Text: Nora Dickmann      Foto: Getty images/ Mike Clarke

Für Olympiasiegerin Isabell Werth war er eines der prägendsten Pferde ihrer langen Karriere: Satchmo, der einst schwierige Wallach, der zum Superstar wurde. Nun musste das Pferd mit 28 Jahren eingeschläfert werden

Einen Tag nach Isabell Werths Abreise in das WM-Trainingslager für Hering verstarb ihr „schwierigster, aber auch wichtigster“ Wegbegleiter Satchmo. Mit 28 Jahren musste der Hannoveraner eingeschläfert werden.

Dreijährig kam Satchmo aus der Zucht von Albert Kampert zu Isabell Werth und lernte dort alles von der Pike an. Im Jahr 2003 bestritt das Paar die ersten Championate, wenn auch nicht so erfolgreich, wie man es von der Weltreiterin kannte. Bei den EM in Hickstead gewannen sie keine Medaille, da Satchmo mehrfach im Viereck verweigerte.

Drei Jahre später folgte nach dem Streichergebnis bei der EM 2003 dann der nächste Championatseinsatz für den Sao-Paulo-Sohn. Die Heim-Weltmeisterschaft 2006 in Aachen lief hervorragend. Eigentlich war für dieses Turnier Werths Erfolgspferd Hannes geplant, er vertrat sich jedoch in der Box und machte somit den Weg frei für Satchmo. Und dieser lieferte ab. Satchmo tanzte mit Isabell Werth zu Gold – mit der Mannschaft und im Grand Prix Special. Die Mannschaftsgoldmedaille war etwas ganz Besonderes für Isabell Werth, die sich hier noch punktgleich mit Anky van Grunsven Platz drei teilte. Als sie dann drei Tage später den Grand Prix Special für sich entschied und damit Weltmeisterin wurde, flossen Tränen. Am langen Zügel konnte die Dressurkönigin in aller Seelenruhe die ausverkaufte Arena betreten und zeigte dann mit ihrem ehemaligen Sorgenkind Dressur, wie sie sein sollte: gelassen, harmonisch, dynamisch, konzentriert. In der Grand-Prix-Kür wurde es Bronze. „Dieses Pferd hat mich Demut gelehrt”, sagte Isabell Werth damals.

Wie kam es zu diesem Wandel? In den turbulenten Jahren zwischen der EM und der WM in Aachen beschäftigte sich die Olympiasiegerin wie „keine Zweite“, so Satchmos Besitzerin und Werths Mäzenin Madeleine Winter Schulze, mit dem Pferd und versuchte, das Problem zu lösen. Training und Wellness im Gleichgewicht, Pause – nichts half. Isabell Werths Verdacht, der Wallach hätte ein Problem mit den Augen, bestätigte sich. Der Braune litt unter schwimmenden Partikeln in der Augeninnenflüssigeit und sah dadurch im Viereck Gespenster, die gar nicht da waren. Ein simpler Eingriff heilte den Wallach, und der Weg zur Spitzenkarriere war frei.

Nach dem Sommermärchen in Aachen ging es weiter: 2007 bestritten sie die Europameisterschaften in Italien und gewannen einmal Gold und zweimal Silber. Ein Jahr später folgten dann der Mannschaftsolympiasieg und Einzelsilber bei den Olympischen Spielen in Hongkong. 2009 wurden Isabell Werth und Satchmo beim Weltcup-Finale in Las Vegas Zweite hinter Steffen Peters (USA). Zwei Jahre später gab es Platz fünf für das Paar in Leipzig.Bei diesem Event wurde das Ausnahmepferd aus dem großen Sport verabschiedet und in Rente geschickt. Mit seiner Weidefreundin Kelly hatte er das Leben auf der Weide genossen.

In den Sozialen Medien teilte Isabell Werth folgendes Statement: „Gestern mussten wir uns schweren Herzens mit 28 Jahren von Satchmo verabschieden. Mein lieber Satchi, noch tags zuvor liefst du fröhlich mit deiner geliebten Kelly auf der Wiese, als ich mich auf den Weg ins Trainingslager für die WM in Herning machte. Wie schön, euch so zu sehen. Die WM Aachen 2006 kam mir wieder in Erinnerung! Was für ein einmaliges Erlebnis durften wir dort erfahren. Was für Emotionen! Davon hatten wir in unserer gemeinsamen Zeit ja – in jeder Hinsicht – genug. Dass ich in diesem entscheidenden Moment nicht bei dir sein konnte, wiegt nach 25 gemeinsame Jahren ganz besonders schwer in meinem Herzen.“