Text: Lara Wassermann | Foto: Holger Schupp

Wir hatten ein ganz besonderes Gewinnspiel: Zu gewinnen gab es eine Trainingsstunde bei Olympia­siegerin Nicole Uphoff-Selke auf der Equitana Open Air. Was für viele ein Traum bleibt, wurde­ für Leserin Luisa Wirklichkeit. Wir haben sie begleitet und ihr die Daumen ­gedrückt, dass alles glatt läuft!

Der Tag begann für die Abitu­rientin Luisa wie ein normaler Turniertag: Ihre Stute Lady Kracher B, genannt Lady, wird auf Hochglanz poliert, sie wird eingeflochten, und das Sattelzeug und die Stiefel werden geputzt. Unter der Jogginghose trägt Luisa schon ihre weiße­ Reithose. Doch entgegen dem Anschein steht heute etwas ganz Besonderes an – Luisa ist die Gewinnerin der Trainingsstunde bei Olympiasiegerin Nicole Uphoff-Senke, die mit ihrem Pferd Rem­brandt unvergessen bleibt. Bei 25 Grad fährt Luisa mit ihrer Stute nach Neuss zur Equi­tana Open Air. Dort wird sie vor einem großen Publikum und jeder Menge neuer Herausforderungen, wie Lautsprechern, Fahnen, Bildschirmen und einer lauten Atmosphäre, Lektionen auf dem großen Showplatz zeigen dürfen. Die 17-Jährige reitet auf M-Niveau­ Dressur, jedoch macht ihr der Galopp immer­ wieder Probleme, sodass sie gezielt daran mit Nicole Uphoff arbeiten möchte.

Um 14 Uhr geht es dann endlich los. Lady und Luisa haben ihren großen Auftritt. Die 11-jährige Westfalen-Stute darf den großen Platz betreten und staunt nicht schlecht, als sie die Zuschauermengen hinter der Bande sieht. Kurz irritiert von den Eindrücken ist sie dann aber wieder ganz bei Luisa und zeigt sich souverän in jeder Gangart. Zunächst noch etwas verspannt, mithilfe­ der erfolgreichen Trainerin dann allerdings immer lockerer. Der Trab hat es Nicole Uphoff besonders angetan: „Das sieht super aus, Luisa. Sehr schön!“ Nicole Uphoff-Selke scheint für die vermeintlichen „Probleme“ der von ihr heute betreuten Reiterpaare ganz neue Lösungs­ansätze zu finden: „Manchmal muss man von der Norm abweichen, um Pferd und Reiter verständlich zu machen, wie es geht. Daher nutze ich manchmal auch ungewöhnliche Wege, um das zu erreichen. Auf welchen Umwegen man zum Ziel kommt, ist egal, Hauptsache, man kommt dorthin!“

Ein absoluter Traumjob

Selbst geht die Profireiterin schon lange nicht mehr aufs Turnier. Vielmehr ist es nun die Ruhe, die sie reizt: „Ich selbst habe nur noch eine Stute, die aber sogar mit Remmi verwandt ist. Natürlich reite ich auch noch Dressur, aber meistens zieht es mich ins Gelände­ – am Morgen durch die Weinberge zu reiten ist einfach wunderschön und für mich mittlerweile der viel schönere Kontakt zum Pferd als der im Wettkampf“, erzählt Uphoff mit einem Lächeln. „Meine Arbeit besteht mittlerweile nur noch aus Dingen, die ich wirklich gerne mache. Neben ausgewählten Reitern, denen ich Unterricht gebe, liebe ich es, mich für die Jugendförderung einzusetzen. Dabei ist die Kunst, dass man sich in kürzester Zeit in Pferd und Reiter hin­einfühlen muss, damit man ihnen schnell helfen und Richtiges festigen kann.“ Hat der Wettkampf für sie trotz der großen Erfolge seinen Reiz komplett verloren? „Ja, eigentlich schon. Allerdings liebe ich Pferde, die mir noch eine Aufgabe geben und richtig­ Feuer haben. Ein Pferd, das einer Reitschülerin aus Spanien gehört, hat es mir besonders angetan. Es weckt in mir schon manchmal den Gedanken, dass ich nur für einen Tag wieder sprichwörtlich auf der ganz großen Bühne stehen möchte. Wenn es dazu käme, dann würde ich mit diesem Pferd noch einmal einen Grand Prix reiten. Aber nur für mich, für das Erlebnis – nicht für den Sieg.“

Auch Luisa reitet auf der Equitana nicht für den Sieg, sondern einfach nur wegen des tollen Erlebnisses. Nach ihrer Unterrichtsstunde sind Pferd und Reiter geschafft, aber glücklich: „Es war toll, hier zu reiten, und trotz Aussetzern hat Lady es super gemacht. Ich glaube, dass nicht jedes Pferd so einen Trubel mitmacht.“ Ein Equitana-Besuch der besonderen Art, den die beiden sicherlich nicht so schnell vergessen werden.