Immer unterwegs: Sabine Keller ist jedes Jahr mit ihren beiden Mangalarga Marchadores-Stuten in Europa unterwegs
Text und Fotos: Sabine Keller

Ich bin wieder zu Hause in Mechernich (NRW). Wieder einmal war ich mit den Pferden unterwegs: Angefangen habe ich diesmal in Den Helder an der Nordsee und habe mit meinen beiden Mangalarga Marchador-Stuten Isis und Marenga eine heutzutage sehr ungewöhnliche Reise durch die Niederlande gemacht. Sehr langsam – Schritt für Schritt. Eine Fortbewegung im Rhythmus der Pferde. In einer Welt, in der dies nicht mehr vorgesehen ist.
Begonnen hatte es im Frühjahr 2014, als ich die Idee hatte, nach Süden zum Mittelmeer zu reiten. Ein Jahr zuvor hatte ich bei einem Ritt bei Leuten übernachtet, die mir von einer Frau berichteten, die mit einem Isländer vom Oberbergischen zum Mittelmeer ritt. Die Idee, es nachzumachen und mit dem Pferd ans Meer zu reiten, war nun in meinem Kopf und ließ mich nicht mehr los. Dies war nicht allein mit einem Pferd zu schaffen. Auf jeden Fall nicht mit meiner nur 1,48 Meter großen Mangalarga Marchador-Stute Isis. Also musste ihre ebenfalls bei mir geborene Vollschwester Marenga als Packpferd mit. Das gab dem Ganzen eine neue Dimension. Wie bepackt man ein Packpferd? Welche Ausrüs-tung nimmt man auf so einer langen Reise mit? Fragen, die mir keiner konkret beantworten konnte. So musste ich vieles selber ausprobieren und meine eigenen Erfahrungen machen. Mit Gepäck gehe ich zur Schonung der Beine auf dem zumeist harten Untergrund fast nur Schritt und langsame Marcha. Die Pferde laufen wie ein Uhrwerk: Auch nach über 1.000 Kilometern geht Isis am liebsten in einer Geschwindigkeit von 7,2 Kilometern die Stunde. Ich muss sie immer zurückhalten, die ist ein ausgesprochenes Powerpaket, aber dabei stets leichtrittig, aufgeweckt, freundlich und sehr menschenbezogen. Genau wie ihre Vollschwester Marenga, die nur wenig langsamer ist (6,5 Kilometer die Stunde). Gelaufen sind Isis und Marenga schon viel zusammen: 2014 in zehn Wochen 1.768 Kilometer zur Camargue und danach am Mittelmeer entlang bis zum Fuße der Pyrenäen kurz vor der spanischen Grenze. 2015 in neun Wochen 1.625 Kilometer bis nach Biarritz am Atlantik. Und 2016 umgekehrt von der Nordsee aus 620 Kilometer bis nach Hause.
Um so einen langen Ritt machen zu wollen, braucht man zuerst Mut zum Beginnen. Dazu Stärke, es überhaupt durchzustehen, trotz aller Schwierigkeiten, und natürlich auch Erfahrung und Glück. Aber wie schön ist es, mit den Pferden unterwegs zu sein! Man bekommt eine sehr enge Beziehung zu seinen Pferden. Es ist schade, dass ich wieder zu Hause bin. Gerne wäre ich weitergeritten. Aber es gibt ja noch ein nächstes Jahr – der Weg ist das Ziel!