Text: Julia Schay-Beneke       Foto: www.slawik.com

Mini-Shetlandponys werden maximal 87 Zentimeter groß, sind aber genauso robust, klug und genügsam wie ihre ­größeren Verwandten. Groß und Klein lieben sie nicht nur, weil sie zum Anbeißen süß, sondern auch, weil sie so vielseitig sind: Sie eignen sich ideal als Fahrponys, Kinderreitpferde, für Zirkuslektionen und Bodenarbeit.

Als Anna Lechner fünf Jahre alt war und ihre Schwester Laura drei, standen zwei klitzekleine Ponys unter dem Weihnachtsbaum. Eines davon war Willi. Willi war 70 Zentimeter groß und Annas erstes Mini-Shetlandpony, das von nun an frei auf dem Hof ihrer Eltern leben würde. Anna ist in Witten-Durchholz geboren und hat ihre Kindheit auf einem idyllischen Fachwerkhof verbracht. Mit ihnen lebten hier zahlreiche Tiere: Ziegen, Schafe, Hängebauchschweine, Hunde, Katzen und Papageien. Die beiden Ponys gesellten sich wie selbstverständlich dazu. „Willi kam nur zur Nacht in den Stall“, erinnert sie sich. „Tagsüber war er frei und lief überall auf dem Hof herum, wie unsere Hunde. Ab und zu ritten wir mit ihm ins Gelände oder auf dem Reitplatz unserer Nachbarn“. All das ist mittlerweile 42 Jahre her.

Bullerbü-Idylle mit Mini-Shettys

Als die Schwestern größer wurden, wurden auch die Ponys größer, die ihr Vater ihnen kaufte. Später ging Anna nach Hamburg, arbeitete als Redakteurin für Print und TV. Als Mutter von zwei Kindern kam in ihr jedoch irgendwann der Wunsch auf, ihren Kindern ebenfalls ein Leben auf dem Land zu ermöglichen. Sie hing ihren Beruf an den Nagel und stieg in der Firma ihres Mannes ein; gemeinsam lebt die Familie in Wetter-Essborn in einem kleinen Fachwerkhaus. „Meine Kinder sollten aufwachsen wie ich, mit Tieren und insbesondere mit Ponys und Pferden.“ Also kaufte sie ihnen, als sie noch klein waren, ­Mini-Shetty-Hengst Kalle. „Kalle war drei Jahre alt. Die Kinder ­haben ihn, natürlich mit meiner Hilfe, selbst eingeritten und ausgebildet.“

Klare Regeln aufstellen

Obwohl die beiden Kinder damals selber erst ein Jahr und drei Jahre alt waren, konnten sie mit einem Westernpad und einem Voltigiergurt, der extra für Minis war, auf ihm reiten. Später kam noch das zweite Mini-Shetty Manni hinzu und es dauerte nicht lange, da konnten sie mit den beiden ins Gelände. „Kalle und Manni waren immer sehr lieb mit Kindern und hatten Spaß am Training – sowohl mit als auch ohne Reiter“, erzählt sie. „Aber eine konsequente Erziehung ist trotzdem unerlässlich. Die wichtigste Regel für die Kinder war: Sie durften die Ponys niemals mit der Hand füttern, da sie sonst anfangen zu zwicken und beginnen, ihr Futter oder die Belohnung von ihnen einzufordern!“ Anna legt großen Wert auf eine artgerechte Haltung, die der robusten Natur der Shettys entspricht: Sie hielt Mini-Shettys und klassische Shetlandponys gemeinsam in einem Offenstall mit großem Paddock. Jeden Tag kamen sie, unabhängig von der Jahreszeit, auf große Weideflächen. Hier blieben sie bis zum Abend – bei Einbruch der Dunkelheit kamen die Ponys selbständig zurück und wurden mit Heu versorgt. Bei Hitze gingen sie über Mittag ebenfalls von alleine in den Wald oder zum Stall. „Sie haben niemals eine Decke bekommen, da sie auch niedrige Temperaturen sehr gut vertragen“, erzählt sie. „Aber sie sollten immer mindestens zu zweit gehalten werden und brauchen täglichen Weidegang, damit sie genügend Bewegung haben und ihr Stoffwechsel gesund bleibt. Ich habe so in über 40 Jahren Ponyhaltung nie negative Erfahrungen mit Hufrehe gemacht! Meine Tiere bekamen immer nur Weide und Heu, niemals Kraftfutter oder Müsli.“ Irgendwann wurden ihre Kinder für die Mini-Shettys leider zu groß. „Ich liebe diese Rasse sehr“, schwärmt sie. „Sie sind liebenswert und unkompliziert und ein Geschenk für die Menschen, die sie artgerecht und möglichst natürlich halten. Sie sind klug, gelehrig und immer zur Mitarbeit bereit – es ist einfach eine Freude mit ihnen zu leben!“

…den gesamten Artikel – inklusive verschiedener Steckbriefe zu den kleinen Pferden – finden Sie in der Mein Pferd-Ausgabe 12/18.

BUCHTIPP

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