Text: Nora Dickmann      Foto: Gabriele Boiselle

Hochfein galt als einer der typischsten Söhne des Hengstes His Highness x Feiner Stern und überzeugte jahrelang mit seinen Nachkommen. Nun musste der Marbacher Landbeschäler im Juli eingeschläfert werden

Der Lebenslauf des schwarzen Hengstes Hochfein war einwandfrei. Er galt als Musterschüler unter den Dressurpferden. 2004 wurde er in Worpswede bei Hans-Hermann Kober geboren, bevor er dreijährig von Jens Meyer auf der Süddeutschen Körung in München vorgestellt wurde. Daraufhin wurde er als Körungshengst an das Haupt- und Landesgestüt Marbach verkauft. Dort sollte der Rapphengst Dressurpferd, Fotomodell und Lehrmeister für zahlreiche Auszubildende werden. Diese erführen die Lektionen der schweren Klasse in seinem Sattel.

Seine Karriere begann mit Irina Oberthür, die ihn bis Klasse L erfolgreich vorstellte. Richtig durchgestartet ist der Rappe unter Rolf Eberhardt, der Hochfein in Dressurprüfungen bis Intermédiaire I platzierte. Für seinen Reiter tat Hochfein alles, er ging für ihn förmlich durchs Feuer: Sowohl bei der Equitana in der Hop-Top-Show als auch in der Hengstparadearena präsentierten sie sich zusammen. Auch konnten sie mit der Landesgestüte-Quadrille das Kulturgut der Deutschen Landesgestüte im kanadischen Spruce Meadows gemeinsam mit anderen deutschen Gestütsvertretern präsentieren. Aber auch im heimischen Gestüt war der Hengst immer ein absolutes Show-Highlight und ein Publikumsmagnet: Bei den Marbach Classics mit symphonischem Live-Orchester konnte er spielerisch Dressurlektionen auf höchstem Niveau zeigen, egal wie er gezäumt war. Dies und sein Vertrauen in seinen Reiter begeisterten die Zuschauer. Rolf Eberhardt erzählt: „Wir waren ein tolles Team. Hochfein war ein sehr menschenbezogener und sensibler Hengst. Er hat mich das ganz feine, gefühlvolle Reiten gelehrt, denn sonst wären wir gemeinsam nicht so weit gekommen.“ Auch Dr. Astrid von Velsen-Zerweck, Landoberstallmeisterin im Haupt- und Landgestüt Marbach, schwärmt von dem Hannoveraner: „Wer Hochfein einmal erlebt hat, wird diese besondere Hengstpersönlichkeit nicht vergessen!“

Aber nicht nur im Dressurviereck begeisterte Hochfein die Menschen, auch vor der Kameralinse war er ein begehrtes Modell. So posierte er einige Male für die weltbekannte Pferdefotografin Gabriele Boiselle.

Sein Arbeitseifer und seine Bewegungen, die als leichtfüßig und tänzerisch beschrieben werden, sowie die hohe Rittigkeit bei bestem Interieur konnte der Hengst im Natursprung weitergeben. Sowohl als Sport-, aber auch als Freizeitpartner sind seine vielen Nachkommen eingesetzt und geben ihren Partnern ein kleines Stück von dem Deckhengst Hochfein mit. Er war bis zu seinem Tod im Natursprung auf den Servicestationen Marbach und Biberach im Deckeinsatz und auch dort sehr beliebt. Viele seiner Nachkommen sind im Sport, aber auch im Freizeitbereich eingesetzt.

Im Juli 2020 dann die traurige Nachricht: Hochfein musste aufgrund einer Verletzung erlöst werden. Der Rappe hatte sich das Fesselbein gebrochen und wurde eingeschläfert. Alle Gestüter, Sportler und Freunde des Pferdesports werden diesen noblen Hengst mit Sicherheit in besonderer Erinnerung halten.