd. Wichtig ist nur, dass man weiß, welche Hindernisse man mit seinem Pferd trainieren kann. Ein Pferd mit einem Sehnenschaden sollte man beispielsweise während der Reha niemals ohne das Okay vom Tierarzt auf die Wippe lassen. Ein Pferd nach der Akutphase einer Hufrehe hingegen schon! Für Rehe-Pferde in der Aufbauphase ist eine Wippe gut geeignet.

Wie sieht ein solcher Parcours aus? 


Die klassischen Hindernisse für einen Agility Parcours richten sich in erster Linie nach dem Leistungsstand des Pferdes. Die Hindernisse sind unter anderem: der Slalom, die Gasse, der Halbreifen, der Sprung, der Reifensprung, die Wippe oder der Steg!
Ziel ist es auch, die Hindernisse frei zu stellen, und die Abstände sind – je nach Leistung und Tempo – variabel!

Wie kann man sich eine einfache Trainingseinheit selbst aufbauen? 


Ein Einsteiger-Parcours ist relativ einfach aufzubauen. Je nach Beschaffenheit des Platzes, egal ob der Reitplatz eine Drainage hat oder nicht. Auf einer Wiese oder auf einem Platz ohne Drainage kann man auch ganz einfach Weidepfosten nehmen. Ansonsten muss man mit Sprungständern oder mit den Dingen, die vor Ort sind, arbeiten. Das hier ist ein Beispiel für einen geführten Einsteiger-Parcours:

• Slalom linke Hand bei F ist der Start. Dazu diagonal zum H aufstellen, nach dem Slalom machen Pylonen, Eimer, Weidepfosten oder Sprungständer Sinn, je nach dem was man da hat. Diese stellt man mit einem Abstand von drei Metern auf. Meist werden diese in der Mitte des Platzes diagonal aufgestellt.

• Danach kommt die Gasse. Sie wird zwischen E + K aufgebaut. Hier stellt man einen Oxer auf mit einer Tiefe von einem Meter. Dieser wird vom Pferd durchlaufen.

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