Text: Lara Wassermann | Foto: Daniel Elke

Einen Tag mit ihrem Idol zu verbringen – diesen Wunsch erfüllten wir einer unserer Leserinnen gerne. Auf der Equitana durfte die Gewinnerin mit ihrem eigenen Pony von Trainerin Kenzie Dysli lernen.

Früh am Morgen geht es los zur Equitana. Es ist noch dunkel und ziemlich kalt, als Nurith am Stall ihre Stute Kaluna verlädt und aufgeregt die letzten Teile zusammenräumt. Knotenhalfter, Gerte und Strick dürfen auf keinen Fall fehlen. Die 23-jährige Reiterin aus Münster ist die Gewinnerin unserer Verlosung „Eine Trainerstunde mit Kenzie“ und ist aufgeregt wie noch nie. Kaluna steht noch am Anfang der Ausbildung, macht sich aber schon sehr gut. Seit zwei Jahren ist die Ponymix-Stute an ihrer Seite und zeigte sich zu Beginn nicht immer einfach. Nurith hat schon einiges mitgemacht, von Knochenbrüchen, die bei einem Ausritt entstanden sind, weil die Pony-Stute in ein fahrendes Auto rannte, bis zu einer Gehirnerschütterung. Trotzdem vertraut sie ihrem Pony und bleibt in jeder Situation gelassen. Kenzie Dysli ist für die Münsterländerin ein echtes Vorbild unter den „Pferdeleuten“. Ihre vorherige Stute hatte Nurith aus schlechter Haltung übernommen. Sie war nicht wirklich reitbar und immer unkonzentriert, ließ sich von allem ablenken, reagierte panisch und war dann nicht händelbar. „Ich wusste einfach nicht mehr weiter und habe online nach Hilfe oder neuen Wegen gesucht, wie ich mit der Spanier-Stute arbeiten könnte“, erzählt die Gewinnerin. Nach kurzer Zeit kam sie auf Beiträge und Videos von Kenzie, die sie sofort faszinierten: „Es hört sich lächerlich an, aber Kenzies Videos haben dazu geführt, dass ich mit meiner Stute einen neuen Weg fand, einen der uns beiden Sicherheit vermittelte und der unsere Beziehung extrem stärkte. Ich glaube nicht, dass ich ohne die Trainingstipps von Kenzie aus diesem Tunnel einen Ausgang gefunden hätte“, so Nurith.

„Alles ist so aufregend“

Seit dieser Zeit verfolgt sie Kenzie Dyslis Weg mit den Pferden und schaut sich immer wieder neue Wege ab, wie man mit seinem Pferd kommunizieren kann. Der Gewinn der Trainerstunde ist für die Teilnehmerin daher etwas Einzigartiges. Equitana – die Weltmesse des Pferdesports. Das ist nicht nur ein Name. Für die meisten Reiter ist es DAS Event. Shoppen, Shows und Trainer sehen, die man sonst nur aus dem Fernsehen kennt, Gleichgesinnte treffen und die Möglichkeit haben, sich mit ihnen auszutauschen. So empfindet es auch die Teilnehmerin der Trainerstunde: „Ich liebe die Equitana und bin schon seit meiner Kindheit immer zur Messe nach Essen gefahren. Allein der Geruch, wenn man die Hallen betritt, löst in mir Erinnerungen an die Kindheit aus“, berichtet sie mit einem Lächeln. Jetzt selbst ein Teil einer Vorstellung zu sein berührt sie: „Mit meiner Stute Kaluna jetzt hier zu sein, ist etwas ganz Besonderes, das ich nie vergessen werde.“

Die Trainerstunde mit Kenzie Dysli ist für den Vormittag und den Nachmittag geplant. In der übrigen Zeit steht Nuriths Pony in einer der Gastboxen. Geräumig, frisch eingestreut und mit gutem Heu ausgestattet, fühlt sich die Norweger-Mix-Stute sofort wohl und ist völlig entspannt. Bevor die erste Trainingseinheit losgeht, kann Nurith noch mal mit der Trainerin besprechen, woran sie mit ihr arbeiten möchte und wo sie die größten Probleme sieht. Nurith erklärt, dass Kaluna zwar immer mitmacht, jedoch häufig Übungen ungefragt vorwegnimmt und einfach „abspult“. Außerdem klappe das Stellen in kleinen Volten noch nicht so gut.

Lernen von der Besten

Kenzie schaut sich zunächst an, wie Nurith und Kaluna zusammenarbeiten und analysiert beider Verhalten, bevor es an die Problemlösung geht. Außerdem möchte sie „mal fühlen“, wie sie sagt, was bedeutet, dass sie ein paar Minuten mit Kaluna arbeitet, sodass sie genau weiß, wie die junge Stute auf ihre Körpersprache, Mimik und Gestik reagiert: „Meistens sind Menschen in ihrer Körpersprache nicht klar genug, sodass das Pferd es nicht verstehen kann und dann unerwünschtes Verhalten zeigt“, so die Trainerin. Die Heimat der hübschen Reiterin und Trainerin im Natural Horsemanship ist Andalusien. „Vertrauen und Freundschaft, feine Kommunikation und Fairness sind für mich ganz wichtige Prinzipien im täglichen Umgang mit Pferden und mein Leitmotiv auf dem gemeinsamen Weg hin zur Leichtigkeit der Freiheitsdressur und der perfekten Harmonie des Reitens“, so die 27-jährige Tochter des berühmten Pferdetrainers und Westernreiters Jean-Claude Dysli.

„Ehrlichkeit, Respekt, gegenseitiges Vertrauen und Liebe sind für mich die zentralen Themen im Umgang mit meinen Pferden. Sie selbst sind immer absolut ehrlich, erkennen mich als das, was ich in meinem Innersten bin, und sie spiegeln mich in ihrem Verhalten und ihren Reaktionen immer sehr deutlich wider. Daher ist es eine ganz besondere Herausforderung, bei der Zusammenarbeit mit den Pferden, diese Ehrlichkeit selbst zurückzugeben und die individuellen Bedürfnisse des einzelnen Pferdes zu erkennen und im täglichen Umgang zu berücksichtigen“, so Dysli.

Bei Kaluna ist der Expertin schnell klar, dass sie sehr sensibel ist. Sie reagiert auf die kleinsten Signale, was ein angenehmes Training ermöglicht, einem jedoch auch viel Konzentration abverlangt. Nurith und Kaluna arbeiten vermehrt an der Stellung und Biegung auf der Volte, außerdem am fließenden Wechsel der Hand. Das alles natürlich mit nur feinen Signalen, die das Pferd aber sofort wahrnimmt. „Ich bin total begeistert, und es macht so viel Spaß, mit einer solchen Trainerin zu arbeiten. Außerdem habe ich Kaluna im Gegensatz zu meiner spanischen Stute immer als etwas grobmotorisch eingeschätzt und bin ganz erstaunt, dass Kenzie dies überhaupt nicht so sieht. Dieser Tag bleibt für mich unvergesslich“, so Nurith.