Text: Kerstin Börß         Foto: imago/United Archives

Das Wildpferd Spirit aus dem gleichnamigen Film wurde zum Symbol für Freiheitsliebe und Freundschaft. Vor Kurzem hat das Vorbild des Zeichentrickpferds – der echte Spirit – seinen 25. Geburtstag gefeiert.

Im Jahr 2002 galoppierte ein Wildpferd in die Herzen von Millionen Kinobesuchern weltweit. Der animierte Film „Spirit – Der wilde Mustang“ erzählt die Geschichte eines in Freiheit geborenen Pferdes im Westen der USA, das in die Hufstapfen seines Vaters – als Leithengst der wilden Herde – treten soll. Aber es kommt anders. Der Film spielt im 19. Jahrhundert, als in den USA die blutigen Indianerkriege herrschten. Spirit wird von Soldaten gefangen genommen, die ihn zähmen wollen. Doch mithilfe des Jungen Little Creek vom Stamm der Lakota und dem großen Glauben an die Freiheit gelingt Spirit die Flucht. Neben der Freundschaft zu dem Jungen findet das Wildpferd auf seinem Weg zurück zur Herde möglicherweise auch die große Liebe. Die Details bleiben an dieser Stelle aus. Schließlich gibt es vielleicht noch die ein oder andere Person, die den Streifen damals nicht gesehen hat und sich nun auf einen Filmabend freut.

Die Dreamworks-Produktion von den Regisseuren Kelly Asbury und Lorna Cook wurde 2003 für einen Oscar nominiert und begeistert seine Zuschauer bis heute vor allem durch die detailgetreue und realitätsnahe Darstellung von Spirit. Wenn Spirit auf der Leinwand durch die Wildnis streift, vergisst man schnell, dass dieses Pferd nicht real ist. Da die Pferde – anders als in zahlreichen animierten Tierfilmen – nicht miteinander sprechen, ist besonders die Mimik der Wildpferde im Film entscheidend. Hinter diesem Ergebnis stecken die kreativen Künste der Produktionsfirma DreamWorks, die auch schon Charaktere wie Shrek zum Leben erweckt hat. Doch das eigentliche Erfolgsgeheimnis von Spirit ist ein Pferd mit den Namen Donner.

Denn Trickfilmzeichner James Baxter hatte zunächst seine Probleme damit, Pferde zu zeichnen. Er wisse zu wenig von ihnen, sagte er während des Produktionsbeginns. Um Baxter zu helfen, brauchte es ein reales Vorbild – ein echter Mustang musste her.

Ein Team machte sich auf die Suche nach einem Pferd, das ein Wildpferd verkörpern könnte, aber gleichzeitig auch geduldig genug war, um für Baxter und Co. im Animationsstudio in Kalifornien Modell zu stehen. Die Wahl fiel auf Donner. Der Kiger-Mustang wurde 1995 auf einer Ranch geboren, sowohl Vater und Mutter waren aber Wildpferde. Die Kiger-Mustangs sind im Bundesstaat Oregon an der Westküste der USA heimisch. Sie sind die Nachfahren von spanischen Pferden, die europäische Siedler vor mehreren Jahrhunderten mit nach Amerika brachten. Heute leben die Mustangs in zwei wilden Herden mit insgesamt 90 bis 140 Pferden.

Wer ein Bild des Falben Donner mit seinen von den Eltern geerbten Wildpferd-Zügen sieht, erkennt sofort den Zeichentrickhelden Spirit in ihm. Auch die Produktionsfirma war sich wohl bewusst, dass Donner einen sehr großen Anteil am Erfolg des Films hatte, und suchte nach seinem Modelljob ein schönes neues Zuhause für den Kiger-Mustang. Noch im Jahr 2002 ging es für Donner auf die Ranch der Organisation „Return to Freedom“. Dort finden hauptsächlich Wildpferde, die aus ihren Herden gerissen wurden, eine neue Heimat. Ihnen soll ein Stück der verlorenen Freiheit zurückgegeben werden. Gleichzeitig ist das Ziel von „Return to Freedom“, die US-Amerikaner über die wilden Pferde ihres Landes aufzuklären.

Seitdem Donner auf der weitläufigen Ranch in San Luis Obispo angekommen ist, nennt ihn fast niemand mehr Donner. Spirit ist sein Name geworden. Viele Menschen reisen zu der gemeinnützigen Ranch, um das heute 25-jährige Pferd zu besuchen, das – obwohl es selbst nie in der Wildnis gelebt hat – zu einem Botschafter für die amerikanischen Wildpferde geworden ist. Er sei ein neugieriges und schlaues Pferd, sagt die Gründerin von „Return to Freedom“ Neda deMayo. „Und er liebt Aufmerksamkeit, ganz wie ein Filmstar.“