Interview: Lara Wassermann     Foto: www.Slawik.com

Lena Freistühler (Leitung Vertrieb Reitsand bei Stremmer Sand + Kies GmbH) hat uns im Interview erklärt, worauf es bei einem guten Reitboden ankommt.

Was sind die Unterschiede der verschiedenen Böden?

Der größte Unterschied bei den Reitböden ist meistens die Bauweise. Nicht alle Reitböden eignen sich für alle Bauweisen. Es gibt unterschiedliche Bauweisen, die bekanntesten sind: Ebbe-Flut-System, 3-Schicht-Aufbau und 2-Schicht-Aufbau. Auch bei den Tretschichten kann man auf verschiedene Möglichkeiten zurückgreifen – unter anderem auf reinen Sand, reine Sandgemische, Sand-Vlies-Gemische, Sand-Siebgut-Gemische oder Ebbe-Flut-Sande mit oder ohne Zuschlagstoffen. Entscheidend ist, ob die Reitfläche im Außenbereich über die Oberfläche mit Gefälle oder vertikal über einen Drainageunterbau entwässert oder sich über ein Ebbe-Flut-System reguliert.

Reitböden können an verschiedene Anforderungen des Reitsports angepasst werden: Westernreiter, die Sliding Stops und Spins trainieren wollen, benötigen einen festen Untergrund mit nachgiebiger Slidingschicht, Springreiter dagegen einen Boden, der Stabilität bietet, aber gleichzeitig elastisch ist, und Dressurreiter freuen sich über einen Boden mit federnden Eigenschaften.

Können falsche Reitböden gesundheitsschädlich für das Pferd sein? Welche Umstände sind besonders fatal?

Zu tiefe Böden belasten beispielsweise den Sehnen- und Muskelapparat sehr stark, zu harte Boden können zu Knochen- und Gelenkblessuren führen. Darüber hinaus sind staubige Böden oder Reitsandmischungen mit minderwertigen Zuschlagstoffen eine Gefahr für die Atemwege von Pferd und Reiter.

Staubiger Platz – was kann man dagegen tun?

Generell ist der richtige Reitsand (vor allem ein Quarzsand) nicht staubig. Der häufigste Grund für Staub in Reitböden ist die Organik im Boden – also Verunreinigungen wie z. B. verrottete Pferdeäpfel oder Laub. Eine weitere Ursache von staubigem Boden kann die Verwendung eines Sandes sein, der nicht aus Quarz besteht oder eine eher eckige Kornform aufweist. Dieser Sand bricht unter den Hufen schneller, es entstehen dadurch Feinstanteile und der Boden kann stauben – darüber hinaus sind scharfkantige Kornformen nicht zu empfehlen, weil sie einen erhöhten Hufabrieb verursachen.

Generell sollte der Reitboden immer gut feucht gehalten werden, um Staub zu binden, und vor allem um eine gute Stabilität und Eindringtiefe der Hufe zu gewährleisten. Die richtige Bewässerung des Reitbodens ist oft nicht so einfach abzuschätzen, da der Bewässerungsbedarf von der Nutzungsintensität und den Witterungsverhältnissen abhängt. Ich empfehle, den Reitboden regelmäßig und gleichmäßig zu wässern, aber nicht zu überwässern, denn durch die Veränderung des Feuchtigkeitsgrades variiert auch die Trittfestigkeit des Bodens. Vor der Bewässerung sollte der Boden abgezogen werden, damit eine gleichmäßige Bewässerung ermöglicht wird. Um die optimale Feuchtigkeit des Reitbodens zu ermitteln, formen Sie mit den Händen eine Sandkugel. Bröckelt diese Kugel auseinander, benötigt der Boden mehr Wasser. Ist der Boden überwässert, wird die Kugel zerfließen. Bleibt die Kugel formbeständig, hat der Reitboden den idealen Feuchtegrad.

Wie häufig sollte ein Boden neu gemacht werden? Wie läuft dies ab?

Die Haltbarkeit eines Reitbodens hängt ganz von der Pflege ab. Zur regelmäßigen Bodenpflege zählt neben dem gründlichen Abäppeln und gleichmäßigen Bewässern auch das Glätten des Bodens mit einem entsprechenden Bahnplaner. Bei guter Pflege kann ein Reitboden viele Jahre genutzt werden. Es ist hin und wieder eine Nachfüllung nötig, um die Tretschicht aufzufrischen, da durch die regelmäßige Nutzung, das Abäppeln und Schleppen mit der Zeit Sand verloren geht.

Auch wenn es möglich ist, einen Reitboden in Eigenarbeit und -regie zu bauen, empfehlen wir, sich professionellen Rat und Unterstützung von einem Reitplatzbauer zu holen. Dieser verfügt nicht nur über das Fachwissen, sondern auch die entsprechenden Geräte wie bspw. Bagger, Radlader und Laser-Grader, um verschiedenen Materialien wie Kalksteinschotter, Lava, Basalt und den Reitsand fachgerecht einzubauen, zu verdichten und auszurichten.

Wie ist der Aufbau (verschiedene Schichten) eines Reitbodens überhaupt?

Am häufigsten ist der 3-Schicht-Aufbau, bestehend aus einer Trag-, Trenn- und Tretschicht. Welches Material genutzt werden kann, wie dick die einzelnen Schichten sein müssen oder ob der Sand direkt auf eine vorhandene Wiese aufgebracht werden kann, hängt ganz von den individuellen Gegebenheiten ab. Außerdem kommt es auch darauf an, ob ein Reitboden für die Halle oder den Außenplatz angelegt wird und welches Material für die Tretschicht verwendet wird.

Worauf weist es hin, wenn der Boden auf dem Platz sehr schnell Pfützen bildet?

Pfützen sind oft ein Zeichen für eine fehlende Entwässerungsmöglichkeit: Das Wasser kann nicht ablaufen und bleibt auf der Tretschicht stehen. Bei einem Reitplatz mit Oberflächenentwässerung ist naheliegend, dass das benötigte Gefälle von 1-2 % nicht mehr gleichmäßig vorhanden ist und sich Unebenheiten gebildet haben, in die das Wasser läuft. Das regelmäßige Schleppen mit dem Bahnplaner und jährliches Auslasern der Tretschicht mit einem Laser-Grader schaffen hier Abhilfe.

Wenn der Reitboden aus einer wasserdurchlässigen Tretschicht mit einem Drainageunterbau besteht und das Wasser in Pfützen auf dem Platz steht, ist dies ein Indiz dafür, dass der Unterbau nicht mehr intakt ist. Dies kann viele Gründe haben: Die verschiedenen Schichten haben sich zu sehr vermischt, sodass das Wasser nicht mehr richtig ablaufen kann oder die Drainagerohre sind verstopft. Hier muss individuell mit einem Fachmann geprüft werden, wie die Drainagewirkung wiederhergestellt werden kann.

Welcher Boden eignet sich für den Platz im Winter?

Ein Reitboden mit einem Sand-Vlies-Gemisch als Tretschicht mit einem entsprechenden Drainageunterbau eignet sich besonders gut für einen häufig genutzten Außenplatz. Im Sommer wird durch das Vlies länger Feuchtigkeit gespeichert, im Herbst/Winter, wenn es viel regnet, fließt das Wasser gut ab, sodass der Boden nach einem Schauer schnell wieder bereitbar ist. Zudem gefriert der Boden mit Vlies nicht so schnell. Leider gibt es keinen 100prozentigen frostfreien Reitboden, da jedes Material in Verbindung mit Wasser bei dauerhaftem Frost gefriert. Die Zugabe von Magnesiumchloriod verhindert das Gefrieren des Bodens, allerdings lohnt sich der Einsatz auf Außenplätzen kaum, da der Zusatz mit dem nächsten Regenschauer wieder aus dem Boden gespült wird.

Gleicher Boden für Halle und Platz? Geht das überhaupt? Wo liegt der Unterschied zwischen Hallen- und Platzsand?

Es kann durchaus die gleiche Tretschicht für die Reithalle und den Reitplatz verwendet werden, allerdings muss der Unterbau, also die Trag- und Trennschicht, entsprechend angelegt werden. Bei einem Hallenboden muss der Untergrund, genau wie auf dem Außenplatz, fest und ausreichend tragfähig sein, allerdings ist beispielsweise auch für wasserdurchlässige Reitsandmischungen kein Drainageunterbau nötig, da die Wasserzufuhr in der Halle natürlich gesteuert werden kann.

Was ist Sand eigentlich? Was ist an Reitsand anders?

Sand ist das Ergebnis von Gesteinszerkleinerungen bzw. der Verwitterung von Ursprungsgesteinen wie Quarz, Lava oder Korallen und kann in verschiedenen Korngrößen bis 0,2 Millimeter und Farben auftreten.

Bei unserem stresan-Reitsand handelt es sich um einen Quarzsand mit kornabgerundeter Form und einer besonderen Korngrößenverteilung (Sieblinie). Seine Kornform macht ihn besonders widerstandsfähig gegen Kornzertrümmerung und somit staubarm, außerdem verdichtet er sich durch die besondere Korngrößenverteilung und sorgt so für eine gute Stabilität bei optimaler Eindringtiefe der Hufe.

Was würden Sie für einen Boden empfehlen und wie teuer wäre dieser Sand?

Man kann keinen allgemein gültigen Boden empfehlen, es kommt immer auf die Gegebenheiten vor Ort, den Unterbau und die eigenen Anforderungen an den Reitboden an. Die Ansprüche an einen perfekten Reitboden sind unterschiedlich und können daher nicht pauschalisiert werden. Wir bieten beispielsweise mit stresan A einen Allroundsand an, der sich sowohl für den Einsatz in Reithallen, auf Außenplätzen mit Oberflächenentwässerung und auch als Paddockboden eignet. Die exakten Kosten für den perfekten Reitboden können nicht ohne konkrete Angaben beziffert werden. Entscheidend ist die Menge, die Lieferentfernung und die entsprechende Materialauswahl. Hierzu erstellen wir jedem Kunden ein individuell auf ihn angepasstes Angebot. Eine Beratung und Angebotserstellung ist immer unverbindlich, so kann man sich gut einen Überblick über die Kosten für die Tretschicht eines Reitplatzes machen.