Text: Aline Müller      Foto: www.Slawik.com

Wenn es mit dem eigentlichen Traumpferd nicht so läuft, wie gewünscht, gestehen sich manche Reiter nicht ein, dass sie oder ihr Pferd womöglich überfordert sind. So lernen Sie, zu reflektieren und mögliche Lösungen zu finden

Vor anderthalb Jahren erfüllte sich Jara den Traum vom eigenen Pferd. Über eine Internetseite stößt sie auf eine sechsjährige Westfalenstute. Donna ist angeritten, aber nicht weiter ausgebildet. Jara ist nicht unerfahren, hatte schon mehrere Reitbeteiligungen und ist auch schon in Dressurprüfungen der Klasse A erfolgreich gewesen. „Gemeinsam mit einer guten Bereiterin werde ich Donna bestimmt gut ausbilden können“, dachte sie sich damals. Heute ist die Fuchsstute acht Jahre alt und immer noch nicht wirklich gut reitbar. Im Gelände kommt Jara einigermaßen mit ihr klar, doch in der Reithalle oder auf dem Reitplatz macht sich Donna schnell stark, rennt los oder verweigert die Mitarbeit, indem sie stehen bleibt. Das beginnt meistens schon auf dem Weg von der Box in die Halle. Nach vorne stürmen, rückwärts rennen oder Menschen anrempeln – das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem „Repertoire“ der Westfalenstute.

Herz vs. Realität

Während andere Personen aus der Stallgemeinschaft genau sehen, dass Jara mit Donna schlicht und einfach überfordert ist, will die junge Frau es selbst lange nicht wahrhaben. „Klar habe ich gemerkt, dass nicht alles so läuft, wie ich mir das vorgestellt habe. Doch gleichzeitig ist mir Donna einfach ans Herz gewachsen“, sagt Jara und fügt hinzu: „Wer gibt schon gerne zu, dass sein eigenes Pferd nicht zu einem passt? Ich glaube, die meisten Reiter beziehungsweise Pferdebesitzer probieren vorher alles Mögliche aus oder verdrängen den Gedanken so lange, bis es wirklich nicht mehr geht.“ Diesen Punkt erreichte Jara vor einigen Monaten. Gemeinsam mit einer Bereiterin schafft sie es, mit Donna etwas besser zurechtzukommen. Doch das intensive Training kann sie sich auf Dauer einfach nicht leisten. Sobald die beiden keine Unterstützung durch einen Profi mehr haben, geht es wieder schlagartig bergab, und alte Muster kommen erneut durch. Nach einem Sturz, bei dem sich Jara ernsthafte Verletzungen zuzieht, sucht ihr Freund das offene Gespräch und äußert seine Sorgen. „Das war der Punkt, an dem es Klick gemacht hat. Auch wenn es mir unglaublich schwer fiel, habe ich mich nach längerem Überlegen dazu entschieden, Donna abzugeben“, erzählt Jara, und noch immer ist ihr anzusehen, dass diese Entscheidung keine leichte war. Nach einem neuen Pferd will sie dennoch wieder suchen, aber mit mehr Zeit und gemeinsam mit ihrer Trainerin. „Ich weiß, dass es das passende Pferd für mich da draußen gibt. Donna war es leider nicht, und ich bin rückblickend zu blauäugig an die Sache herangegangen.“

Wenn der Blick verklärt ist

Warum Pferd und Reiter nicht zusammenpassen, kann ganz individuelle Gründe haben. Natürlich besteht immer die Möglichkeit, dass beide nach und nach zusammenwachsen, miteinander oder voneinander lernen und zu einem tollen Paar werden. Wer sich in Reitställen umschaut, sieht aber auch immer wieder das Gegenteil: Die einen sind mit ihrem Pferd überfordert, die anderen unterfordert. Manche überfordern ihren Vierbeiner, bei anderen ist Unterforderung das Thema.

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