Text: Alexandra Koch            Foto: imago images/ Hubert Jelinek

Die Entsorgung von Mist ist für viele Pferdehalter ein leidiges Übel. Insbesondere Pferdehalter, die ihre Pferde auf einer kleineren eigenen Anlage in Eigenregie halten, stehen nicht selten vor einem Entsorgungsproblem. Dabei kann Mist viel mehr, als man denkt! Er kann als Heizmaterial dienen und wertvoller Dünger sein

Eine besonders effektive Möglichkeit zur Reduktion von Mist stellen zudem sogenannte „Effektive Mikroorganismen“ (EM) dar. Damit lässt sich der Mist auf ein Minimum zusammenschrumpfen. Ursprünglich kommt die EM-Technologie aus Japan, wo sie 1982 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Unter „EM“ versteht man beispielsweise Milchsäurebakterien, Hefen oder Photosynthese-Bakterien.

Der Miststock einer Reitanlage ist für diese Mikroorganismen der perfekte Lebensraum. Sie regulieren durch die Aufspaltung und Zersetzung des Mistes deutlich dessen Volumen. Außerdem sorgen sie für die Umwandlung von Mist in wertvollen Kompost. Derart entstandener Dünger kann direkt auf der eigenen Reitanlage genutzt werden, denn natürlicher kann Bodenverbesserung und Aktivierung des Bodenlebens kaum erfolgen. Dünger aus Kompost sollte am besten nach der Heuernte aufgebracht werden. Pferde können die Weideflächen danach gefahrlos abweiden. Nützlich ist Kompostdünger auf vielfältige Art und Weise. Er sorgt für vermehrte Stabilität der Böden und gibt Schutz vor Erosion. Außerdem werden Nährstoffe weniger aus dem Boden ausgewaschen, und die Nährstoffaufnahme wird gleichzeitig gesteigert. Die biologische Aktivität des „Mikrolebensraumes Boden“ wird gesteigert. Im Frühjahr erwärmen sich mit Kompost gedüngte Böden leichter. Auch auf Felder kann der Kompostdünger aufgebracht werden.

Die Effektiven Mikroorganismen können fertig gekauft werden. Zudem ist es möglich, selbst eine Zucht auf Melasse anzusetzen. Drei bis vier Mal pro Quartal sollte ein Miststock je nach Umfang mit den EM besprüht werden, damit diese sorgsam ihre Arbeit tun können und den Mist aufschlüsseln und fermentieren können. Neben EM können auch Kalk, Würmer und das Untermischen von Lehm das Aufschlüsseln des Mistes beschleunigen und die Qualität erhöhen.

Wärme aus Mist

Außerdem macht die Gewinnung von Wärme aus Mist immer mehr von sich reden, der sich der Verein Native-Power e.V. aus Hannover verschrieben hat. Gemeinsam mit einem Reiterhof in Südtirol erprobte man bereits vor einigen Jahren, wie Wärme aus Mist entstehen kann. Seit 2019 hat man einen nutzbaren Ertrag. Das segmentweise funktionierende System der Wärmegewinnung aus dem Kompostierungsvorgang von Pferdemist ist ab sechs Pferden bis hin zu mehreren 100 Pferden alltagstauglich. Der Miststock wird nach und nach aufgebaut, täglich kommt neuer Mist hinzu. Nach etwa zwölf Monaten wird er abgebaut und liefert das „schwarze Gold“. Dieser humusreiche Kompost kann am Ende auch zur ökologischen Verbesserung von Erde und Äckern eingesetzt werden.

Mit der Methode erzeugt Native-Power e.V. Wärme von rund 70 Grad auf der Mistplatte, welche in die Heizungsanlage mit bis zu 65 Grad eingespeist wird. Der Anschluss an die Heizung erfolgt direkt über einen Plattenwärmetauscher oder einen Pufferspeicher, eine Wärmepumpe ist nicht erforderlich. Das Aufkommen des zu entsorgenden Mistes kann dadurch um bis zu 50 Prozent reduziert werden. Obendrein werden die Kosten für die Heizung verringert, und der Betrieb ist vom öffentlichen Netz unabhängig.

Energie aus Mist

Die einzige Möglichkeit, als Pferdehalter von der zweimonatigen Lagerpflicht entbunden zu werden, stellt die kontinuierliche Abgabe des Mistes an Biogasanlagen dar.

Rund 55 Kubikmeter Biogas sind in einer Tonne Frischmist enthalten. Mais bringt zwar rund drei Viertel mehr Biogas ein, aber man muss bedenken, dass es sich hierbei um speziellen Anbau und nicht um eine

Resteverwertung handelt. Der Mist sollte für die Energieerzeugung möglichst frisch angeliefert werden, weshalb sich dieses Prozedere nur für große Anlagen lohnt. Zudem ist es enorm wichtig, dass keinerlei Fremdkörper, wie etwa Kunststoff, Folienreste oder gar alte Hufeisen, in den Mist geraten. Sie können der Anlage empfindlichen Schaden zufügen. Stroh wird von Biogasanlagen aufgrund der geringeren Gasausbeute eher ungern angenommen, weshalb von ihnen empfohlen wird, möglichst strohsparend zu entmisten. Strohpellets, Häcksel aus Hanf, Lein oder Raps werden dagegen durchaus gern gesehen. Holzbasierte Einstreu ist dagegen eher ungeeignet, da mit einem steigenden Lignin-Anteil der Methangehalt sinkt.

Mehr Informationen finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.