Text: Nora Dickmann         Foto: imago images/Thomas Zimmermann

Adlerflug ist Derbysieger in sieben Ländern, zweimaliger Gr.-I-Sieger und international Gr.-I- platziert. Nun ist er Deckhengst im Gestüt Schlenderhan

Der am 3. März 2004 geborene Hengst kann auf eine beeindruckende Karriere als Rennpferd zurückblicken. Dreijährig legte er die Maidenschaft in Bremen ab, konnte zwei Monate später dann bereits den Großen Preis des Hannover Airports mit fünf Längen sehr überzeugend gewinnen. Das gleiche Rennen hatten auch die Derbysieger Nicaron und Schiaparelli in den Jahren zuvor gewonnen. Als Adlerflug dann am 1. Juli 2007 das 138. Deutsche Galopp-Derby in Hamburg-Horn mit großem Vorsprung vor Antek, Anton Chekhov und Appel au Maitre gewann, konnte das Gestüt Schlenderhan nach 31 Jahren aufatmen. So lange hatten sie auf diesen Tag warten müssen. Nun konnten sie dank Adlerflug und seinem Jockey Fredrik Johansson doch den 17. Derbysieg ihrer Geschichte feiern. Das Rennen war mit der Rekordsumme von 1.052.400 Millionen Euro dotiert, wovon Gestütsbesitzerin Karin von Ullmann für Adlerflugs Sieg insgesamt 631.440 Euro kassierte. Aber nicht nur sie war begeistert, auch der neue Trainer Jens Hischberger, freute sich über den Sieg. Denn das war auch in seinem Derby-Debüt als Trainer der erste Sieg.

Im 135. Großen Preis von Baden im September 2007 musste sich der Fuchshengst knapp geschlagen geben. Auch bei seinem ersten Rennstart 2008, dem 112. Hansa-Preis in Hamburg, wurde er lediglich Dritter. Erst beim Deutschland-Preis in Düsseldorf gelang dem Englischen Vollblut 2008 ein Sieg, und das unter besonders schwierigen Bedingungen: 2.400 Meter auf schwerem Boden. 
Das darauffolgende Jahr sollte zu Adlerflugs letztem Jahr als Rennpferd werden: Nachdem er sich den dritten Platz im Prix Ganay in Longchamp gesichert hatte, erlitt er in der letzten Trainingseinheit vor dem geplanten Start beim Grand Prix de Chantilly eine schwere Fraktur. Sein Leben konnte durch Spezialisten des Newmarket Equine Hospital gerettet werden, seine Karriere als Rennpferd war jedoch beendet.

Ende 2009 wurde das ehemalige Rennpferd dann als Deckhengst auf dem Gestüt Harzburg aufgestellt. Als der Gestütsbetrieb dort weitestgehend eingestellt wurde, wechselte der Hengst 2016 zurück an sein Heimatgestüt Schlenderhan. Dort trat er die Stelle des 2012 verstorbenen Jahrhundertvererbers Monsun an. Die Decktaxe erhöhte sich mit dem Wechsel von 5.500 Euro auf 12.000 Euro. Für 2021 ist die Decktaxe schon mit 16.000 Euro dotiert. Das Adlerflug-Syndikat aus den Gestüten Harzburg, Schlenderhan, Brümmerhof, Görlsdorf und Bona sowie von Gregor Vischer hatte sich früh entschieden, nicht mehr als 80 Stuten in einer Decksaison anzunehmen, nun liegen 85 Anmeldungen vor. Er ist für die jetzige Saison also bereits ausgebucht.

Aus seinem 2011 geborenen ersten Jahrgang ragt der vom Gestüt Schlenderhan gezogene Gruppe-I-Sieger Ito heraus, aus dem zweiten Jahrgang der nur 1,56 Meter 
große Sieger im Großen Preis von Baden 2016, Iquitos. 2020 wurde In Swoop Derbysieger und gab für seinen Vater damit eine erstklassige Visitenkarte ab. Dieser stellte damit den besten dreijährigen Steher weltweit. Aber auch die Stute Wunder, der Steher Moonshiner, Torquato Tasso oder Dicaprio sind weitere erfolgreiche Nachkommen von Adlerflug. Insgesamt kann sein Einstieg als Deckhengst als sehr gelungen bezeichnet werden. Er vererbt viel Klasse und Stehvermögen. 
Mit einer Gewinnsumme von aktuell 855.855 Euro im Jahr 2020 ist er mit großem Abstand Deutschlands Nummer eins. Insgesamt haben seine Nachkommen 2020 1.715.000 Euro eingaloppiert – Adlerflugs bestes Jahr bisher.
2013 war Adlerflug Champion der 
Väter mit dem ersten Jahrgang, 2017 Vize-Champion der Vaterpferde in Deutschland. Zurzeit steht er an der Spitze der Väter nach Gewinnsumme. 
Aus zehn Jahrgängen sind insgesamt 289 Fohlen registriert. Seine acht Jahrgänge im rennfähigen Alter umfassen 247 Fohlen mit 149 Startern und 87 Siegern.