Text: Dominique Wehrmann      Foto: Jan Tönjes

Klar, kein Reiter kann auf die Beratung eines Sattlers verzichten. Aber es ist immer gut, wenn man mitreden kann – das schützt Sie und Ihr Pferd auch vor schwarzen (Branchen-)Schafen!

Vor fast zwei Jahren wurde die Deutsche Reitpony-Stute Daylight auf der Weide getreten. Die Folge: eine Knochenhautentzündung, wegen der sie eineinhalb Jahre pausieren musste. Nun ist sie seit drei Monaten wieder regelmäßig in Arbeit. Das Problem: In der langen Zwangspause war Madame ein wenig rundlich ums Bäuchlein geworden. Der Sattel passte nicht mehr, und bald ging Daylight bei Berührung der Sattellage mit der Hand in die Knie, solche Schmerzen hatte sie. Gut, dass es Nancy Köpke gibt! Sie passte den Sattel an, empfahl Daylights Besitzerin eine Fellunterlage und gab ihr Hausaufgaben mit auf den Weg: Muskelaufbautraining fürs Pony. Nachdem Daylights Springsattel jetzt wieder wunderbar liegt, soll sie noch einen Dressursattel bekommen. Das ist nicht einfach bei Daylights Statur: breiter Rumpf, hoher Widerrist, tiefer Rücken, und dazu ist sie noch recht kurz. Worauf gilt es also zu achten beim neuen Sattel? Zunächst einmal darauf, dass die Stute sich mit dem Training körperlich verändern wird. Es heißt ja, eigentlich brauche man keine Extrapolster unter dem Sattel. Der Sattel selbst solle so gut liegen, dass eine einfache Satteldecke genügt. Das stimmt auch, bestätigt Nancy Köpke. Allerdings gilt: Wenn das Pferd in einem muskulär schwachen Zustand ist, weil es länger pausieren musste oder auch eine Weile mit einem schlecht sitzenden Sattel ging, sind einige Zwischenschritte notwendig. Dann macht es wenig Sinn, den Sattelbaum dem Ist-Zustand perfekt anzupassen, sondern die Ortweite (umgangssprachlich auch Kammerweite genannt) lieber eine Nummer größer zu nehmen. Solange der Sattel noch zu groß ist, stabilisiert man ihn mit Lammfellunterlagen, die mit Taschen ausgestattet sind, in die man Filzpads einschiebt. Nancy Köpke erklärt: „Auf diese Weise bringe ich den Sattel vom Pferd weg und kann die atrophierten Stellen (an denen die Muskulatur zurückgegangen ist, Anm. d. Red.) ausgleichen.“ Das Gute: Mit Unterlagen und Pads kann der Sattel stets nach Bedarf angepasst werden. Dafür braucht es auch nicht immer einen Termin mit dem Sattler, sondern der erfahrene Pferdemensch kann selbst ausprobieren, wie dem Pferd eine Veränderung bekommt. Merke: Spätestens nach sechs Monaten sollte der Sattel dem Pferd wieder passen. Ist das nicht der Fall, muss der Sattler noch mal ran!

Was das Material dieser Unterlagen angeht – Lammfell verteilt den Druck gut. Hat man ein besonders sensibles Pferd, ist Rentier(winter-)fell noch besser. In einer Studie von 2010 haben Forscher an der Veterinärmedizinischen Universität Wien herausgefunden, dass beim Vergleich von Schaumgummi, Leder, Gel und Rentierfell als Unterlage unter einem passenden Sattel nur letzteres den Druck signifikant besser verteilte. Nancy Köpke erklärt: „Das liegt daran, dass Rentierfell – man sollte übrigens das Winterfell nehmen – eine Wuchsrichtung hat. Dadurch wird der Druck noch ein bisschen besser verteilt.“ Kunstfell ist aus ihrer Sicht hingegen nicht empfehlenswert. Wer aus ethischen Gründen auf Echtfell verzichten will, sollte eher zu sogenanntem Distanzgewebe greifen, das zum Beispiel auch in der Humanmedizin zur Anwendung kommt, etwa wenn es darum geht, bei bettlägerigen Menschen einen Dekubitus, also Wundliegen, zu vermeiden.

Der Widerrist …

… muss unter allen Umständen frei bleiben. Vom Widerrist bis zu der Stelle, wo das Sattelkissen auf dem Pferd aufliegt, sollte seitlich eine Handbreit Platz nach unten sein. Dann tragen die Rippen das Gewicht des Sattels, und der Widerrist ist frei beweglich. Rund um den Widerrist müssen überall zwei Finger Platz sein zum Vorderzwiesel – und wenn Sie im Sattel sitzen, muss immer noch eine Hand flach unter den Sattel gelegt werden können!

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