Text & Foto: Ilja van de Kasteele

Trippel trappel, trippel trappel Pony, über Felder durch die Wälder, kreuz und quer“ – das ist der Anfang der Titelmelodie des Filmhits „Die Mädels vom Immenhof“, der 1955 mit einem Schlag eine bis dahin nahezu unbekannte Pferderasse, die Isländer, in Deutschland bekannt machte. Erstmals standen die quirligen Pferde hier vor der Kamera und faszinierten sofort unzählige Pferdenarren. Was ihren Siegeszug in Deutschland neben ihrem sympa-thischen Aussehen aber vor allem beflügelte – Deutschland ist mit über 60.000 Tieren nach Island das Land mit den meisten Islandpferden – das verrät der Titelsong nicht. Lauschen wir weiter: „Trippel trappel, trippel trappel Pony, mal Galopp, mal Trab.“ Natürlich können sie auch die drei Grundgangarten – aber wirklich berühmt geworden sind die Islandpferde vor allem durch den vierten Gang, den Tölt. Wer ihn einmal geritten ist, möchte selten etwas anderes. Fans sagen, nicht einmal fliegen sei schöner. Denn der Tölt verkörpert wie kaum eine andere Gangart Leichtigkeit, Freiheit und Freude. Im Viertakt wirbeln die Beine der Isländer und scheinen kaum den Boden zu berühren. Vom Schritt- bis zum Galopptempo ist dabei jede Geschwindigkeit möglich. Diese Gangart liege in ihren Genen, sagt man. Und in vielen Köpfen geistert die Vorstellung, man müsse nicht gut reiten können, die Pferde würden aufgrund ihrer Veranlagung automatisch tölten.

Ist der Isi also das ideale Anfängerpferd? Sagen wir mal so: Er ist das ideale Pferd für Freizeitreiter, die einen robusten, unabhängigen, sympathischen und nervenstarken Partner suchen, mit dem sie die Natur erkunden können. Denn dazu war das Islandpferd zuerst einmal da. Als der Wikinger Ingólfur Arnarson im Jahre 874 im Südwesten von Island landete und nahe der heutigen Hauptstadt Reykjavik siedelte, begann damit die „Landnahme“, das heißt die systematische Besiedelung der im Nordatlantik liegenden Insel. Die meisten Menschen denken beim Stichwort Wikinger an brutale Eroberer, die mit ihren Drachenschiffen halb Europa in Angst und Schrecken versetzten. Weniger bekannt ist aber, dass die Nordmänner ausgezeichnete Reiter waren, die ihre kleinen Pferde mit auf ihre Seereisen nahmen.

Und so landeten im neunten und zehnten Jahrhundert nicht nur Menschen, Hausrat und Vieh auf Island, sondern auch Pferde. Die direkte Strecke von Norwegen zur ­isländischen Ostküste beträgt nicht mehr als 550 Seemeilen – und war somit für die Wikinger bei günstigem Wind in knapp sieben Tagen zu erreichen. Spätestens seit dem Jahr 1300 ist es nachweislich, von wenigen Ausnahmen abgesehen, zu keinen Pferde-Einfuhren mehr gekommen, sodass sich das Islandpferd seit Hunderten von Jahren unter dem rauen Klima der Insel zu jener einzigartigen Rasse entwickeln konnte, als die es heute weltweit zahllose Menschen in seinen Bann zieht. Die Pferde wurden von Anfang an zu mehreren Zwecken gezüchtet: Einmal als Fleischlieferanten, dann aber auch als Transport- und Reittiere. Bis etwa 1926 waren die Pferde die einzige Möglichkeit, Waren und Menschen zu befördern, denn bis dahin gab es keine Straßen.

 

… vieles mehr zu den ausdauernden und trittsicheren Isländern finden Sie in der Spezial-Ausgabe und in dem Buch „Das Islandpferd“ von Anke Schwörer-Haag. Dieses Rasseporträt zeigt die Vielfältigkeit des Islandpferdes und liefert ausführliche Informationen über die Geschichte, Zucht, Haltung und Ausbildung der ausdrucksstarken Ponys.