Text: Aline Müller       Foto: Cora M. Jennissen

Werden Sie zum Beobachter und lernen Sie sich und Ihr Pferd besser kennen, um einen ehrlichen Kontakt herzustellen. So gelingt eine gute Kommunikation am Boden und im Sattel

Können Sie ein Wort nennen, das ausdrückt, wofür Pferde in Ihrem Leben stehen? Lassen Sie das Wort einfach in Ihren Kopf kommen und schauen Sie es sich dann genauer an. Auch Marie Heger, Pferdeverhaltensexpertin und Autorin des Buches „Think free – pferdegerechte Kommunikation“ hat nach ihrem persönlichen Wort gesucht. Sie erinnert sich genau daran: „Erst im Nachhinein erkannte ich, dass dieses Wort für mehr steht als ausschließlich für die Bedeutung der Pferde in meinem Leben. In meinem Wort drückte sich meine größte Sehnsucht nach etwas aus, das ich hoffte, bei den Pferden zu finden.“ Marie Heger geht davon aus, dass wir alle unsere unbewussten und auch bewussten Gründe dafür haben, Zeit in der Gesellschaft von Pferden verbringen zu wollen und so in eine Beziehung zu ihnen zu treten.

Der Wunsch in Kontakt zu treten

Am Stall können wir die Zeit vergessen, auf dem Rücken des Pferdes die Freiheit spüren, wir bewegen uns, haben sportliche Ambitionen und eine Aufgabe oder genießen einfach die Ruhe vom Alltag. Doch wissen wir eigentlich, wie es unseren Pferden umgekehrt mit uns geht? Wir wünschen uns Verbundenheit und Nähe, aber können wir dabei auch die Autonomie des Pferdes respektieren und seine natürlichen Bedürfnisse erfüllen? „Wollen wir diese Fragen beantworten, müssen wir uns mit der Basis für die Gestaltung unserer Beziehung zu den Pferden auseinandersetzen“, betont Marie Heger. Sie sei bei allen Säugetieren von dem gemeinsamen Grundbedürfnis nach Kommunikation geprägt, das ihnen wie uns das Überleben sichere. Schauen Sie sich Ihren Alltag einmal genauer an: Im zwischenmenschlichen Bereich können wir nur in gesunde Beziehungen treten, wenn Kommunikation gelingt. Unsere Bedürfnisse und Gefühle werden nur gehört, wenn wir sie ausdrücken können und unser Gegenüber uns versteht. Erfahren wir Ablehnung oder werden wir nicht verstanden, führt das zu diversen Reaktionen – von Unsicherheit bis hin zum Rückzug. Pferden geht es da nicht anders. Auch sie möchten in Kontakt treten, verstehen und verstanden werden. Auch sie brauchen eine sichere, vertrauensvolle Basis, die Kommunikation ermöglicht. Dabei schließen sich Nähe und Freiheit nicht aus.

Missverständnissen auf der Spur

Während wir Menschen uns nicht selten um Kopf und Kragen reden und auf dieser Ebene versuchen, vieles zu lösen, können wir den Kommunikationskanal der Körpersprache nicht einfach ausschalten. Wir vermitteln immer Signale an unsere Umwelt, ob wir wollen oder nicht. „Diese Ausdrucksform ist immer präsent, sie spricht mit unserem Gegenüber intuitiv, sie spricht selbst dann, wenn wir allein sind“, erklärt Marie Heger und fügt hinzu: „Sie klärt uns auf, wenn wir dem gesprochenen Wort misstrauen. Sie spricht auch dann weiter, wenn niemand mehr etwas zu sagen hat. Sie erzählt uns etwas über unseren Charakter, darüber, was wir erlebt haben oder aus welcher Kultur wir stammen.“ Und ganz wichtig ist auch, dass die Körpersprache wortlos Distanz einfordert, genauso wie sie Nähe zulassen oder zu ihr einladen kann. Im alltäglichen Leben schenken wir der Körpersprache eher wenig Aufmerksamkeit. Doch genau das kann uns helfen, Mitmenschen, aber auch Pferde (oder andere Tiere) besser zu verstehen. Das heißt allerdings nicht automatisch, dass keine Missverständnisse entstehen können. Egal auf welcher Ebene Signale gesendet und Informationen verwertet werden, Missverständnisse sind immer möglich. Stellen Sie sich vor, eine Stallkollegin verschränkt im Gespräch mit Ihnen die Arme, und ihre gesamte Mimik ist angespannt. Sie fühlen sich abgelehnt und grübeln im Nachhinein, warum sie denn wohl sauer auf Sie sein könnte. Dabei hatte Ihre Freundin einfach nur einen anstrengenden Tag und trägt den Konflikt mit ihrem Chef im wahrsten Sinne des Wortes noch immer mit sich herum.

Den kompletten Artikel finden Sie in der neuen Mein Pferd- Ausgabe.