Immer dann, wenn man nicht auf der Suche ist, kommt das Glück zu dir: Es begann damit, dass ich mit meinem Freund bei einer Pferdeauktion in Österreich war. Ich wollte ihm so etwas einfach mal zeigen. Kaum waren wir in der Vorbereitungshalle, stach meinem Freund ein kleiner Rotschimmelhengst in die Augen. Dieser stand mit seinen sechs Monaten – ohne Mutterstute – unter vielen anderen Hengst- und Stutfohlen. Der kleine Mann hatte die Auktionsnummer 5. Ich fand ihn sofort außergewöhnlich. Es gab nur ein Problem: Wir dürfen bereits zwei Noriker unser Eigen nennen, und zwei Pferde sind mehr als genug.
Somit nahmen wir wieder Abstand von ihm und drückten ihm die Daumen, dass er bei der Auktion ein gutes Zuhause finden würde. Als der kleine Mann dann in den Ring kam, stachelte mich mein Freund noch einmal an: „Los, lass ihn uns kaufen.“ Die Vernunft siegte aber, und wir boten nicht mit. Als der kleine Mann total verängstigt seine Runden in der Arena drehte, blieb er zum Schluss noch einmal direkt vor mir stehen und sah mich an. Leider meldete sich niemand und er ging an einen Schlachthändler. Es tat mir unendlich Leid um den Kleinen, aber die Vernunft siegte.
Nach der Auktion blieben wir noch zur Tombola, und normalerweise hab ich nie Glück; aber dieses Mal gewann ich etwas. Ein Fohlenhalfter. Wieder Zuhause angekommen, erzählten wir am Stall sowie unserer Familie von dem kleinen Hengstfohlen. Aber das Thema war abgeschlossen. Als ich dann am Abend auf der Couch lag, schaute ich noch kurz bei Facebook rein. Und plötzlich stach mir ein Bild ins Auge. Ein Foto der kleinen Nr. 5 von der Auktion wurde in einer Norikergruppe gepostet. Der Aufruf dazu war, dass der Kleine nun beim Schlachter stehe und er ein tragisches Schicksal erleide. Er wurde bei der Auktion an einen Schlachthändler verkauft und von diesem von Tierschützern mit ein paar anderen Fohlen freigekauft und gerettet. Als diese ihn in den Pferdehänger verluden, kam es zum Unglück. Der kleine Mann, der nun in Sicherheit war, versuchte, durch das Hängerfenster zu springen. Hierbei beschädigte er den Hänger erheblich und da die Tierschützer noch eine weite Heimreise vor sich hatten, war es ihnen zu unsicher, den kleinen Hengst im beschädigten Hänger weiter zu transportieren. Sie brachten ihn wieder zurück zum Händler und tauschten ihn gegen ein anderes Fohlen ein. Nun stand er wieder beim Schlachthändler. Unter dem Post stand, dass er nun wieder zu haben sei und bis zum nächsten Morgen um 7.00 Uhr abgeholt werden könne, dann gehe es auf den Transport nach Südtirol. Viele Kommentare waren unter den Fotos, aber keiner sagte konkret einen Kauf zu. Ich dachte mir, das muss Schicksal sein. Ich informierte meinen Freund und meinen Vater und erzählte ihnen von dem Post. Mein Vater, der mit Pferde absolut nichts am Hut hat, entschied sich spontan, ihn zu kaufen, wenn ich es schaffen würde, den Transport zu organisieren.
Dann ging alles ganz schnell. Ein paar Telefonate und Verhandlungen, ein paar gute Freunde – und alles stand fest. Am nächsten Morgen um 5.00 Uhr ging die Reise los. Mein Vater und ich fuhren zum Schlachthändler und dort stand die kleine Nr. 5. Wir zahlten und mein Vater blieb bei ihm. Ich fuhr wieder nach Hause zu unserem Stall, und dort wartete mein Schwiegervater schon mit dem Hänger. Wir luden meinen neunjährigen Wallach ein, um ihn mitzunehmen, damit der kleine Hengst nicht allein war. Wir wussten ja nicht, ob er nun nach dem Unfall in den Hänger steigen würde. Vor Ort angekommen, waren alle gespannt: Klappte es, ihn aufzuhalftern? Würde er in den Hänger steigen? Passierte auf der Fahrt auch nichts? Nr. 5 ist jedoch ein besonderes Pferd! Ohne zu zögern ging er mit uns aus der Abtransporthalle über den Parkplatz zum Hänger. Mein treuer Wallach Moritz wieherte ihm schon entgegen. Wir öffneten die Hängerklappe und er stieg ein wie ein alter Hase. Die ersten Kilometer saßen wir schweigend im Auto und jedes Wackeln und Klappern, das vom Hänger kam, schreckte uns auf. Aber Moritz und Nr. 5 meisterten die Fahrt ohne Probleme. Seit dem 10. Oktober 2015 lebt nun der kleine Norikerhengst Nr. 5 – inzwischen heißt er Cinco, spanisch für Nr. 5 – bei uns.
Auch wenn es finanziell gesehen eine absolut unvernünftige Entscheidung war, bin ich sehr froh, dass Cinco nun bei uns ist. Er ist sehr besonders und das nicht nur aufgrund seiner Farbe.
In der Zwischenzeit mussten wir auch einige Höhen und Tiefen überstehen. Cinco musste bereits operiert werden, aufgrund einer großen Fistel am Ohr. Danach stürzte er schwer, da er sich in der Herde, trotz Eingewöhnungsphase, nicht unterordnen wollte. Er verletzte sich schwer am Knie, und es hieß wieder eine Woche bangen, ob er eingeschläfert werden muss oder nicht. Doch er ist ein Kämpfer und ein Glückspilz, und er hat sich wieder vollkommen erholt. Inzwischen hat er die Pferdesprache verstanden und lebt mit meinen zwei großen Norikern und weiteren Jungpferden im Offenstall.
Ich weiß ja nicht, wie viele Leben ein Pferd hat, und Cinco hat bestimmt schon einige aufgebraucht, aber ich hoffe, er hat noch genügend Leben übrig, damit er noch viel Zeit bei und mit uns verbringen kann!


Text und Fotos: Michaela Schödl